07-07-2015
Im Focus
China geht von Griechenlands Verbleib in der Eurozone aus
von Zhang Chunyan

Athen, am 6.7.2015. Eine Zeitung mit dem Ergebnis des Referendums.

China geht vom Verbleib Griechenlands in der Eurozone aus und glaubt auch, dass die Region ihre gegenwärtigen Probleme lösen kann, sagte das Außenministerium am 6. Juli.

Eine Sprecherin des Ministeriums, Hua Chunying, äußerte dies, nachdem das Nein der Griechen zu den Forderungen der internationalen Gläubiger bereits bekannt war.

Ding Chun, der Leiter des Zentrums für Europäische Studien an der Fudan Universität, sagt: „China möchte, dass Griechenland in der Eurozone bleibt. Auch Ministerpräsident Li Keqiang hat letzte Woche gesagt, dass China eine vereinte und florierende Europäische Union und einen starken Euro bevorzuge."

Ob Griechenland in der Eurozone bleibt oder nicht, ist keine Frage, die nur Europa betrifft – auch China und das Weltfinanzsystem wären betroffen, erklärte Li am Ende des EU-China Gipfels in Brüssel.

Ding sagte: „Wenn Griechenland die Eurozone verlässt, werden die Störungen und Rückschläge viele Unsicherheiten und Risiken hervorrufen, die sicher nicht gut für China wären. Aus diesem Grund mahnt China die Gläubiger, mit der griechischen Regierung zu einer Einigung zu gelangen."

Peter Ho, ein Professor an der Technischen Universität Delft in den Niederlanden, der sich auf Chinas Wirtschaft spezialisiert hat, sagt: „China ist einer der fünf wichtigsten Handelspartner Griechenlands. Doch um die Zahlen objektiv zu sehen: der Shanghai Composit Index, der Benchmark-Index der Börse Shanghai, ist in den letzten drei Wochen um beinahe 30 Prozent gefallen, dieser Wert übertrifft das gesamte griechische Bruttoinlandsprodukt um das Zehnfache. Die direkten Folgen eines Grexits sind daher nicht so gravierend." Er sagt weiter, dass China mehr indirekten Risiken, die mittel- und langfristig auftreten werden, ausgesetzt ist.

„Viele fürchten, dass ein Grexit andere größere Volkswirtschaften, wie Spanien, Portugal und Italien in Mitleidenschaft ziehen wird. Das würde auch China betreffen, da die EU der wichtigste Handelspartner Chinas ist."

Hari Tsoukas, ein Professor für Organisationstheorie an der Warwick Business School in England findet, dass China seiner Ansicht nach einen optimistischen Standpunkt vertritt.

„Das Risiko, dass Griechenland die Eurozone verlässt, hat sich seit dem Referendum am 5. Juli vergrößert", erklärte Tsoukas in Athen. „Es ist für die Europäische Zentralbank noch schwieriger, die Liquidität des griechischen Bankensektors wiederherzustellen, nun da Griechenland die Raten des IWF nicht bezahlt hat und den Europäischen Stabilitätsmechanismus verlassen hat."

Donald Tusk, der Präsident des Europäischen Rates, rief die Staats- und Regierungschefs der Eurozone zu einem Krisengipfel am 7. Juli nach Brüssel. Auch der belgische Ministerpräsident Charles Michel, der französische Präsident François Hollande, die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der EU-Parlamentspräsident Martin Schulz hatten diesen Gipfel gewollt.

Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras sagte, das Land werde nun zum Verhandlungstisch zurückkehren. „Unsere oberste Priorität ist es, die finanzielle Stabilität des Landes wiederherzustellen", sagte er in einer Rede an die Nation.

Griechenland hatte, um den Staatsbankrott zu vermeiden, bereits im Jahr 2011 internationale Hilfen beantragen müssen. Das Land ist nun nach zwei Rettungsmaßnahmen von insgesamt 240 Milliarden Euro, nach sechs Jahren  Depression, nach der Beschneidung der öffentlichen Ausgaben und mit immer höherer Arbeitslosigkeit am Rande des Kollapses. (Quelle: China Daily)