Chinesische Touristen sind im Shoppingbezirk Myeong-dong in Seoul, Südkorea, willkommen. (XINHUA)
Die 28-jährige Li Yu, ist eine junge Mutter die in Beijing lebt. Seit ihr Sohn im letzten Jahr geboren wurde, hat auch sie sich zu den Online-Shoppern ausländischer Produkte gesellt.
„Fast alles, was mein Sohn isst, trägt oder verwendet, wurde auf Online-Shopping-Webseiten aus dem Ausland, wie Amazon, gekauft", sagt Li, die erklärt, dass der günstigere Preis und die bessere Qualität die beiden Hauptgründe sind, warum man aus dem Ausland bestellt.
„Eine Packung Windeln von Goon wird auf japanischen Webseiten für 120 Yuan verkauft. In China kann sie schon mal 200 Yuan kosten", weiß Li, die alle zwei Monate sechs Packungen Windeln aus Japan bekommt.
Die gestiegenen Einkommen, die besseren Reisemöglichkeiten und der härtere Yuan ermöglichen es den Chinesen mehr und mehr im Ausland – vor Ort oder online – einzukaufen. Das Spektrum reicht mittlerweile von Luxusgütern bis zu Artikeln des täglichen Gebrauchs.
Der chinesische Konsum in anderen Ländern stieg von 2005 bis 2014 durchschnittlich um 25,2 Prozent pro Jahr, doppelt so viel wie der chinesische Markt. Allein im Jahr 2014 haben mehr als 100 Millionen chinesischer Touristen mehr als eine Billion Yuan (160 Milliarden USD) im Ausland ausgegeben, das entspricht etwa 10 Prozent des gesamten globalen Auslandkonsums, berichtet Wu Guohua, der Vizedirektor des dem Handelsministerium unterstellten Department of Circulation Industry Development.
Im krassen Gegensatz dazu ist der niedrige Binnenkonsum noch immer ein Sorgenkind der Regierung. Laut Daten des Staatlichen Statistikamts, betrug Chinas Einzelhandel von Verbrauchsgütern im ersten Quartal 7,1 Billionen Yuan (1,14 Billionen USD), das entspricht einem inflationsbereinigten Anstieg von 10,8 Prozent, ein Prozentpunkt weniger als in der gleichen Periode des Vorjahres.
Wu Guohua, der Vizedirektor des Department of Circulation Industry Development des Handelsministeriums, rief zur Reduktion des Konsums aus dem Ausland auf und möchte das eigene Wachstumspotential ausloten.
Wenn 30 Prozent des gegenwärtigen Konsums aus dem Ausland zum heimischen Markt zurückgeführt werden kann, dann wird der Einzelhandelsumsatz um einen Prozentpunkt steigen, rechnet Zhao Ping, ein Experte für Verbrauchsökonomie an der „Chinese Academy of International Trade and Economic Cooperation" (CAITEC), vor.
Es ist einiges im Umbruch, da sich die chinesische Regierung zu Beginn des Jahres entschlossen hat, die Einkaufslisten der einheimischen Konsumenten zu diversifizieren: Die Einfuhrzölle für einige Güter des täglichen Verbrauchs werden reduziert, die Steuerregelungen für beliebte Konsumgüter wie Bekleidung und Kosmetik perfektioniert. Es werden mehr Duty-Free-Shops im Ankunftsbereich geöffnet werden und der grenzüberschreitende Online-Handel gefördert.
Erst vor kurzem hat das Finanzministerium die Einfuhrzölle für Anzüge, Felle, Stiefel, Sportschuhe, Windeln und Hautpflegeprodukte um durchschnittlich 50 Prozent reduziert.
Zhao ist der Ansicht, dass sich diese Anpassungen der Regelungen vor allem auf populäre Konsumgüter, die im täglichen Leben der Menschen eine Rolle spielen, beziehen.
Einst „Luxusartikel" für chinesische Konsumenten, sind die importierten Produkte langsam erschwinglich geworden.
Zhao sagt, die Anpassungen der Zölle von Verbrauchsgütern des täglichen Bedarfs können auch dazu beitragen, die überhandnehmenden Einkaufsaktivitäten im Ausland zu reduzieren. Beispielsweise verursachten die chinesischen Konsumenten in ausländischen Märkten regelrechte „Milchpulvernotstände" und in Japan und Südkorea finden regelmäßig Einkaufsorgien statt, wenn chinesische Touristen exzessiv Kosmetikprodukte kaufen.
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