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Kevin Rudd, Präsident des Asia Society Policy Institute und ehemaliger Premierminister Australiens
Wenn sie (die USA und China) ein bilaterales Investitionsabkommen abschließen können, wird das ein enormer Anstoß sein. Regional betrachtet gibt es bedeutende Differenzen im Hinblick auf die unterschiedlichen Territorialansprüche in Chinas Küstengebieten sowie im Ost- und Südchinesischen Meer. Weltweit hat im Zeitalter des Klimawandels bereits eine großartige Zusammenarbeit begonnen. Aber lassen sie mich folgendermaßen schließen: Sobald beide Regierungen über einen strategischen Rahmen verfügen, um ihre Differenzen beizulegen und ihre Zusammenarbeit auszuweiten, dann mögen sie noch rechtzeitig entdecken, dass sie im 21. Jahrhundert ein gemeinsames Ziel verfolgen. Worum handelt es sich dabei? Es gibt so viele Bedrohungen von außen, die China und die USA gemeinsam betreffen, sie werden sich als viel größer erweisen als jede Unstimmigkeit zwischen beiden Ländern. Nehmen wir den Terrorismus, er stellt eine äußere Bedrohung für China und die USA sowie alle zivilisierten Völker dar. Er ist eine Bedrohung für die Ordnung allgemein. Oder andere bereits erwähnte Bereiche, natürlich das Problem des Klimawandels, aber auch seine Sprösslinge wie Nahrungsmittel- und Wasserunsicherheit. Und die Liste wird durch äußere Bedrohungen der finanziellen Stabilität und anderer Formen der Stabilität noch länger.
Mein Argument lautet daher, dass wir uns auf die Dinge konzentrieren sollten, die uns einen, statt auf die Dinge, die uns trennen. Das würde eine Menge politischer Energie freisetzen, um auch an den grundlegenden Problemen der Beziehung zu arbeiten.
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David M. Lampton, Direktor für Chinastudien an der Johns Hopkins School of Advanced International Studies
Kurz gesagt müssen wir die von Dr. Henry Kissinger beschworene pazifische Gemeinschaft aufbauen. Ein solches Statement sollte die Interdependenz akzeptieren und stärken. Die USA und China sollten bei der Entwicklung von Infrastrukturprojekten auf der ganzen Welt kooperieren. Die anfängliche Reaktion der USA auf die AIIB war falsch. Washington, Beijing und vielleicht auch NGOs in beiden Ländern könnten beispielsweise bei Projekten in Afghanistan zusammenarbeiten.
Im Hinblick auf die Interdependenz unserer beiden Länder führt es in die richtige Richtung, mehr Investitionen in den Arbeitsmarkt zu fördern, so Unternehmensgründungen anzuregen und den schnellstmöglichen Abschluss eines bilateralen Investitionsabkommens voranzutreiben. Es muss noch deutlicher werden, dass China willkommen ist in unserem „Tipi", vorausgesetzt es bewegt sich vorwärts.
Schriftliche Erklärungen reichen nicht aus, wie das ehemalige Staatsoberhaupt Deng Xiaoping Anfang der 1990er Jahre muss China die Außenwelt erneut davon überzeugen, dass es sich zu internen und externen Reformen verpflichtet hat.
Fazit: Die politische Führung sowohl der USA als auch Chinas trägt die Verantwortung, sich gegen einen zerstörerischen Nationalismus auszusprechen und ihre Bevölkerung daran zu erinnern, dass die strategische Begründung für bilaterale Beziehungen einfach und zwingend ist. Weder die Welt, noch unsere beiden Länder können sich eine Gegnerschaft der USA und Chinas leisten.
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