19-06-2012
Porträt
Kein verlorener Posten: Der einzige deutsche Aussteller auf der Internationalen Handelsmesse in Harbin
Xu Bei berichtet aus Harbin

Ehrgeiziges Projekt: Andreas Bauschke setzt auf Dongbei und will eine Tochtergesellschaft in Harbin gründen. (Foto: Xu Bei)

 

Andreas Bauschke, ein Geschäftsmann aus Deutschland mit fünfzehn Jahre Erfahrung im China-Geschäft, hat zum ersten Mal einen Stand auf der Internationalen Handelsmesse Harbin

Vom 15. bis zum 19. Juni 2012 findet die 23. Internationale Handelsmesse Harbin in der Hauptstadt der nordostchinesischen Provinz Heilongjiang statt. Die Stadt wurde 1898 -- nach der Besetzung der nördlichen Mandschurei durch Russland -- als Bahnstation der Transmandschurischen Eisenbahn von Russen gegründet, weswegen die Stadt auf eine mehr als hundertjährige Geschichte enger Handelsbeziehungen mit Russland zurückblickt. Die Harbiner Internationale Handelsmesse dient heute als  wichtiger Treffpunkt für Unternehmen aus China, Russland und anderen nordostasiatischen Ländern, vor allem Japan und Südkorea. 

In der Internationalen Ausstellungshalle spielen russische, japanische und koreanische Aussteller in diesem Jahr die Hauptrolle. Sie haben den Großteil der Ausstellungsfläche angemietet. Die Aussteller kommen aus den verschiedensten Branchen, darunter Industrie, Tourismus, Handel, High-Tech, Lebensmittel. Sie ziehen zahlreiche Besucher an.

Vor allem wenn ein ausländischer Anbieter Produkte für den Alltagsbedarf ausstellt, kann sein Messestand mit großem Zulauf rechnen. Die chinesischen Besucher lassen sich die Gelegenheit nicht entgehen, sich über ausländische Produkte und fremde Lebenswirklichkeiten zu informieren. Am besten aber gefällt ihnen, wenn sie an Ort und Stelle Importwaren erwerben können.

Während sich um viele japanische und koreanische Messestände die Besucher drängen, steht ein Aussteller, der deutsche und chinesische Flagge zeigt, recht allein auf weiter Flur. Hier ist die einzige deutsche Vertretung auf der Internationalen Handelsmesse Harbin.

Der Messestand gehört Andreas Bauschke und seinem Unternehmen ABW. Es gibt  keinen bunten Dekor, keine Häppchen als Kostproben und keine schönen Frauen im blutroten Etuikleid. Der Stand beschränkt sich auf die Landesflaggen und einige nüchterne Plakate. Aber ein Unternehmen, das sich als Servicedienstleister versteht und seinen Kunden Kurse in "Internationalem Management" anbietet, tut eben gut daran, keinen Flitterkram und Luftnummern zu präsentieren. 

Andreas Bauschke kommt aus Hagen und ist Wirtschaftsberater. Er stellt sein Unternehmen ABW als Beratungs- und Schulungsunternehmen vor. Seine Spezialität ist Qualitätsmanagement. Viele Unternehmen müssen sich zum Beispiel im Bereich der Normenreihe EN ISO 9000 ff. zertifizieren, um  internationalen Qualitätsstandards zu entsprechen. Ein anderer zentraler Bereich ist Arbeitsschutz. „Ich arbeite seit fünfzehn Jahren mit der State Administration of Work Safety und Work Safety of Coalmining in Beijing zusammen. Wir haben gemeinsam sehr viele internationale Arbeitsschutzseminare durchgeführt", sagt Andreas Bauschke.

Im Gespräch mit Andreas Bauschke merkt man gleich, dass der Mann zielorientiert ist und sich sehr gut auf die Messe vorbereitet hat. Alles Informationsmaterial zu seinem Unternehmen liegt auf Englisch und Russisch vor. Und auch seine Visitenkarte ist zweisprachig. Bauschke verfolgt eine Doppelstrategie: Auf der Messe möchte er neue Kunden nicht nur in der Provinz Heilongjiang, sondern in ganz Nordostasien  gewinnen. Genauso wichtig aber ist ihm die Realisierung seines Plans, ein Tochterunternehmen in Harbin als Hauptquartier für sein China-Geschäft zu gründen. „In Heilongjiang", sagt er, gibt es viele Bergbaubetriebe und somit auch Bedarf an Managementseminaren zum Thema Arbeitsschutz."

Vereinsamt ist Andreas Bauschke an seinem Stand übrigens nicht: Die polnische Messedelegation hat ihn zu einem Informationsseminar eingeladen. Vielleicht öffnet sich für ihn dank Harbin nicht nur Asiens Nordosten, sondern auch der Osten der EU als künftiges Betätigungsfeld.