27-04-2012
Porträt
Der "Super-Farmer" von Longgang
von Tang Weibin und Huang Yan

Ein chinesischer Agrarkonzern nutzt genossenschaftliche Skaleneffekte, um die Produktivität der Landwirtschaft zu erhöhen.

 

SUPER FARMER: Tan Lunweis Erfolg bei der Verbesserung des Landwirtschaftsbetriebs hat ihm den Ehrennamen "Super-Farmer" eingetragen.


Eine weite Fläche frisch gepflügter Felder im Dorf Longgang badet im warmen Sonnenlicht. Es ist März in der zentralchinesischen Provinz Hubei. Neben den Feldern graben und reparieren Bauern, die vom Konzern Chunhui beschäftigt werden, Bewässerungskanäle.


Die Chunhui-Gruppe ist ein landwirtschaftliches Unternehmen, das 6,667 Hektar Land bewirtschaftet und sich eines jährlichen Produktionswerts von 2,5 Milliarden Yuan (396 Millionen US-Dollar) rühmt. Die Größenordnung des Konzerns, der vier landwirtschaftliche Genossenschaften betreibt und ein Forschungsinstitut unterhält, brachte seinem Präsidenten Tan Lunwei den Spitznamen "Super-Farmer" ein. Doch Tan war eigentlich ein Geschäftsmann, der vor zwei Jahren in die Agrarindustrie wechselte, weil er einen guten Einblick in die moderne Landwirtschaft gewonnen hatte.

Im Jahr 2007 begann Tan, damals noch ein Immobilien-Entwickler, Geschäfte mit der Lagerung von Getreide zu machen. Da er mit Einkäufen auf dem lokalen Markt nur 80 Prozent seiner Kornkammern füllen konnte, musste er jedes Jahr Getreide aus der Provinz Henan, ein bedeutender Getreideproduzent in Zentralchina, zukaufen.

Aber, erinnert sich Tan, der Transport von Getreide sei damals teuer und die Getreidequalität nicht gewährleistet gewesen. Daraus entstand dann die Idee, selbst Getreide anzubauen.

"Bei einem Besuch in Dörfern stellte ich schockiert fest, dass die Feldarbeiter nahezu ausnahmslos 60 Jahre und älter waren, denn die meisten jungen Bauern waren längst in die Städte abgewandert, um dort Arbeit zu finden. Große Parzellen Ackerland lagen brach. In weiteren zehn Jahren würden diese Bauern zu alt sein, um Getreide anzubauen", dachte Tan und fragte sich damals, wer dann wohl das Korn produzieren wird. Dieser Gedanke verstärkte seine Entschlossenheit, das Land aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken und mit dem Ackerbau zu beginnen.

Produktion in großem Maßstab

Traditionelle landwirtschaftliche Produktionsmethoden in China stehen heute vor der Herausforderung, mit der raschen Urbanisierung schrittzuhalten, weshalb die Landwirtschaft modernisiert werden müsse, nicht zuletzt im Interesse der Lebensmittelsicherheit, so Tan.

Im März 2010 pachtete die Weiye Chunhui Rice Company, eine Tochter des Chunhui-Konzerns, 1 333 Hektar Land in der Gegend von Xiaogan, um dort Reis anzubauen.

Im Jahr 2011 gründete der Konzern die Longgang Landaktionärsgenossenschaft, die acht Dörfer in Sancha im Xiaogan umfasst. Die Chunhui Gruppe stellte  landwirtschaftliche Maschinen zur Verfügung, während die Dörfer das Land beisteuerten. Die Dorfbewohner haben zusammengenommen 51 Prozent der Genossenschaftsanteile, während der Chunhui-Konzern mit 49 Prozent der größte einzelne Anleger ist. Die Genossenschaft wird gemeinsam verwaltet und die Gewinne werden entsprechend verteilt.

Liu Shuntian, Direktor der Longgang Landaktionärsgenossenschaft, erklärt, dass vor ein paar Jahren viele Parzellen besten Ackerlandes brach gelegen seien. Bis zu fünfzig Prozent der Ackerfläche sei damals ungenutzt gewesen. 

"Jetzt, durch die intensive Bewirtschaftung, sind alle Flächen mit Nutzpflanzen bebaut", erzählt Liu. "Wir sind sehr glücklich darüber!"

Tan hat auch Genossenschaften mit Landwirten in anderen Landkreisen und Städten in Hubei gebildet, etwa in Hanchuan, Yingcheng und Yunmeng. Durch genossenschaftliche, langfristige Pachtverträge oder saisonale mit kurzen Laufzeiten verwaltet der Chunhui-Konzern mittlerweile fast 6 667 Hektar Land.

"Durch die Zusammenlegung der Flächen können wir in großem Maßstab mechanisieren und so die Arbeitsproduktivität erhöhen", erläutert Tan.

Auf dem Gelände des Chunhui-Konzerns kann man einen Maschinenpark von beeindruckender Bandbreite besichtigen: Traktoren, Reissetz-, Pflanz-, Erntemaschinen und Nebelsprüher.
"Nein, das sind nicht alles unsere eigenen Maschinen", verrät Tan. "Wir richten eine landwirtschaftliche Maschinenkooperative ein, und die Bauern können ihre Maschinen als Anteil beisteuern. Die Erträge aus dem Verleih von Maschinen während der Aussaat- und Erntesaison werden gemäß den Anteilen gesplittet", sagt er.

Am 4. Januar erhielten die Anteilseigner der Longgang Landaktionärsgenossenschaft ihre erste Dividende ausgezahlt. Wang Yulan aus dem Dorf Longgang, gibt an, sie habe für die Verpachtung ihrer 1,1 Hektar Land im vergangenen Jahr 7 500 Yuan (900 Euro) bekommen, und zusätzlich habe sie als Landarbeiterin in der Genossenschaft 5 500 Yuan (rund 660 Euro) als Lohn für vier Monate erhalten. "Jetzt kann ich Geld verdienen, ohne meinen Heimatort verlassen zu müssen. Das ist nicht schlecht", findet sie.

Tan hat bereits neue Pläne: "In zwei bis drei Jahren werden wir weitere 33 333 Hektar Reisfelder anpachten, so dass wir die Produktivität weiter verbessern und das Einkommen der Bauern erhöhen können", glaubt er.

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