Maos Zeitungshaus – ein Konsumtempel1976: Maos ehrwürdige „Volkszeitung" in Beijinger Hauptgeschäftsstraße Wangfujing, umlagert von neugierigen Passanten in einheitlichen Mao-Anzügen...
...und heute: ein Konsumtempel mit Shops u. a. für Handys und gepflastert mit Produktwerbung. Verkauft von Maos Erben. Maos „Volkszeitung" ist in einen Neubau an der Straße Jin Tai Xi Lu fernab des Zentrums umgezogen.
Seit „Maos Reich und China heute" haben auch immer mehr Chinesen Sie und Ihre Arbeit kennen gelernt. Was haben die Fotoausstellungen den Chinesen gebracht? Werden Sie sich weiter Chinas Wandel in Fotoausstellungen widmen? Unser aus historischen und aktuellen Fotos bestehender Vergleich „Maos Reich und China heute" hat die chinesischen Frauen und Männer ungewöhnlich stark verblüfft, besonders die neue Generation. Warum? Die allermeisten Chinesen hatten früher keine eigene Kamera und somit auch keine Fotos von sich, von ihrer Umgebung und ihrem Land, von dem ganzen Leben.
China bleibt auch weiterhin in unserem Focus – beruflich und privat! Daraus werden wir unter anderem weitere hochinteressante Foto-Ausstellungen entwickeln.
Martin, Sie haben im Jahr 1976 China bereist. Und das war eine außergewöhnliche Chance für einen deutschen Journalisten. Welche Rolle spielt dieses Erlebnis 1976 in Ihrem Leben? Mein ganz besonderes Journalistenglück war, dass ich im April 1976 – noch zu Mao Zedongs Lebzeiten und im letzten Jahr der Kulturrevolution – live den historischen Aufruhr der „Rechtsabweichler" und den Gegenschlag der „Viererbande" miterlebt habe! Diese journalistische Erfahrung hat meinen Blick für historische Ereignisse entscheidend geschärft – bis heute und für die Zukunft. Und: Mich und meine Frau Margarete hat China seitdem journalistisch und persönlich nicht mehr losgelassen.
Seit 2008 reisten Sie jedes Jahr nach China. Welche besonderen Geschichten haben Sie in den vergangenen vier Jahren unterwegs erlebt? Können Sie uns eine beeindruckende schildern?
Die erste: Wir als zwei der wenigen akkreditierten Journalisten am 1. Oktober 2009 bei der Parade zum 60. Geburtstag der Volksrepublik China am „Tor des Himmlischen Friedens" in Beijing Zentrum bei strahlendem Sonnenschein. Dabei hatte es noch in der Nacht heftig geregnet. Wir hörten und lasen: Mit Spezialraketen hatten chinesische Wetter- und Technik-Experten die Schlecht-Wetter-Wolken rechtzeitig aufgelöst.
Die zweite beeindruckende Geschichte: Wir hatten die große Freude und Ehre, nur fünf Tage später, in Beijing eine chinesische Hochzeit mitfeiern zu dürfen. Eine bezaubernde Braut, ein charmanter Bräutigam, liebenswerte Eltern und ein buntes, unvergessliches Fest! Wir sind Freunde geworden!
In diesem Jahr ist das 40. Jubiläum der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen China und Deutschland. Haben Sie einen Plan, zu diesem Anlass etwas machen? Wenn ja, können Sie uns schon etwas verraten?
Gerne: Für Shanghai, Hamburgs Partnerstadt, bereiten wir für dieses Jubiläumsjahr unsere nächste, weiter aktualisierte Foto-Ausstellung vor. Sie soll im April dieses Jahres in der 23-Millionen-Metropole zu sehen sein. Und: Ein chinesischer Verlag in Beijing hat inzwischen konkretes Interesse an der Herausgabe eines China-Buches von uns – unter anderem mit vielen unserer historischen und nachfolgenden Fotos.
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