Bei einer Pressekonferenz am Internationalen Flughafen Shanghai Pudong demonstrieren Zollbeamte
am 16. Juni, wie ein LED-Scheinwerfer als Drogenversteck benutzt wurde (XINHUA)
Es geht um Leben und Tod
Ein Drogenabhängiger gibt im Durchschnitt 40.000 bis 50.000 Yuan (6452 bis 8065 US-Dollar) im Jahr für seine Sucht aus. Bei mehr als 10 Millionen Abhängigen verursacht der Drogenmissbrauch in China direkte finanzielle Verluste von 500 Milliarden Yuan (81 Milliarden US-Dollar) pro Jahr.
Die Beijingerin Zhang Ying (Name von der Redaktion geändert) verlor ihr ganzes Vermögen durch die Drogen. Sie verkaufte ihr Haus in einem belebten Viertel der Hauptstadt, um Heroin für ihren Ehemann und sich selbst zu kaufen. Zur Befriedigung ihrer Sucht überließ sie sogar ihre Tochter den Drogenhändlern, erzählte sie Xinhua.
Obwohl sie gerade mal in ihren Vierzigern ist, ist Zhang in einem schlechten physischen Zustand. Ihr Gesicht ist eingefallen, ihre Haut fahl. Ihre Vitalität hat unter der mehr als zehnjährigen Drogenabhängigkeit sehr gelitten.
Drogenmissbrauch führt auch zu psychischen Problemen, einschließlich Selbstmord, Selbstverletzungen, Angriffen auf die Polizei und anderen Gewaltdelikten. Drogenabhängige haben auch ein höheres Risiko, sich mit HIV zu infizieren.
Bis Ende 2014 waren 49.000 der registrierten Drogenabhängigen an ihrer Sucht gestorben. Ein Vergleich der Drogen- und der Kriminalitätsstatistik zeigte, dass Drogenabhängige in 149.000 Strafsachen verwickelt waren, 12,1 Prozent der landesweit aufgeklärten Fälle. Bei fast der Hälfte handelte es sich um Beschaffungskriminalität wie Raubüberfälle und Diebstähle; mehr als 300 Fälle waren Gewaltverbrechen wie Kidnapping, Vergewaltigungen und Morde.
Polizeiaktionen
Die Konflikte zwischen der Polizei und den Drogendealern sind oft eine Angelegenheit auf Leben und Tod.
2014 fielen Schüsse auf Grenzbeamte, die einen Drogendealer verfolgten. „Glücklicherweise wurden wir nicht getroffen", erklärte Luo Ningyuan, politischer Ausbilder der Sicherheits- und Grenzkontrolltruppe der Provinz Yunnan, in der Nähe des „Goldenen Dreiecks" am Grenzkontrollpunkt Mangyan. Luo gehörte zu denjenigen, die am 25. Juni in Beijing für ihre außergewöhnliche Antidrogenarbeit ausgezeichnet wurden.
Chen Xuhua, sein Kollege und kommissarischer Leiter des Grenzkontrollpunkts, wurde dagegen während einer Auseinandersetzung mit einem Drogendealer getötet. Er wurde nur 36 Jahre alt.
Der Grenzkontrollpunkt Mangyan liegt rund 350 Kilometer vom "Goldenen Dreieck" entfernt und Drogenhandel ist in dieser Region ein weitverbreitetes Phänomen. Seit der Einrichtung des Grenzkontrollpunkts im Jahr 2009 hat die Grenzpolizei nach Angaben der Beijinger Zeitung People's Police 30 Millionen Personen kontrolliert, 816 Drogenfälle aufgeklärt und 1465 Verdächtige verhaftet.
Die Polizei hat ebenso Razzien bei Drogenproduzenten durchgeführt. Am 23. Juni stellte die Staatsanwaltschaft im Bezirk Huicheng in Huizhou (Provinz Guangdong) Haftbefehle für neun Crystal-Meth-Hersteller aus. Die Verdächtigen hatten ein zweigeschossiges Gebäude in der Stadt gemietet, in der ersten Etage zur Tarnung Mineralwasser verkauft und im zweiten Stock Crystal Meth produziert. Insgesamt sollen sie 4,3 Tonnen Crystal Meth hergestellt haben.
Laut Drogenbericht wurden 2014 169.000 Tatverdächtige im Bereich Drogenkriminalität verhaftet.
Aufgrund der weitverbreiteten Nutzung des Internets hat die Polizei ebenso mit einer steigenden Zahl drogenbezogener Aktivitäten im Cyberspace zu kämpfen. Die Täter kommunizieren online, nehmen Zahlungen mit Hilfe von Online-Bezahlsoftware entgegen und lassen durch Expresszustelldienste ausliefern. Diese Aktionen laufen verdeckt ab und sind sehr praktikabel für die Dealer, für die Strafverfolgungsbehörden sind sie dagegen nur schwer nachzuweisen.
Im Dezember 2014 startete die Polizei Maßnahmen gegen die Drogenkriminalität im Internet, sie nahm fast 100 Chat-Gruppen und 2000 Accounts beim Instant-Messaging-Dienst QQ von Tencent ins Visier. Laut Drogenbericht stellte sich heraus, dass die 700 wichtigsten Verdächtigen nicht nur in ganz China, sondern auch in Japan, Südkorea und Singapur operierten.
Große Telekommunikationsbetreiber und Internetportale in China haben ihre Bereitschaft gezeigt, der Polizei beim harten Durchgreifen gegen die Drogen zu helfen. Am 26. Juni unterzeichneten diese Unternehmen eine entsprechende Verpflichtungserklärung.
Kompromissloses Vorgehen
Auch eine ganze Reihe von Ortschaften hat ihre Entschlossenheit zur Drogenbekämpfung gezeigt.
Zum Weltdrogentag fanden in der Universität Hainan in der südlichsten Provinz Chinas Informationsveranstaltungen statt, in der Jugendliche vor Drogen gewarnt wurden. Mehr als 1000 Studenten schauten zusammen mit Provinzpolitikern Filme und Programme an und hörten Lieder über die Gefahren des Drogenmissbrauchs.
Auch in der nordchinesischen Provinz Heilongjiang wurden Drogenaufklärungsprogramme durchgeführt. In Jinan, der Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Shandong, wurde ein 1200 Quadratmeter großes Antidrogenmuseum eröffnet. Auch Filme und die Veröffentlichung von Zahlenmaterial zum Drogenkonsum sollten den Menschen helfen, Nein zu Drogen zu sagen.
Am 23. Juni wurden im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang bei einer öffentlichen Veranstaltung der örtlichen Drogenkontrollkommission und des Büros für Öffentliche Sicherheit mehr als 550 Kilogramm konfiszierter Drogen vernichtet. In Ürümqi, der Hauptstadt des Autonomen Gebiets, wurde das erste Schulungszentrum zum Thema Drogenbekämpfung eröffnet.
Nicht zuletzt kamen 100 Prominente zu der Veranstaltung und riefen zum Kampf gegen Drogen auf, sie widmeten der Antidrogenkampagne ein eigenes Lied.
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