20-08-2015
Im Focus
Aber Chinesisch sprechen wir hier nicht – oder etwa doch? Sinologen und ihre Erfahrungen mit der Arbeitswelt
von Edith Stifter

Das Wörterbuch bleibt ein Leben lang ein wichtiges Werkzeug.

Gerade die Chinesischkenntnisse sind sicher das am ehesten verflüchtigendste Wissen der sinologischen Angebotspalette. Wer sein Chinesisch – genauso wie die eigene Muttersprache – nicht regelmäßig übt, wird dieses Wissen bald verloren haben.

Sinologen aus Deutschland und Österreich teilten mit der Beijing Rundschau ihre Erlebnisse. Die meisten sind noch nicht sehr lange mit dem Studium fertig oder begannen ihr Berufsleben zur Zeit der globalen Wirtschaftskrise. Mit einer langen Jobsuche kommen dann oft Zweifel an der Wahl des Studiums, genauso wie den eigenen Fähigkeiten.

Wer schon mal längere Zeit nach Arbeit gesucht hat, kennt vielleicht das Gefühl, wie es ist, zusehen zu müssen, wie die eigene Lebenszeit vergeht und man selbst auf der Stelle tritt. Wie es ist, wenn man keine langfristigen Termine mehr vereinbaren will, denn man könnte dann ja schon Arbeit – irgendwo auf der Welt – gefunden haben. Der weiß vielleicht auch, wie es ist, an den eigenen Fähigkeiten und Lebensentscheidungen zu zweifeln. Denn man findet keine Arbeit, „weil niemand auf eine Sinologin wartet", „weil das Chinesisch nicht gut genug ist", weil man „das falsche studiert" hat….

Das glaubt man oft sogar dann noch, wenn man feststellt, dass man Bewerbungsgespräche bei Personen geführt hat, deren Werdegang eigentlich nicht beeindruckender als der eigene ist.

Dass ein Netzwerk – oder Guanxi – am Ende einer der wichtigsten Faktoren bei der Jobsuche ist, zeichnet sich für alle früher oder später ab und bei Pendlern zwischen zwei Kulturen ist es gar nicht so einfach, überall Kontakte zu haben. Gut vernetzt in China keine Jobsorgen zu können bedeutet noch lange nicht, dass dies nach der Rückkehr noch so sein wird – und umgekehrt.

Trotz der unterschiedlichen Ausbildungen, verschiedenster zusätzlicher Qualifikationen, vielfältiger Ziele ähneln sich die Probleme der meisten.

Das Studium wurde immer aus Interesse gewählt, mit Blick auf Chinas wachsende Rolle im sowohl internationalen System als auch auf die stärker werdenden wirtschaftlichen Verflechtungen mit China. Klar, die oft „sprechen die Chinesen eh alle Englisch", aber mit dem wachsenden Selbstbewusstsein des Landes, sollte man sich in Europa langsam auf selbstbewusstere Partner einstellen.

Und die „teure Zusatzqualifikation" kommt den meisten Arbeitgebern nicht ungelegen, wenn man dann doch mal einen Dolmetscher braucht.

Wie es unterschiedlichen Sinologen bei ihrer Suche nach einem Beruf ergangen ist und was sie dabei erlebt haben, stellen wir Ihnen anhand der Portraits von sieben Sinologen aus Deutschland und Österreich vor.

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