12-08-2015
Im Focus
Perle der Seidenstraße
von Zan Jifang

In der Altstadt findet man immer wieder Teehäuser, wo man Einwohner beim Verspeisen des Nangs, beim Teetrinken und Plaudern beobachten kann. All dies sind alte Traditionen der Uiguren. Ein zweistöckiges Teehaus ist das einzige Gebäude dieser Art in Kaxgar. Seine Geschichte reicht mehr als 100 Jahre zurück. Die Außenmauern sind grün, mit uigurischem Dekor an Tür und Fenstern. Im Inneren des Gebäudes sitzen etwa ein Dutzend älterer uigurischer Männer gemütlich auf Teppichen und trinken Tee und plaudern leise mit gedämpften Stimmen. Die gelb-weißen Vorhänge am Balkon im zweiten Stock flattern im Wind und verleihen dem Gebäude eine starke Atmosphäre. Aufgrund des typischen muslimischen Charakters wurde das Teehaus als Drehort des Hollywoodfilms „Drachenläufer" ausgewählt.

Der Tee dort ist vergleichsweise günstig – der unterste Preis liegt bei 1,5 Yuan (0,24 USD) für eine Kanne und ist daher für die lokalen Bewohner mehr als erschwinglich. „Ich möchte den lokalen Bewohnern einen Ort der Versammlung und der Kommunikation geben und Geld ist nicht mein wichtigster Beweggrund", sagt Mamat Osman, der Eigentümer des Teehauses.

Ablat, 70, ein pensionierter Beamter, ist ein Stammgast des Teehauses. „Ich komme jeden Tag und aufgrund der Sommerhitze komme ich vielleicht sogar zweimal täglich", sagt er. Ablat genießt es mit seinen alten Freunden zu plaudern und findet, dass das ein guter Weg ist, den Ruhestand zu genießen.

Ablat trinkt Tee im ältesten Teehaus Kaxgars. (Foto: Zan Jifang)

Vom Teehaus aus können die Besucher die Idkah Moschee sehen, ein großes Gebäude, das nicht weit entfernt liegt. Sie ist die wichtigste Moschee in Xinjiang und die größte in China. Beinah 3.000 Muslime kommen täglich hierher, um zu beten. An Freitagen können es sogar bis zu 5.000 Gläubige sein. Während Eid al-Adha, dem islamischen Opferfest, einem der wichtigsten islamischen Feste, werden sich hier zehntausende Muslime versammeln.

Die Idkah Moschee. (Foto: Zou Yi)

 

Die Kunst des Volkes weitergeben

Im Südosten der Altstadt Kaxgars findet man eine uigurische Wohnsiedlung auf einer 50 Meter hohen und 800 Meter langen Anhöhe. Ungefähr 600 uigurische Familien, also circa 4.000 Menschen leben dort. Diese Siedlung kann als die Essenz des historischen Kaxgar gesehen werden.

Die Häuser der Siedlung sind aus Lehm gebaut und jede Familie hat einen kleinen Hof und ein ein- oder zweistöckiges Haus. Die gesamte Nachbarschaft ist durch verschiedene kleine Gässchen geteilt, die alle miteinander verbunden sind, wie in einem Labyrinth. Ihr Zuhause ist den Uiguren sehr wichtig und es ist Tradition, dass eine neue Familie ihr eigenes Haus auf das Haus der Eltern baut. Über Generationen wurden so die Häuser höher und höher und haben so einen einzigartigen architektonischen Stil ergeben, der für die Besucher der Stadt unbedingt sehenswert ist.

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