Felix mit dem Flötenmeister Wang Jiannong.
Der Lehrer wurde über die Nanjing Universität vermittelt. Zuerst wurde ihm ein Lehrer für Erhu, die wohl das berühmteste chinesische Instrument ist, vorgeschlagen. Doch Felix hatte sich bereits entschieden und so lernte er schlussendlich eine Schülerin des berühmtesten Kun-Di Spielers Nanjings, Wang Jiannong vom Nanjinger Kunjuyuan, einem öffentlichen Theater, kennen.
„Ich wusste zuvor gar nicht, was Kunqu eigentlich bedeutet", erinnert sich Felix. „Es ist viel komplexer, als einfach nur Noten abzuspielen." Denn Kunqu, dessen Melodien sich vermutlich aus der Tonalität der chinesischen Sprache entwickelt haben, lässt dem Darsteller beim Gesang viele Freiheiten und ein guter Spieler, wie Wang Jiannong, orientiert sich daher am Darsteller und nicht an den Noten.
Das beliebteste und bekannteste Stück der Kunqu-Oper ist „Päonienpavillon". Er ist eine Liebesgeschichte, die ab und zu auch als „chinesisches Romeo und Julia" bezeichnet wird. Die Handlung ist ähnlich tragisch, die Liebenden, die sich anfangs nur aus ihren Träumen kennen, finden nicht zueinander und das Mädchen stirbt und muss zuerst zum Leben erweckt werden, bevor die Liebenden vereint werden. Auch Felix liebt dieses Stück und er meint, es zeige deutlich, dass die menschlichen Regungen in Europa und China im Endeffekt sehr ähnlich seien.
Diese Ansicht vertritt auch das Nanjinger Mingdao Yuefu, das von einem Unternehmer wegen dessen Liebe zum Kunqu gegründet worden war. Er hat ein altes Teehaus gekauft, in dem es auch eine kleine Bühne gab. Es arbeitet mit dem Kunjuyuan zusammen, versucht aber modernere Interpretationen zu inszenieren um damit mehr Zuseher anzuziehen. Und natürlich ist die Geschichte des „Päonienpavillons" prädestiniert dafür. Diese Gruppe plant in den kommenden fünf Jahren Reisen um die ganze Welt, um Aufnahmen des Kunqu aus antiken Theatern, wie beispielsweise in Pompeji zu drehen. Auch ein Auftritt bei der Expo in Mailand ist geplant.
Felix ist am Mingdao Yuefu auch langsam dabei, aus dem Flötenspiel auszubrechen und zum tatsächlichen Kunqu zu gehen. Momentan moderiert er, doch er träumt davon, bald bei einer Aufführung ein Lied zu spielen. |