18-03-2011
Porträt
Spenden unter Vorbehalt
 

 

Vor kurzem wurde eine große Spendenaktion des chinesischen Unternehmers Cao Dewang für arme Bauern in Südwestchina erfolgreich abgeschlossen. Auf der Schlussfeier wurde Cao Dewang mit der typischen Tracht der Yi-Nationalität aus Südwestchina beschenkt. Der 65-jährige Gründer des Autoglas-Produzenten Fuyao lächelte freundlich in die Kameras. Aber die Mitarbeiter des Chinesischen Fonds zur Armutsbekämpfung wissen ganz genau, wie streng und penibel der lächelnde Spender sein kann. Seine Spendenaktion gilt als die „nach strengsten Maßstäben durchgeführte der Geschichte".

 

Sparsamer Umgang

Für die von Dürre heimgesuchten Bauern in Südwestchina wollte Cao Dewang durch den Chinesischen Fonds zur Armutsbekämpfung 200 Millionen Yuan spenden, knüpfte an diese noble Geste aber strenge Bedingungen: innerhalb von sechs Monaten müssten die 200 Millionen Yuan an über 100 000 Haushalte verteilt werden. Die Verwaltungskosten müssten unter drei Prozent der Spendensumme liegen. Natürlich wusste Cao sehr gut, dass in China die Verwaltungskosten meistens zehn Prozent der Spendensumme ausmachen. Er aber beabsichtigte diese Quote drastisch zu senken – zu Gunsten der Hilfsbedürftigen.

„Wenn man sorgfältig plant und alles mehrfach durchrechnet, reichen sechs Millionen Yuan ohne weiteres aus,  um das 200 Millionen schwere Projekt auf die Beine zu stellen", so Cao Dewang, „ ich hoffe, dass ich mit diesem Projekt ein gutes Beispiel gegeben habe." 

Im Mai letzten Jahres hatten Cao Dewang, Vorstandsvorsitzender der Fuyao Gruppe aus Fujian und sein Sohn Cao Hui beschlossen, durch den Chinesischen Fonds zur Armutsbekämpfung 200 Millionen Yuan an die von Dürre heimgesuchten Bauern zu spenden. Cao Dewang sagt: „Ich habe Armut erlebt und weiß ganz genau, was das  bedeutet. Für einen Bauern, der wegen der Jahrhundertdürre seinen Lebensunterhalt verloren hat, reichen vielleicht schon 2000 Yuan aus, um mit dem Wiederaufbau seiner Existenz zu beginnen." Als Unternehmer, der aus dem Nichts den weltweit drittgrößten Autoglashersteller geschaffen hat, wollte Cao Dewang unbedingt garantieren, dass seine 200 Millionen Yuan auch tatsächlich in die Hände der hilfsbedürftigsten Bauern gelangten. Dafür baute er eigens ein Aufsichtsteam auf. Auch Medienvertreter wurden eingeladen, um den Verteilungsprozess von A bis Z zu überwachen und darüber zu berichten. Alle zehn Tage landete ein Arbeitsbericht des Chinesischen Fonds zur Armutsbekämpfung über das Projekt auf dem Schreibtisch von Cao Dewang. Für den Fonds war das Projekt nicht ohne Risiko. Nach dem Vertrag mit Cao Dewang hätte der Fonds bis zu 6 Millionen Yuan Entschädigung zahlen müssen, wenn nachgewiesen werden könnte, dass Geld aus der Spende in dunkle Kanäle geflossen sei.

 

Transparenz schafft Vertrauen

Wang Xingzui, der Generalsekretär des Fonds, sagt, er habe viel Hoffnung in das Projekt gesetzt und wollte auf diese Weise das Vertrauen der Öffentlichkeit in den gemeinnützigen chinesischen Fonds zurückgewinnen. In der Vergangenheit hatte es nämlich wiederholt Skandale um die zweckentfremdete Verwendung von Spendengeldern durch den Fonds gegeben. Nur wenn das Management seiner Organisation transparent sei, würde man auch in Zukunft mit Spenden bedacht werden, so Wang Xingzui.

Gemeinsam mit den Verwaltungsbehörden von 17 Kreisen wurden 92 125 Haushalte ausgewählt, die Spenden von Cao Dewang empfangen durften, da man sie als besonders hilfsbedürftig einstufte. Eine entsprechende Namensliste wurde gemeinsam mit der Nummer einer Hotline, bei der Protest gegen die Auswahl eingelegt werden konnte, veröffentlicht. 500 Freiwillige – die meisten von ihnen Studenten - haben diesen Familien Hausbesuche abgestattet, um sich ein Bild über deren tatsächliche Lebensverhältnisse zu machen. Am Ende wurden rund zwei Prozent der Familien aus der Empfängerliste gestrichen. 

 

Wie hoch dürfen Verwaltungskosten sein?

Der Vize-Leiter des Chinesischen Fonds zur Armutsbekämpfung, He Daofeng, glaubt, dass dieser aufschlussreiche Versuch, bei einer Spendenaktion das Prinzip der persönlichen Haftung für eine korrekte Verteilung von Spendengeldern anzuwenden, zur Erhöhung der Effektivität des Fonds beitragen kann. Ob die Verwaltungskosten in jedem Fall  auf unter drei Prozent gedrückt werden können, hält er aber für unwahrscheinlich: „Bei diesem Projekt sind viele administrative Kosten, die normalerweise anfallen,  gar nicht eingerechnet worden. Auch die Freiwilligen leisteten ihre Arbeit fast unentgeltlich. Deswegen kann man die Drei-Prozent-Marke auch nicht als allgemeine Latte für alle Spendenaktionen setzen." 

Professor Deng Guosheng von der Tsinghua Universität meint jedoch, dass der Erfolg des Projekts von Cao Dewang gezeigt habe, dass es bei Spendenaktionen noch einen beträchtlichen Spielraum zum Reduzieren der Verwaltungskosten gebe: „Zumindest ist  es bei großen Projekten  durchaus möglich, die Kosten auf  fünf Prozent des Spendenbetrags zu reduzieren."