02-07-2015
Im Focus
Auf dass wir niemals vergessen werden
von Zhang Zhiping

Die Ausstrahlung der vierteiligen Dokumentation „Licht und Schatten: Ansätze der Vergangenheitsbewältigung in Deutschland und Japan" im chinesischen nationalen Fernsehsender CCTV hat eine Diskussion angeheizt und im In- und Ausland viel Beachtung gefunden. Experten und Wissenschaftler finden, dass diese auf objektiver Analyse basierende Dokumentation einige überzeugende Punkte dargelegt hat, wie Deutschland und Japan ihre jeweiligen Rollen im 2. Weltkrieg heute betrachten.

Dieses Jahr ist das 70. Jubiläum des Sieges im Widerstandskrieg des chinesischen Volkes gegen die japanische Aggression und des weltweiten Krieges gegen den Faschismus. Mit der Zeit werden die lebenden Zeitzeugen weniger. Die Produzenten der Dokumentation wollten daher wichtige Szenarien aus dieser Zeit bewahren und haben daher Forscher, Menschen aus der Politik und gewöhnliche Menschen interviewt. Die Dokumentation basiert auf den neuesten Forschungsergebnissen, Materialien und Erkenntnissen und bringt neue, wenig bekannte Fakten, ans Tageslicht.

Die Dokumentation zeigt die Tatsache, dass Deutschland sich seiner historischen Verantwortung stellt, seine Kriegsverbrechen eingesteht und sich nach wie vor mit der Geschichte auseinandersetzt. Alle Nachkriegsregierungen und Staatschefs haben sich bei zahlreichen Gelegenheiten für die Feindseligkeiten des Landes entschuldigt. Deutschland widmet auch der entsprechenden Erziehung über die Geschichte des 2. Weltkrieges, besonders bei jungen Menschen, große Aufmerksamkeit. Dank des Einsatzes von Millionen Deutscher, sich der eigenen historischen Verantwortung zu stellen, ist der Wunsch, eine solche Tragödie in Zukunft zu verhindern, ein breiter Konsens im der deutschen Mainstreamkultur.

Um das deutlich zu machen, zeigt die Dokumentation den Kanzler der BRD, Willy Brandt, wie er, zur Überraschung vieler, bei seinem Besuch in Polen im Jahr 1970, vor dem Denkmal der Opfer im Warschauer Ghetto, niederkniete. Brandt kniete nieder und Deutschland konnte auferstehen. Nach dem 2. Weltkrieg bezahlte Deutschland 100 Milliarden an Reparationszahlungen an die Länder, die Opfer waren. Es erreichte die Versöhnung mit Polen, Frankreich und anderen Ländern durch das Erstellen von Schulbüchern für Mittelschulen. Im Jahr 2005 wurde aus Anlass des Gedenkens zum 60-jährigen Ende des 2. Weltkrieges ein Holocaust-Mahnmal mitten in Berlin erbaut, um den Massakern an der jüdischen Bevölkerung in Europa zu gedenken.

Es liegt an dieser reuevollen und nachdenklichen Einstellung, dass Deutschland die Vergebung und den Respekt seiner Nachbarn gewinnen und eine gute Umgebung für die Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg kreieren konnte. Deutschland spielt heute in Europa und international eine führende Rolle, sowohl nach politischen als auch nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten.

Japan, das ebenfalls auf der Verliererseite des 2. Weltkriegs war, hat darin versagt, die historischen Angelegenheiten angemessen zu behandeln. Die Dokumentationen zeigt die verzerrte Sichtweise der rechten Kräfte auf den 2. Weltkrieg im Detail auf. Seit dem Edikt des Kaiser Hirohito zum Waffenstillstand, das Japans Verantwortung für die Kriegsverbrechen abwehrt, über das provokante Statement des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe, wonach die Definition von Aggression noch nicht akademisch und international etabliert wäre, geht Japan weiter und weiter entlang der des Pfades des historischen Revisionismus.

Laut Bu Ping, einem Forscher an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften und Berater der historischen Dokumentation, machte Kaiser Hirohito in seinem Edikt zum Waffenstillstand nicht einmal die Erwähnung der Worte „Kapitulation" oder „Niederlage", sondern erklärte schlichtweg den Krieg für beendet. Der Kaiser sagte auch, dass Japan den Krieg begonnen hätte, um das eigene Überleben und die Ruhe in Ostasien sicherzustellen. In Übereinstimmung mit Jiang Feng, einem chinesischen Schriftsteller, der jahrelang in Japan gelebt hat, hat sich Japan zwar seit der Normalisierung der diplomatischen Beziehungen im Jahr 1972 22 Mal in offiziellen Dokumenten zu formellen Anlässen für seine Kriegsverbrechen entschuldigt, aber jedes Mal haben binnen eines Monats nach der Entschuldigung einige rechts-außen Politiker diese wieder geleugnet. Es ist noch inakzeptabler ist es, dass im Yasukuni-Schrein mehr als 2,46 Millionen Japaner, die in historischen Kriegen gestorben sind, verehrt werden, darunter sind 14 Kriegsverbrecher Klasse A aus dem 2. Weltkrieg. Seit dem 2. Weltkrieg haben 15 japanische Ministerpräsidenten den Schrein insgesamt 68 Mal besucht.

Auf Regierungsebene hat Japan sehr wenig unternommen, um in Hinsicht auf Gesetze und Ideologie, sich seinen Kriegshandlungen zu stellen und Wiedergutmachungen zu leisten. Rechts-Außen-Extremisten haben ihre Missachtung der Humanität, der Menschenrechte und sogar des Lebens an sich ausgedrückt. Einige einflussreiche Figuren haben keine Gelegenheit ausgelassen, die Geschichte der Invasion abzustreiten, sie haben sie sogar verschönt und wollen stattdessen die Rolle des Kriegsopfers annehmen und betonen die schrecklichen Lebensbedingungen der Japaner im Krieg, um so ihre Verantwortung für den Krieg abzuschütteln. Ungeachtet der Besorgnis der Nachbarn und der Opposition im eigenen Land, feuert die japanische Regierung ein lokales Wettrüsten an und schürt die Spannungen mit den Nachbarn.

Obwohl der 2. Weltkrieg lange vorbei ist, die 60 Millionen Leben die dieser Krieg gekostet hat, zeigen, dass im Falle eines Kriegsausbruchs niemand immun bleibt. Die Dokumentation schließt mit den Worten: „Wenn eine Nation diesen Teil der Geschichte nicht ernsthaft untersuchen will, bedeutet das, dass sie nicht in der Lage ist in Zukunft Verantwortung für die Menschheit zu übernehmen. Wir beten für den Frieden und beten, dass alle Länder und Nationen Frieden wollen, nachdem sie aus Krieg hervorgegangen sind."