28-05-2015
Im Focus
Kleine Knollen, große Erträge
von Wang Hairong

Ein besseres Leben

Studenten eines Internationalen MBA-Programms besichtigen am 16. Mai die Gansu GLDARK Potato Modified Starch Co. Ltd. (WANG HAIRONG)

Yang Lu, ein Bauer mittleren Alters aus dem Dorf Daping im Bezirk Dingxi, baut seit rund 20 Jahren Kartoffeln an.

"Bevor ich Kartoffeln anbaute, versuchte ich es  mit Weizen, Erbsen und Bohnen. Die Erträge waren so niedrig, dass mein Einkommen kaum ausreichte, um meine Familie zu kleiden und zu ernähren", erinnert er sich.

Mittlerweile halten Yang und seine Ehefrau neun Schafe und bewirtschaften 1,5 Hektar Land, auf dem sie Kartoffeln, Mais und Flachs anbauen. Jedes Jahr ernten sie rund 10 Tonnen Kartoffeln.

Das Paar nimmt jedes Jahr 10.000 bis 30.000 Yuan (1613 bis 4383 US-Dollar) aus der landwirtschaftlichen Produktion ein. 70 Prozent der Einnahmen stammen nach Yangs Angaben aus dem Kartoffelanbau.

Aufgrund des virusfreien Saatguts ist der Ertrag mit den Jahren deutlich gestiegen, was sich wiederum in einem höheren Einkommen für das Paar niederschlägt.

2005 investierten beide 70.000 Yuan (11.290 US-Dollar) in den Bau eines neuen Hauses. Es liegt an einem Berghang in mehr als 2000 Metern Höhe mit einem schönen Ausblick auf das terrassierte Land in der Umgebung. Ihr leicht modifizierter Hof hat eine Innenfläche von rund 200 Quadratmetern.

Das Wohnhaus verfügt über Haushaltsgeräte wie Fernseher und Kühlschrank sowie eine Sofagarnitur im europäischen Stil, die im ländlichen Ambiente ein wenig fehl am Platz wirkt.

Seitdem die erste Phase des Wasserumleitungsprojekts vom Tahoe-Fluss ins Weideland von Zentral-Gansu abgeschlossen wurde, gibt es auch einen Wasseranschluss. Das umgeleitete Wasser reicht für den Trink- und alltäglichen Gebrauch und die Industrieproduktion aus. Vorher mussten die Anwohner das Regenwasser trinken, das sie im Keller unter ihren Höfen sammelten.

In Daping leben 564 Menschen in 124 Haushalten. Viele Bewohner  haben ihr Einkommen durch den Anbau von Kartoffeln und Gemüse steigern können.

Qualitätsbestand 

Die virusfreie Saatkartoffel, die Yang nutzt, wird in Dingxi angebaut. Überall im Bezirk sind Gewächshäuser mit Minikartoffelknollen zu sehen.

"Der Bezirk verfügt über rund 1000 Gewächshäuser zum Anbau der Miniknollen", erklärte Hu Huanmin, stellvertretender Leiter der Saatgutverwaltungsstation mit mehr als 20 Jahren Erfahrung im Saatkartoffelanbau.

Wenn die Kartoffel in die Erde gesetzt wird, ist sie anfällig für Infektionen. Diese schwächen die Fotosynthesefähigkeiten der Pflanze, reduzieren die Ernte und beeinträchtigen den Geschmack der Kartoffel.

Wegen der schlechten Saatgutqualität liegt die gegenwärtige Kartoffelernte pro Hektar bei rund 14.400 kg, mit virusfreien Saatkartoffeln kann der Ertrag nach Expertenangaben um das Vierfache gesteigert werden.  

Die Qualität der virusfreien Saatkartoffeln sei beständig verbessert worden, so Hu. Aktuell ist der Ertrag im Bezirk auf 45.000 kg pro Hektar gestiegen.

Zurzeit sind im Bezirk Anding 17 Unternehmen in die Produktion virusfreier Saatkartoffeln involviert, darunter  Baiquan, Ailan und Kaikai. Die Unternehmen produzieren zusammen 500 Millionen Miniknollen pro Jahr, das entspreche einem Viertel des Gesamtertrags in China, erklärte Hu. Der Bezirk Anding ist damit einer der landesweit größten Produzenten der Miniknollen.   

Die Miniknollen können Einnahmen von insgesamt 200 Millionen Yuan (32 Millionen US-Dollar) für den Bezirk generieren. Sie werden an heimische Kartoffelregionen und Autonome Gebiete wie die Innere Mongolei, Heilongjiang und Xinjiang verkauft und in kartoffelanbauende Länder exportiert.

Diversifizierung der Produkte

Nach der Ernte der Kartoffeln behalten die Bauern einen Teil für den eigenen Verbrauch und Aussaat, den Rest verkaufen sie am Markt.

Ein Drittel der Kartoffeln aus Dingxi werde von den Bauern behalten, ein Drittel verkauft und das restliche Drittel zu Kartoffelprodukten wie modifizierte Stärke verarbeitet, erklärte Hu.

Das 1999 gegründete Unternehmen Gansu Jupeng Food Co. Ltd. produziert Kartoffeln und verarbeitet frische Knollen zu Chips und anderen Produkten. Es erforscht und entwickelt ebenso neue Kartoffelsorten und -produkte.

In den riesigen Werkhallen des Unternehmens werden Kartoffeln über Förderbänder transportiert. Die ganzen Knollen werden zuerst ins Wasser geworfen und maschinell gewaschen, dann geschält und kleingeschnitten, um Pommes Frites und andere Produkte für Fastfood-Ketten wie McDonalds herzustellen.

2014 verzeichnete das Unternehmen einen Gesamtumsatz von mehr als 90 Millionen Yuan (14,5 Millionen US-Dollar). Es exportierte 12.000 Tonnen Kartoffeln und Kartoffelprodukte in die USA, die EU, die Vereinten Arabischen Emirate, den Sudan und Amman. Die gesamten Exporteinnahmen lagen bei über 10 Millionen US-Dollar.

Während  Jupeng hauptsächlich frische Kartoffeln verarbeitet, verarbeitet Gansu GLDARK Potato Modified Starch Co. Ltd. Kartoffelstärke zu modifizierter Kartoffelstärke und zu umweltfreundlichen Produkten wie Lebensmittelzusätzen, Farben aus Biomasse, abbaubarem Plastik und organischen Düngemitteln.

Das 2007 gegründete Unternehmen verfügt über ein Forschungs- und Entwicklungszentrum im Bereich modifizierte Stärke und besitzt zwei Patente. Es ist Branchenführer in China und seine Produkte werden nach Kanada, Malaysia, Singapur und Japan exportiert, die weitere Ausweitung der Produktion und Produktlinien ist geplant.

Die kartoffelverarbeitenden Unternehmen haben nicht nur Jobs für die Anwohner geschaffen, sondern ihnen auch Rohstoffe abgekauft und so ihr Einkommen erhöht.

Das Leben der Menschen in Dingxi verbessert sich durch den Kartoffelanbau und die Kartoffelprodukte, durch die Herstellung traditioneller Kräutermedizin und weitere Maßnahmen zur Linderung der Armut beständig.

Mit Beginn der zweiten Phase des Wasserumleitungsprojekts vom Taohe-Fluss nach Zentral-Gansu ist mehr Wasser für die landwirtschaftliche Produktion und somit auch eine bessere Zukunft in Sicht. Die Regierung fördert außerdem den Verbrauch von Kartoffeln als Grundnahrungsmittel, so wird die Kartoffelerzeugung voraussichtlich weiter angekurbelt. Nachdem die Kartoffel zum Grundnahrungsmittel erklärt wurde, werden die Kartoffelbauern zudem von mehr politischen Anreizen profitieren können.  

 

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