Chinas große Staatsunternehmen krempeln ihr Image für den globalen Markt um.
Kritiker meinen, die Fusionspläme für CNR und CSR führen zu einem neuen Eisenbahnmonopol.
In Chinas Literaturklassiker "Geschichte der drei Reiche" wird der Entwicklungsweg eines Kaiserreichs wie folgt beschrieben: "Was lange aufgeteilt war, muss vereint werden; was lange vereint war, muss aufgeteilt werden". Das gleiche gilt auch für die Geschäftswelt.
Um die Jahrtausendwende wurden zahlreiche Staatsbetriebe in China in kleinere Unternehmen unterteilt, die dann miteinander in Konkurrenz traten und so ihre Wettbewerbsfähigkeit am Markt erhöhen konnten. Nach mehr als zehn Jahren rasanter Entwicklung wollen sich einige dieser Unternehmen angesichts der veränderten Marktsituation jedoch erneut die Hand reichen.
Dieser Prozess begann Ende 2014 mit der Übernahme der China Huafu Trade and Development Group Corp. durch die China Agri-Industries Holdings Ltd., einem Unternehmen, das landwirtschaftliche Erzeugnisse produziert, verarbeitet und vertreibt. In diesem Jahr haben bereits Chinas führende Zughersteller China CSR Corp. Ltd. und China CNR Corp. Ltd. ihre Fusion bekannt gegeben. Angeblich stehen weitere Konsolidierungen unmittelbar bevor, so gibt es Pläne für die China Power Investment Corp. und die State Nuclear Power Technology Corp., sowie die China Railway Group Ltd. und die China Railway Construction Corp. Ltd.
"Die Regierung hat in der Tat jahrelang über diesen bedeutsamen Integrationsprozess nachgedacht. In diesem Jahr erreichen die Fusionen und Übernahmen großer Staatsunternehmen, vor allem jener, die internationales Wachstum anstreben, einen Höhepunkt", erklärte Li Jin, Vizepräsident der Chinesischen Gesellschaft für Unternehmensreform und –entwicklung, einem Think Tank in Beijing. Bei Abschluss der aktuellen Konsolidierungsphase werde die Zahl der Staatsunternehmen, die von der Staatlichen Kommission zur Überwachung und Verwaltung von Staatsvermögen (SASAC) beaufsichtigt wird (bekannt als zentral verwaltete Staatsunternehmen), von mehr als 110 im Februar auf 30 bis 50 gesunken sein, prognostizierte er.
"Diese Veränderungen bezeugen die Entschlossenheit der Regierung, Staatsunternehmen dabei zu unterstützen, größer und stärker zu werden sowie das Staatsvermögen effektiv zu nutzen. Kontroversen über die Festlegung des Gesamtplans zur Reform der Staatsunternehmen sind dabei allerdings unvermeidlich", erklärte Xiang Anbo, Direktor des Forschungsinstituts für Staatsunternehmen beim Unternehmensforschungsinstitut, einer Tochtergesellschaft des Entwicklungsforschungszentrums beim Staatsrat, Chinas Kabinett.
Der Staatsrat hat bereits eine Sonderleitungsgruppe zur Ausarbeitung eines Gesamtplans eingerichtet. Die Reform solle sich auf die Stärkung der Staatsunternehmen konzentrieren, um deren globale Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und den Verlust von staatlichen Vermögenswerten zu verhindern, riet Lian Weiliang, Vizevorsitzender der Staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform, Chinas oberster Wirtschaftsplanungsbehörde.
Konkurrenz aus dem Ausland
Vor 15 Jahren wurde die damalige China National Railway Locomotive & Rolling Stock Industry Corp. in die China CSR und die China CNR aufgespalten, um eine Monopolbildung zu verhindern und den Wettbewerb anzuregen. Dies erwies sich später als brillante Entscheidung, denn beide Unternehmen profitierten von der schnellen Ausweitung des chinesischen Hochgeschwindigkeitszugnetzes.
Da Chinas Ziele sich mit seiner zunehmenden Einbindung in die Weltwirtschaft verändern, sollten auch die Entwicklungsstrategien für die Staatsbetriebe modifiziert werden, fordert Wang Zhigang, Direktor der Abteilung für Unternehmensreform und –entwicklung am Forschungszentrum der SASAC.
"Weil die Wirtschaft weiterhin kontinuierlich wächst, ist die Konkurrenz zu ausländischen Unternehmen mittlerweile bedeutsamer als zu inländischen", sagte Wang. China brauche daher Unternehmen, die es in punkto Größe und Stärke mit internationalen Branchenführern aufnehmen können.
Durch die Integration überlegener Ressourcen und die Erschließung von Synergieeffekten lassen sich die mörderische Konkurrenz zwischen den staatseigenen Unternehmen sowie brutale Fusionen und Übernahmen deutlich reduzieren. „Zentral verwaltete Staatsunternehmen werden so ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit dramatisch steigern und die industrielle Sicherheit des Landes besser gewährleisten können", sagte er.
Abgesehen davon haben auch die nachlassenden Gewinne der staatlichen Unternehmen die Alarmglocken schrillen lassen. Nach Angaben des Staatlichen Statistikamts sank ihr Gesamtgewinn von Januar bis März um 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – um 9,9 Prozent bei zentral verwalteten Unternehmen und um 0,4 Prozent bei lokalen Staatsunternehmen.
Gegenwärtig sollten die Kürzung und die Konsolidierung nicht benötigter staatlicher Vermögenswerte höhere Priorität haben als ein blindes Streben nach wirtschaftlicher Ausweitung, erklärte Li, Unternehmen in Sektoren mit Überkapazitäten wie der Bau-, Elektrizitäts- und Eisenbahnbranche sollten die Hauptziele der generellen Umstrukturierung sein.
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