20-08-2015
Im Focus
Vielfältige Talente und Aufgaben
von Edith Stifter

Ruth

Ruth hat an der Universität Wien Sinologie und Translation studiert, das Translation-Studium aber nicht abgeschlossen. Zuvor hatte sie schon eine Ausbildung als Grafik-Designerin abgeschlossen.

„Ich hab Chinesisch gelernt, weil ich damals einen Job finden wollte, wo man auch mit Leuten aus anderen Kulturen zusammenarbeitet und nicht nur vor dem Computer sitzt. Und weil ich generell Sprachen sehr gerne mag, Chinesisch war da eine schöne Herausforderung", erklärt sie, warum sie trotz abgeschlossener Ausbildung noch ein Studium begann.

„Ich wollte ursprünglich schon professionell mit Chinesisch arbeiten (zumindest am Anfang des Studiums), zum Schluss hin hat es mich dann aber eher wieder Richtung Design gezogen. Direkt nach dem Abschluss habe ich mich zuerst für Positionen im Bereich Grafik Design beworben"

Während andere Sinologen, die eine Tätigkeit abseits der Sinologie suchten, oft die Erfahrung machen mussten, dass ihre gesamte Ausbildung und Berufserfahrung auf ihre Chinesischkenntnisse reduziert wurden, hat Ruth gegenteilige Erfahrungen machen dürfen. „Also bei mir war Chinesisch bei der Jobsuche meist vorteilhaft, weil die Firmen, wo ich mich beworben habe, oft gut jemanden brauchen konnten, der auch Chinesisch kann."

Für sie war die Suche nach einer Stelle auch immer ein Pendeln zwischen ihren beiden Ausbildungen. „Wenn ich aber nur auf der Suche nach einem Job war, der mit Grafik Design zu tun hatte, war es nachteilig, da Sinologie da entweder nicht ins Bild passte oder die Firmen mich vorwiegend wegen meiner Chinesisch-Kenntnisse anstellen wollten, was dann zu Positionen geführt hat, an denen ich persönlich nicht so stark interessiert war (z.B. das Arbeiten an Tendern, wo ich 100e Formulare auf Chinesisch abgleichen und ausfüllen musste). Teils musste ich auch Sachen machen, die meine Position eigentlich nicht beinhaltete, z.B. Simultan-Dolmetschen."

Ruth bewertet aus ihrer Erfahrung heraus, die Chancen als Sinologe eine Stelle zu finden, positiv. „Die  Jobchancen, denke ich, sind eigentlich recht gut, aber das Interesse meinerseits an den Positionen, wofür mich Firmen am Liebsten einsetzen möchten, eher gering. Jobsuchen ging normalerweise relativ schnell, hab mich meist blind beworben (außer beim Deutschunterrichten für Chinesen, die Jobs hab ich über Stellenausschreibungen gefunden). "

Ruth lebt nun in China und arbeitet als Kinderbuch-Illustratorin und als Deutschlehrerin an einer Uni in Nordost-China. „Inzwischen arbeite ich mit Chinesisch, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen und mache Illustrationen als Ausgleich, weil mir das so wirklich Spaß macht."