24-01-2011
Porträt
Chen Guangbiao: Wer spendet, hat mehr vom Leben!

Wieder einmal hat Chen Guangbiao eine Mauer aus Geld errichtet, und das im Wortsinne: 15 Millionen Yuan in 150 000 Banknoten zu je Hundert Yuan. Vor dieser beeindruckenden Kulisse hat der Multimillionär seinen ehrgeizigen Spendenplan angekündigt, den er zum Frühlingsfest realisieren will. Bargeld und Güter im Wert von  insgesamt 127 Millionen sollen an Bedürftige gehen.

Der Unternehmer aus der Recycling-Wirtschaft zählt zu den erfolgreichsten Privatunternehmern Chinas und ist gleichzeitig einer der größten Spender des Landes. Er ist nicht darauf versessen, seinen 600 Millionen Euro schweren Besitz blindwütig durch Raffgier zu vermehren. Im Gegenteil: der selbst in bitterarmen Verhältnissen aufgewachsene Unternehmer teilt sein Geld mit denjenigen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen. In den vergangenen zehn Jahren hat er mehr als 152 Millionen Euro gespendet, die rund 700 000 Menschen zugute kamen. Allein im vergangenen Jahr hat er 36 Millionen Euro hergegeben, fast 70 Prozent der Gewinne seines Unternehmens.  

Gemeinsam mit Unternehmern aus Beijing, Shanghai, Guangdong, Hebei und der Inneren Mongolei hat Chen 87 Millionen Yuan Spendengelder gesammelt, sechs Millionen davon stammten von ihm persönlich. Dazu kommen als Sachspenden noch 13 000 Wintermäntel, 1000 Computer, 300 Solarkocher und sieben Minibusse. Diese Spenden werden an Bedürftige in Xinjiang, Yunnan und Jiangsu verteilt. Chen sagt: „Vor dem Frühlingsfest war ich in einigen wirtschaftlich unterentwickelten Gebieten zu Besuch. Manche Familien sind dort so arm, dass sie noch nicht einmal Geld für Fleisch fürs Frühlingsfest übrig haben. Als Unternehmer, der es zu großem Wohlstand gebracht hat, fühle ich mich verpflichtet, etwas zu tun, damit auch die Armen ein warmes und fröhliches Frühlingsfest feiern können." Zum letzten Frühlingsfest hat er etwa 100 000 Geldgeschenke im Gesamtwert von 73 Millionen Yuan an bedürftige Familien verteilt.  

Chen ist der Meinung, dass mit Reichtum auch Verantwortung für jene einhergeht, die es nicht so gut getroffen haben. „Reich zu werden ist reines Glück - deshalb sollte das Vermögen einer Person genutzt werden, um anderen zu helfen", davon ist Chen fest überzeugt. Diese Verantwortung für sozial Schwächere lernte er früh. 

Chen weiß nur allzu gut, was es heißt, bedürftig zu sein. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen in der Provinz Anhui auf. Trotzdem teilte seine Mutter immer das Wenige, das die Familie hatte, mit anderen, und lud Bettler an den Esstisch der Chens, wann immer es die Situation der Familie erlaubte. Babys aus der Nachbarschaft, deren Eltern ihnen keine Milch geben konnten, sprang Chens Mutter bereitwillig als Amme bei. Diese Prägung begleitete ihn ein Leben lang. 

Schon als Kind zeigte sich, dass Chen Guangbiao ein Händchen dafür hatte, Geld zu erwirtschaften. So kam er an kindlichen Maßstäben gemessen an ein kleines Vermögen, indem er mit allem handelte, was er in seinen Besitz bringen konnte. Schon damals zeigte sich aber nicht nur sein Geschäftssinn, sondern auch sein soziales Gewissen: Mit seinem hart erarbeiteten Geld bezahlte er das Schulgeld für ein mittelloses Nachbarskind. 

Chen arbeitete stets hart und gründete schließlich mit dreißig Jahren die Recycling-Firma Huangpu, die ihn zum Millionär machte. Doch die Erfahrung, die ihm die Mittellosigkeit gebracht hat, möchte er nun - zumindest teilweise - auch seinen beiden Söhnen angedeihen lassen: „Meine Eltern haben mir nichts vererbt. Ich möchte meinen Kindern auch nichts hinterlassen, außer den spirituellen Reichtum, den sie aus der Philanthropie schöpfen können." Und so soll sein gesamtes Vermögen nach seinem Tod für karitative Zwecke gespendet werden. „Es ist doch eine Schande, so reich zu sterben!" 

Inspiriert durch die US-Milliardäre Bill Gates und Warren Buffett, die ihn 2010 gemeinsam mit den 50 reichsten chinesischen Industriellen zu einem Essen einluden, um über Wohltätigkeit zu sprechen, will Chen nun seinerseits die Unternehmer in seinem Freundeskreis motivieren, ihren Reichtum an Bedürftige zu verteilen. Er hat sich zum Ziel gesetzt, mindestens hundert Unternehmer davon zu überzeugen, den größten Teil ihres Vermögens nicht zu vererben, sondern zu spenden!