Am 27. Januar 2010 hat die Akademie der Wissenschaften in Beijing den Preis für internationale technische Zusammenarbeit 2009 verliehen. Zu den Preisträgern gehören der deutsche Astrophysiker Gerhard Börner, der amerikanische Botaniker Peter H. Raven und der französische Raumfahrtexperte Roger Maurice Bonnet.
Gerhard Börner, geboren 1941 in Plauen, ist Professor für Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching. Dort widmet er sich der Erforschung des frühen Universums und der Galaxienentstehung.
In der Begründung für die Preisverleihung heißt es, Gerhard Börner bemühe sich fortwährend um die Förderung der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit in der Astronomie. Er habe für die astrophysikalische Forschung in China eine wichtige Rolle gespielt. Nach der Auszeichnung hat die Beijing Rundschau Gerhard Börner interviewt.
Beijing Rundschau: Herr Börner, zuerst gratuliere ich Ihnen ganz herzlich, dass Sie in China mit dem Preis für internationale technische Zusammenarbeit 2009 ausgezeichnet wurden. Wie fühlen Sie sich, ist diese Auszeichnung eine Überraschung für Sie?
Gerhard Börner: Es war schon eine Überraschung für mich, ich hatte nicht mit so einem Preis gerechnet, ich freue mich natürlich sehr und betrachte die Auszeichnung als eine große Ehre.
Seit den 70er Jahren sind Sie in China aktiv. Wie beschreiben Sie den Unterschied zwischen der Astronomie in China damals und heute?
Ich war 1979 zum ersten Mal in China. Damals war ich für sechs Wochen in Beijing, dann noch sechs Wochen in anderen Städten, in Hefei, Nanjing und Shanghai. Ich habe im Wesentlichen Vorlesungen und Vorträge für die chinesischen Kollegen gehalten. Daraus ergab sich dann eine Art Zusammenarbeit, die immer enger wurde. Heute sind das längst wissenschaftliche Kollegen geworden, mit denen ich einige Projekte gemeinsam organisiert habe. Diese Projekte waren wirklich sehr erfolgreich und haben internationale Anerkennung gefunden, was mich natürlich besonders gefreut hat.
1979 waren die chinesischen Wissenschaftler in gewissem Sinne ja noch abgetrennt von der internationalen Entwicklung. Sie hatten nur vereinzelt mit Hilfe der wissenschaftlichen Literatur verfolgen können, was sich international im Fach tat. Deshalb gab es damals auch keine rechte Vorstellung darüber, was wichtige und interessante Fragestellungen sind. Das hat sich natürlich sehr schnell geändert. Heute gibt es mehr Zugang zur internationalen Entwicklung, auch durch die im Internet verfügbare Fachliteratur und die Möglichkeit, Kontakt miteinander aufzunehmen und aufrechtzuerhalten. Gerade die jungen Leute sind sehr versiert und interessiert.
In meinem Fach der Grundlagenwissenschaft ist eine starke Bewegung sichtbar: Viele junge Wissenschaftler, die einige Jahre im Ausland verbracht haben, sind mittlerweile nach China zurückgekehrt, weil die Forschungsbedingungen hier inzwischen sehr gut geworden sind.
Was sollten chinesische Wissenschaftler Ihrer Meinung nach von ihren deutschen Kollegen lernen, was die deutschen von chinesischen Kollegen?
Das ist ganz unterschiedlich. Auf einigen Gebieten sind wir auf völlig gleichem Niveau, wir lernen gegenseitig voneinander. Nachholbedarf besteht in China noch beim experimentellen Teil der Wissenschaft. In der Astronomie ist das der Bau von Instrumenten oder Teleskopen. Für die theoretische Arbeiten haben wir eine sehr strenge Beurteilung, weil wir in internationalen Journalen publizieren. Aber eine solche Qualitätsbeurteilung fehlt bei experimentellen Arbeiten. Ich glaube, das Beste wäre, auch hier mehr internationale Zusammenarbeit zu schaffen.
Wir Wissenschaftler lernen individuell, jeder auf seine Weise. Prägend war für mich diese lange Zeit, da ich Kontakt zu China habe: 30 Jahre, das ist ja praktisch mein halbes Leben! Das hat mir einerseits wissenschaftlich viel gebracht, durch den Kontakt zu jungen und älteren Kollegen, die ich sehr gut kennen gelernt habe und mit denen ich auch befreundet bin. Meine Persönlichkeit hat mitgeformt, dass ich China gut kennen lernen konnte, einen ganz anderes gearteten Kulturkreis erlebt habe, nicht nur als Tourist, sondern etwas tiefer gehend.
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