23-06-2015
Im Focus
Moderne Landwirtschaft auf der Hochebene Tibets
von Ma Li

Baima Yangjin baut in ihrem Gewächshaus Auberginen an

 

Im Gegensatz zu den traditionellen tibetischen Schafen in den Flusstälern hat das neu gezüchtete Pengbo-Schaf deutlich mehr Potenzial. Früher wurden aus einem Schaf nicht mehr als 500 Gramm Wolle gewonnen, das Pengbo-Schaf bringt es dagegen auf drei Kilo mittelfeine Wolle und doppelt so viel Fleisch. Durch jedes einzelne Schaf erhöht sich das Einkommen um 1000 Yuan, erklärte Yun Deng, Direktor der Behörde für Wissenschaft und Technik im Kreis Linzhou am 27. März an der Zuchtstation für Pengbo-Schafe.

Yun Deng, Direktor der Behörde für Wissenschaft und Technik im Kreis Linzhou

Yun Deng ist gleichzeitig Direktor der Station für Viehzucht. Nach 48 Jahren der Selektion, Zucht und Verbesserung seien die Pengbo-Schafe die erste neue und selbständig entwickelte Nutztierart in Tibet, erklärt er, damit werde eine wichtige Lücke geschlossen. Die neue Schafart hat schnell zu einem Einkommenswachstum bei den ansässigen Bauern geführt.

Puqiong ist ein Bauer im Landkreis Linzhou in Lhasa. Er begann vor ein paar Jahren mit der Zucht der Pengbo-Schafe für mittelfeine Wolle, mittlerweile besitzt er 280 Tiere. „Ich war skeptisch, als die Kreisregierung uns dazu ermutigte, diese Schafe zu züchten. Doch ich habe davon sehr profitiert. Allein die Einnahmen aus der Schafzucht belaufen sich pro Jahr auf 80.000 Yuan", erläutert er.

Wegen der fehlenden Erfahrung mit der Viehzucht hat die Behörde für Wissenschaft und Technik im Kreis Linzhou den Bauern kostenlos Medikamente für den Seuchenschutz und zur Desinfektion angeboten und brachte die Technik der Schafzucht und das Wissen über die Prävention von Krankheiten direkt vor ihre Haustür, um so die Risiken auf ein Minimum zu senken. Gleichzeitig wurden noch weitere Begünstigungen eingeführt, um die Motivation der Bauern bzw. Züchter zu erhöhen. In diesem Jahr wird Linzhou nochmals fünf Millionen Yuan investieren, um ein modernes Zentrum für die Zucht von Pengbo-Schafen und Milchkühen aufzubauen.

Aufgrund der großen Höhe und extremen Kälte war Gemüse für die Bewohner Tibets eher Mangelware. Gemüse war früher etwas für die Reichen, während die Armen Fleisch aßen. Das hat sich nun geändert. Im Modellgarten für moderne Landwirtschaft in der Gemeinde Bianjiaolin im Kreis Linzhou gedeihen Auberginen, Sellerie, Augenbohnen, Tomaten, Gurken und Paprika. Außerdem findet man im Gewächshaus auch tropische Früchte wie die Drachenfrucht.

Aus dem Fell der Pengbo-Schafen wird mittelfeine Wolle gewonnen

Bei einer wöchentlichen Auberginenernte von je 400 Kilogramm lässt sich ein monatliches Nettoeinkommen von 12.800 Yuan erzielen, rechnet Zhang Xuekui, Sekretär des Parteikomitees der Gemeinde Bianjiaolin, vor. Je nach Jahreszeit kann unterschiedliches Gemüse angebaut werden. Pro Jahr ermöglicht ein Gewächshaus Nettoeinnahmen von 40.000 Yuan, ein Vielfaches des Einkommens, das Bauern durch den traditionellen Anbau der Hochlandgerste erreichen konnten.

2010 wurde bei der fünften Sitzung des ZK der KP Chinas das Ziel aufgestellt, Tibet als einen Standort für die besonderen Agrarprodukte der Hochebene aufzubauen. In den letzten fünf Jahren wurde eine spezielle Struktur für Landwirtschaft und Viehzucht entwickelt,  im Nordosten Tibets werden Yaks gezüchtet, in Zentraltibet Milchkühe und in städtischen Vororten Öko-Gemüse. Aus den modernen Landwirtschafts- und Viehzuchterzeugnissen entstanden Marken wie „Schatz der Hochebene" (Yakmilch), „Tibetische Quelle " (Schnaps aus Hochlandgerste), die durch Messen wie die China Food & Drinks Fair ihren Weg auf den Markt im Binnenland finden.

Immer mehr neue Marken für Erzeugnisse aus Landwirtschaft und Viehzucht von der Hochebene Tibets werden zum Einkommenswachstum der Landwirte und Hirten beitragen. Statistiken zufolge beträgt das verfügbare Einkommen der Landbewohner in Tibet 7359 Yuan, das entspricht einem Jahreswachstum um 13 Prozent. Das Wachstum ist seit 12 Jahren zweistellig.