20-05-2015
Im Focus
Die “neue Normalität” in den chinesisch-amerikanischen Beziehungen

 

Douglas H. Paal, Vizepräsident für Studien an der Carnegie-Stiftung für Internationalen Frieden

Ich sehe ein Problem, keine Krise, aber ein Problem des Selbstvertrauens, und zwar sowohl in China als auch in den USA. China bringt seit den Olympischen Spielen von 2008 und der großen Finanzkrise im Westen ein Übermaß an politischem Selbstvertrauen zum Ausdruck, aber nach 250 Jahren wechselhafter Geschichte sitzt es auf einem tiefer Unsicherheit und mangelnden Selbstvertrauens.  

Das Selbstvertrauen der USA ist in den vergangenen Jahren durch die Finanzkrise und den politischen Stillstand, der bis Januar dieses Jahres anhielt, erschüttert worden. Es passiert viel in der Gesellschaft und die mediale Vervielfachung bietet jedem sein eigenes Prisma für ein bizarres Verständnis der Ereignisse im Land, sei es durch seinen bevorzugten Kabelfernsehsender oder Blogger.

Huang Renwei (r.), Vizepräsident der Shanghaier Akademie für Sozialwissenschaften und Direktor des Instituts für Geschichte

Strategische Kreise in den USA sind misstrauisch, was Chinas Absichten im Hinblick auf die internationale Ordnung angeht. Viele Meldungen waren jedoch falsch. Häufig sorgt man sich, weil China eine Herausforderung für Amerikas Vorherrschaft in der internationalen Weltordnung darstellt. Dies betrifft sechs Bereiche: das von den USA angeführte System der Verbündeten, Amerikas Führungsposition in Asien, die Kontrolle der internationalen Ordnung, das auf dem Dollar beruhende internationale Währungssystem, die globale Erschließung von Weltraum, Cyberspace und der Tiefsee sowie universelle Werte.

Angesichts dieser Probleme behaupten manche, die Kernfrage für Chinas politische Entscheidungen habe sich auf die internationale Ordnung verlagert. Das war wahrscheinlich zu früh oder übereilt, aber es zeigt das politische Potenzial des Themas. China muss zahlreiche neue Ideen zur internationalen Ordnung anregen. Meiner Vorstellung nach gehört dazu auch eine Art strategischer Transparenz.

Wir haben ein gemeinsames Interesse an einer verantwortungsvollen Gemeinschaft. Im Rahmen dieser Idee versuchen wir, verschiedene Ebenen gemeinsamer Interessen und Verantwortlichkeiten zu finden.

Song Guoyou, Professor am Institut für Internationale Studien und stellvertretender Direktor des Zentrums für Amerikastudien, Universität Fudan

Worin liegt der Nutzen (bilateraler Investitionsabkommen)? Zum einen im wirtschaftlichen Einfluss. Ein chinesisch-amerikanischer bilateraler Investitionsvertrag würde ein Gleichgewicht zwischen unseren beiden Ländern herstellen. Das amerikanische Handelsdefizit gegenüber China lag im letzten Jahr bei 342 Milliarden US-Dollar.

China würde durch ein solches Abkommen mehr als 1 Milliarde Dollar gewinnen. Ich glaube, dass China und die USA einander immer mehr und stärker vertrauen werden. Der Grund dafür ist ziemlich einfach. Wenn man den anderen nicht als einen Freund behandelt, gibt es keine Möglichkeiten, Differenzen beizulegen.

Die USA pflegen nur bilaterale Investitionsabkommen mit Freunden und Verbündeten. Durch die Unterzeichnung eines solchen Abkommens würden beide Länder ein sehr positives Signal an die in- und ausländische Öffentlichkeit senden.(Berichte aus New York und Atlanta)

 

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