Die Kunming Expo hat das Ziel nicht nur Unternehmen zusammenzubringen, sondern Menschen
Ein Blick auf die China-Südasien Expo 2015
"Kommen Sie hierher, und kosten Sie von der Süße Indiens", lockt der indische Händler, in den Händen ein Tablett mit kleinen flachen weißen Bällchen. Es sind sandesh, eine traditionelle indische Süßigkeit, die aus angedickter Milch hergestellt wird und auch für Feierlichkeiten steht. Die Abenteuerlustigen aus der Menge nehmen kleine Stücke davon, stecken sie sich vorsichtig in den Mund und beginnen begeistert zu lächeln. In einem anderen Teil des internationalen Kunming Dianchi Kongress- und Messezentrums schlagen zwei muskulöse Ghanaer leidenschaftlich auf ihre Trommeln. Ein unwiderstehlicher Rhythmus entsteht, der die Füße mitwippen lässt. Ihre Begleitung, eine junge Frau, balanciert einen geschnitzten Topf auf dem Kopf, bewegt ihre Hüften im Takt. Die vorbeigehenden Menschen bleiben stehen und beobachten gebannt das Geschehen.
In der Nähe dieser urigen Szene, ganz weltvergessen, zündet ein Vietnamese Räucherstäbchen an und legt sie ehrfürchtig vor die Füße eines besonders kunstvoll geschnitzten Buddha, der das Geschehen mit einem gleichmütigen Lächeln beobachtet. Das sind nur ein paar der vielen Eindrücke, die vielen Farben und Geräusche, die sich zur dritten China-Südasien Expo 2015 und der 23. Kunming Import und Export Messe vermischen. Die Ausstellung wurde von Kunming, der Hauptstadt der Provinz Yunnan im Südwesten Chinas, vom 12. Juni bis zum 16. Juni ausgerichtet.
Die Messe, die seit 1993 jährlich stattfindet, ist mehr als eine Handelsveranstaltung. Sie ist der Vorreiter der Vision, die der chinesische Staatspräsident Xi Jinping 2013 verkündet hat: Eine neue Seidenstraße und ein Wirtschaftsgürtel, die auf der historischen Handelsroute von der Stadt Xi′an im Osten bis zum Mittelmeer im Westen reichen, und eine maritime Seidenstraße des 21. Jahrhunderts. Das Ziel der Initiative ist es, den Austausch und die Kooperation zwischen Asien, Europa und Afrika zu verstärken für eine gemeinsame Entwicklung und Frieden.
Yunnan verwirklicht das bereits. "Yunnan war ein wichtiger Teil der historischen Seidenstraße, denn es liegt an der Kreuzung der drei Wirtschaften China, Südostasien und Südasien", sagt Chen Hao, Gouverneur der Provinz. "Wenn es seine geographische Lage und die Ressourcen nutzt, dann kann es ein internationaler Korridor sein, der China mit der internationalen Gemeinschaft verbindet." Die Ausstellung ist dieser Korridor.
Im Jahr 2014 hat China mit Südasien Handel im Wert von 106.1 Milliarden US-Dollar betrieben; Chinesische Investitionen in der Region betrugen 8 Milliarden US-Dollar. Der Vizestaatspräsident Li Yuanchao sagte, das Ziel sei, in den nächsten fünf Jahren den Handel auf 150 Milliarden US-Dollar zu steigern und Investitionen auf 30 Milliarden US-Dollar. Außerdem soll der Markt zum gegenseitigen Vorteil geöffnet werden. Die Expo hilft bei diesen Plänen. Dieses Mal wurden mehr als 300 Vereinbarungen im Wert von 55 Milliarden US-Dollar abgeschlossen. Am Eröffnungstag wurde ein Umsatz von 25,19 Milliarden US-Dollar verzeichnet, was einen Anstieg von 19.8 Prozent in diesem Jahr kennzeichnet.
Erprobung des chinesischen Marktes
Für Tophan Patnaik war es die erste Reise nach China. Der ehemalige Versicherungsvertreter aus dem indischen Bundesstaat Orissa, die für Strände und Tempel berühmt ist, hat sich vor einem Jahr entschieden, seine Arbeit zu beenden und Unternehmer zu werden. Mit seinen Ersparnissen und einem Kredit von seinem Vater hat er Pace Ventures gegründet. Es ist ein Unternehmen, in dem er zusammen mit seiner Frau Kunsthandwerk und handgewebte Schals und Tücher verkauft. "Ich lege den Fokus nicht auf den Verkauf", sagt er. "Ich möchte unsere Ware hier zeigen, den Markt austesten und sehen, was die Käufer mögen."
"In diesem Jahr gehören die meisten indischen Aussteller zu kleinen und mittelständischen Unternehmen (SMEs), eine Folge des Progamms von Premierminister Narendra Modi, mit dem SMEs bekannter gemacht werden sollen", sagt S.C. Ralhan, Präsident der Vereinigung der indischen Exportorganisationen. "China ist ein riesiger Markt für Indien und der Export beinhaltet eine große Bandbreite an Produkten, von technischen Waren bis hin zu Teppichen und Kunsthandwerk." Ralhan sagt, dass Modis Besuch in China im Mai und die Vielzahl an bilateralen Verträgen, die in den drei Tagen unterzeichnet wurden, die indische Teilnahme an der Expo verstärkt habe. "Wir hatten eine sehr guten Auftritt im vergangenen Jahr mit fast 100 Firme", sagt er. "In diesem Jahr gibt es mit Indien als Themenland noch eine größere Beteiligung. Die meisten der indischen Bundesstaaten nehmen an der Ausstellung teil." Der indische Außenminister V. K. Singh hatte eine Botschaft: "Investiere in Indien. Produziere in Indien (Invest in India. Make in India.)" Die indische Regierung hat einen Weg eingeschlagen, der Geschäfte erleichtern soll. Außerdem findet zurzeit in China das "Besuche Indien"-Jahr statt. 2016 wird in Indien ein "Besuche China"-Jahr ausgerichtet.
Die Besucher der Messe hatten auch chinesische Investoren im Blick. Sabera Ahmed, stellvertretende Vorsitzende des "Bangladesh of Women Entrepreneurs' Council" der Südasiatischen Vereinigung der regionalen Kammer für Kooperation, kam mit der Hoffnung, dass chinesische Unternehmen einen Standort in Bangladesch eröffnen. "Chinesische Firmen versetzen ihre Produktionsstätten ins Ausland, wo Arbeit und anderen Ausgaben günstiger sind", sagt Ahmed. "Wir bitten sie nach Bangladesch zu kommen. Wir haben junge und gut ausgebildete Arbeitskräfte. Wir können erstklassige Produkte herstellen, die in China entworfen wurden. In der Vergangenheit kamen die Designs aus den USA oder Europa und wurden in Bangladesch hergestellt. Lassen Sie uns das ändern in: "Designed in China, Made in Bangladesh"
Geschäft ohne Grenzen für Hoang The Son war es die erste Kunming Expo. Der Vietnamese repräsentiert auf der Messe Ha Suvimex, einen Muschelexporteur, der in den 80er Jahren als Staatsbetrieb gegründet wurde und 2009 in privaten Besitz wechselte. "Unser größter Markt ist Europa", sagt Hoang. "Aber mit der wirtschaftlichen Rezession in Europa und dem fallenden Dollar, wenden wir uns Asien zu. Der Schwerpunkt liegt auf China, das einen großen Markt bietet und in dem ein ebenso großes Interesse an Meerestieren besteht wie in Vietnam."
Auch wenn die fünftägige Messe China-Südasien Expo heißt, geht sie wie auch die Seidenstraße über diese Grenzen hinaus. Dieses Mal haben mehr als 20.000 Geschäftsleute und 3000 Unternehmer aus etwa 70 Ländern und Regionen teilgenommen. Ein großer Anteil der Teilnehmer gehört zum Verband der Südostasiatischen Nationen (ASEAN), besonders Thailand war stark vertreten, um eine Marktuntersuchung durchzuführen, Lieferanten und Großhändler zu finden", sagt Pimpimol Swat-Xuto von der Stiftung für thailändische Unternehmertumentwicklung. Mehr als 192 thailändische Unternehmer haben die Expo besucht. "Wir lieben es nach Kunming zu kommen, weil es das Zentrum von Südchina ist, und die Messe steht verschiedensten Unternehmern offen", sagt ein Berater. "Obwohl wir, wenn möglich, auch gern Käufer aus anderen Ländern haben würden, ist China allein für uns groß genug." Nicht nur Händler aus den ASEAN-Ländern waren vor Ort, sondern auch aus Neuseeland, Australien, Europa und Afrika.
Der 28-jährige Zacchaeus Tusubira aus Uganda ist kein Unbekannter in China und auf der Messe. Er kauft Elektroartikel und Materialien aus Shenzhen, verkauft sie in seiner Heimat Kampala und bringt Halbedelsteine und Trommeln aus Afrika mit nach China. Manchmal kann er damit nicht seine Kosten decken, aber er versteht das als notwendige Investition, um seine Produkte bekannter zu machen. Die Grenzen verwischen auf der Expo immer mehr. Der Chinese Li Yuhang verkauft Dilmah, Sri Lankas berühmte Marke für Tee, und vermarktet Spa Ceylon mit seiner Firma Kunming Rabbit Trading; das Unternehmen Airichel der Geschäftsfrau Lin Wenqin vertreibt die Samen des afrikanischen "Magiebaumes" Moringa oleifera, der die Grundlage der traditionellen afrikanischen Medizin bildet und angeblich über 300 Krankheiten heilen kann; Enock Azu aus Ghana verhökert Schokolade. Der 24-Jährige zuckt mit den Achseln. "Hier geht es ums Geschäft", sagt er.
Liebe deinen Nachbarn
Aber das Geschäft, auch wenn es floriert, ist nicht alles; es geht vielmehr um Harmonie. Li Yuanchao betont, dass es für Länder wichtig sei, eng zusammenzuarbeiten. "Wir müssen die Freundschaft und gegenseitiges Vertrauen fördern", sagt der Vizestaatspräsident. "Ein enger Verwandter ist besser als ein entfernter Verwandter." Haji M. Amin Tarakhil, Generalkommissar Afghanistans, stimmt Li zu. "Wir nehmen auch an den Messen in Chengdu, Urümqi, Bejing und Shanghai teil", sagt Tarakhil, der eine Delegation aus über 40 afghanischen Firmen anführt. "Wir werden jedes Jahr an der Kunming Messe teilnehmen. China ist ein Nachbar und ein Freund. Für uns ist es wichtig, mit unseren Nachbarn gut befreundet zu sein." |