Ein chinesischer Kunde verwendet Uber, um eine Fahrt nach Hause zu bekommen.
Uber wird in China inzwischen eingehend beobachtet, da viele der von Uber angebotenen Dienstleistungen – private Fahrzeugbesitzer bieten Taxidienste an – direkt gegen die örtlichen Regulierungen verstoßen.
Am 6. Mai haben die Behörden der Stadt Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan, das Büro von Uber im Zuge einer neuen Untersuchung des Online-Taxiservices besucht. Nach der Untersuchung schickte das Unternehmen Textnachrichten an die Fahrer in Chengdu, um ihnen mitzuteilen, dass seine Dienstleistungen nach wie vor unbeeinträchtigt angeboten würden und die Kommunikation mit den Behörden fortgesetzt werde. Mittlerweile wurde der Firmensitz allerdings vom ursprünglichen Ort verlegt.
Der Besuch ist bereits der zweite Behördenbesuch in Büros von Uber in der letzten Zeit. Am 30. April hatten die Verkehrsbehörden eine Razzia im Büro in Guangzhou, der Hauptstadt der Provinz Guangdong, durchgeführt. Sie verdächtigten Uber, unlizenzierte Geschäfte durchzuführen und privaten Autobesitzern ohne Taxilizenz zu erlauben, Taxifahrten durchzuführen und so die betreffenden Gesetze zu verletzen. Laut Berichten der Xinhua Nachrichtenagentur waren bei der Razzia einige Mobiltelefone konfisziert worden. Die Razzia fand als Folge von Protesten der Taxifahrer in Guangzhou statt, nachdem Uber eine neue Fahrgemeinschaftsdienstleistung, „People's Uber", im Oktober 2014 herausgebracht hatte.
Uber's App wird in neun Städten in China verwendet. Das Angebot ist in den Städten mit großer Bevölkerungsdichte, besonders in der Hauptstadt Beijing und der Finanzmetropole Shanghai, sehr beliebt, da es dort während der Hauptverkehrszeiten nahezu unmöglich ist, ein Taxi zu bekommen.
Uber hat in China ein rasantes Wachstum erfahren und die Regierung versuchte in den letzten Monaten dieses Geschäft zu regulieren. Im Januar gab das chinesische Verkehrsministerium bekannt, dass es privaten KFZ-Eigentümern untersagt sei, über diese App Passagiere gegen Bezahlung zu transportieren und dass nur professionelle Mietwagenunternehmen für solche Dienstleistungen zugelassen seien.
Um politische Risiken zu vermeiden, behauptet Uber, dass es sich bei „People's Uber" um eine gemeinnützige, nicht profitorientierte Plattform, die zum Wohl der Fahrer und um Fahrgemeinschaften anzuregen sei, handeln würde.
Ein Uber-Fahrer namens Chen teilte der Beijing Rundschau mit, dass Uber chinesischen Fahrern erhebliche Zuschüsse anbieten würde, um sie zu anzuwerben.
„Wenn man mehr als 70 Rufe annimmt und die Einnahmen 7000 Yuan (rund 1000 Euro) nicht übersteigen, wird Uber das aufstocken, so dass man 7000 Yuan erreicht", erklärt Chen.
Chen räsoniert, dass die von Uber angebotenen Dienstleistungen in einer rechtlichen Grauzone seien.
„Man kann in China ein KFZ in Privatbesitz recht einfach als Mietwagenunternehmen registrieren lassen. Ist es dann für diese Autos immer noch illegal, taxiähnliche Dienste anzubieten? Außerdem ist „People's Uber" eine Non-Profit-Plattform, die absolut keine Vermittlungsgebühren verrechnet und im Gegenteil, den Fahrern große Unterstützung zukommen lässt. Des Weiteren ist „People's Uber" dazu da, die Leute anzuregen, Fahrgemeinschaften zu bilden, was ja auch ein erklärtes Ziel der Regierung ist", sagt Chen.
Wenn man Chens Argumentation folgt, kann man verstehen, weshalb noch keine entschlossenen Maßnahmen für oder gegen das Unternehmen durchgeführt wurden. „Es ist überhaupt sehr uneindeutig und die rechtlichen Argumente sind alle sehr umstritten", meint Chen.
Eine holprige Fahrt
Die im Jahr 2009 gegründete Firma, mit dem Hauptsitz in Kalifornien, bietet ihren Kunden an, über ihre Mobiltelefone ein Taxi, ein privates Auto oder eine Mitfahrgelegenheit zu bestellen. Die Dienstleistung erlaubt es ihren Kunden verfügbare Wagen in der Nähe zu lokalisieren und auch über die Uber-App zu bezahlen. Momentan bietet die Firma diese Dienstleistungen in mehr als 250 Städten weltweit an.
Laut einem Bericht im Wall Street Journal vom 9. Mai könnte Uber das wertvollste Startup in einer neuen Finanzierungsrunde werden und würde somit den Rekord, den Facebook mit 50 Milliarden USD, für die bisher höchste Bewertung einer privaten Firma, aufgestellt hat, schlagen.
Trotz dieser in die Geschichte eingehenden Bewertung, sieht sich Uber bei seinen weltweiten Expansionen mit zahlreichen rechtlichen und behördlichen Herausforderungen konfrontiert. Es scheint, dass es überall, wo es hinkommt, in seiner Legitimität hinterfragt wird. Obwohl die Kunden diese Dienstleistung begrüßen, protestieren Taxiunternehmen und Stadtbehörden dagegen.
Der kürzliche Rückschlag ist nur einer in einer Serie rechtlicher Hindernisse, die Uber rund um die Welt in Ländern wie Indien, Spanien, Thailand, Südkorea, Frankreich und Deutschland sowie in einigen Staaten im Heimatland, begegnen.
Uber ist ein relativer Spätzünder in China, wo, laut Daten der Internetconsultingfirma iResearch, bereits eine Anzahl mobiler Taxi-Ruf-Apps ihre Kundenanzahl aus dem Jahr 2013 auf 45 Millionen im Jahr 2015 verdreifachen werden. Im letzten Dezember konnte Uber ein strategisches Investment des chinesischen Suchmaschinenkönigs Baidu Inc. gewinnen.
In China hat die App, genauso wie in anderen Ländern, großen Zorn unter den lizensierten Taxichauffeuren hervorgerufen, die gegen sinkende Profite, die durch den Wettbewerb der privaten Fahrer verursacht werden, protestieren. Zudem steht Uber starkem Wettbewerb von bereits etablierten lokalen Apps, die von großen Investoren gestärkt werden, gegenüber.
Die einheimischen Unternehmen Kuaidi Dache und Didi Dache, die vom E-Commerce-Giganten Alibaba, beziehungsweise vom Internetriesen Tencent, gestützt werden, haben den Löwenanteil im Online-Fahr-Ruf-Markt. Deren Fusionierungspläne werden zu unumstrittener Marktdominanz führen.
Laut einem Bericht von Analysys International, einem Marktforschungsinstitut, hatten Kuaidi Dache und Didi Dache zusammen einen Marktanteil von 78,3 Prozent der Bestellungen im ersten Viertel des Jahres, wohingegen Uber nur magere 10,3 erhielt.
Ubers Geschäftsmodell mobilisiert Eigentümer leerstehender privater KFZ taxiähnliche Dienstleistungen anzubieten. Obwohl dieses Geschäftsmodell gute Marktaussichten hat, hat es eine natürliche Schwachstelle: Privatleute haben nicht die Qualifikationen professioneller Chauffeure und es gibt zahlreiche Risiken, da diese privaten KFZ keiner behördlichen Aufsicht unterliegen.
Daher betonen die beiden chinesischen Plattformen, mit denen Uber Ähnlichkeiten aufweist, dass die über ihre Plattformen angebotenen Autos Mietwagen und keine Privatwagen wären.
Einbahnstraßen
Obwohl es unlizenzierten privaten KFZ-Besitzern nicht erlaubt ist, Taxifahrten anzubieten, ist der Bedarf an Taxis zu jeder Zeit, egal ob Tag oder Nacht, sehr hoch. Dies ließ natürlich die Popularität der privaten Taxirufanbieter stark ansteigen.
Da die Regulierungen für die Ruf-Apps in letzter Zeit immer schärfer wurden, haben auch Didi Dache und Kuaidi Dache Warnungen der lokalen Verkehrsbehörden bekommen, nicht mehr mit illegalen privaten Fahrern auf ihren Plattformen zusammenzuarbeiten.
Chao Zhiweil, Vorstand eines Immobilienunternehmens und Mitglied des politischen Beratungsgremiums Guangzhous, sagt, dass die Taxiindustrie dafür verantwortlich wäre.
„Über eine lange Zeit haben sich sowohl Passagiere als auch Taxichauffeure beschwert. Der Grund dahinter ist letztlich, dass die Taxiindustrie den Bedarf des Marktes kaum decken kann und vollständig reformiert werden müsste", sagt Cao.
„Es sind die Regierungsstellen die Taxilizenzen vergeben. Nun sollte aber der Markt die Ressourcen verteilen und das Regierungsmonopol auf Lizenzen ein Ende finden, so dass allen qualifizierten Individuen eine Lizenz ausgestellt werden kann, um so die Qualität der Dienstleistungen zu verbessern."
Wang Limei, der Generalsekretär der chinesischen Straßen und Transport Vereinigung, sagt, dass der rechtliche Status von Apps, die es auch Privaten erlauben, Taxidienste anzubieten, weltweit stark diskutiert wird.
„Wenn Private Taxidienste anbieten, dann können ja auch unlizenzierte Ärzte medizinische Versorgung für Patienten anbieten, da dies ja der Bequemlichkeit der Menschen dienen würde. Aber damit sind dann eben eine Menge von Risiken verbunden", sagt Wang.
Allerdings argumentiert er auch, dass diese Apps nicht vollständig verboten werden sollten.
„Das Internet ist nur ein Werkzeug. Nur weil es ein paar Leute für illegale Zwecke missbrauchen, heißt das noch lange nicht, dass man auf das Internet zielen sollte. Klarere rechtliche Rahmenbedingungen in Bezug auf die Taxiruf-Apps sollten diesen Fahrern die Möglichkeit geben, ihre Dienste unter legalen Bedingungen anzubieten.
Li Yuhen, ein Analyst des Marktforschungsinstitutes CIConsulting ist der Ansicht, dass private KFZ-Eigentümer viele Ressourcen für den Markt beitragen und dass dies der schnellste und ökonomischste Weg sei, den Markt zu expandieren.
„Das ist auch der Grund, weshalb so viele private KFZ-Eigentümer mitmachen und warum diese Apps das gewissenhaft übersehen, dass illegale Fahrer dabei sind", meint Li. „KFZ den Mietwagenunternehmen gehören können, den enormen Marktbedarf kaum decken, was die Entwicklung des Marktes stark behindert", sagt Li, der für eine Lockerung der Regelungen eintritt.
Chen, der Uber-Fahrer aus Beijing, denkt, dass Uber in China noch einen langen Weg vor sich habe. „Es gibt noch nicht genug Marketinganstrengungen in China, daher hat es nur einen winzigen Marktanteil. Ein weiterer Punkt ist das User Interface (UI), das zu sehr an den westlichen Kunden orientiert ist und nicht an die chinesischen Gewohnheiten angepasst wurde", sagt Chen. „Das UI ist zu knapp designt mit vielen versteckten Funktionen, wo doch chinesische Kunden an Interfaces gewöhnt sind, bei denen alle Funktionen offen sichtbar sind."
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