18-05-2015
Im Focus
Museum für Wissenschaft und Technik: Spielwiese für kleine und große Entdecker
von Maike Schulte

Das Museum für Wissenschaft und Technik liegt mitten im Olympiapark von Beijing. Zum Museum gehören zwei große IMAX-Kinos. (Fotos: Maike Schulte)

Li.: Die drei Dinosaurierskelette in der Eingangshalle sind eines der Highlights des Museums. Re.: Begehbares Modell eines Blutgefäßes.

Li.: Nicht nur gucken, sondern selber machen: Besucher können Übungen aus dem Astronautentraining absolvieren. Re.: Begehbares Modell einer internationalen Raumstation.

Wie ein wuchtiger verschachtelter Würfel präsentiert sich das Chinesische Museum für Wissenschaft und Technik mitten im Olympiapark von Beijing. Das 1988 eröffnete Museum ist das größte seiner Art in ganz China und das erste, das die beiden Disziplinen miteinander verband. Seine Struktur gleicht der eines chinesischen Lu-Ban-Lock-Puzzles und ist nicht zufällig gewählt. Den Besuchern will man hier einen Schlüssel zur Welt der Wissenschaften an die Hand geben, verkündet ein Informationsschild am Eingang. Und das gelingt der Ausstellung durch ihre thematische Vielfalt, ihre spielerische Herangehensweise und zahlreiche interaktive Elemente auch.

Wochentags zieht es offenbar vor allem Schulklassen in das Museum. Schon der große Vorplatz ist bevölkert mit Kindern, die in geordneten Zweierreihen in die riesige Eingangshalle traben. Dort wartet die erste große Attraktion auf sie: Drei 160 Millionen Jahre alte Dinosaurierskelette ragen in schwindelerregende Höhen empor. Spätestens dort ist Schluss mit der von den Lehrern verordneten Disziplin, überall sieht man umhertobende Schüler in kleinen Gruppen auf Entdeckungsreise gehen.

Und zu erkunden gibt es eine ganze Menge. Auf einer Fläche von 48000 Quadratmetern sind mehr als 800 Exponate ausgestellt, jede der vier Etagen behandelt einen großen Themenbereich, unterteilt in mehrere Unterthemen. Dabei geht es alles andere als trocken und theoretisch zu. Alle Ausstellungsobjekte werden, wie es sich für ein Museum gehört, natürlich erklärt (in Chinesisch und Englisch), laden aber vor allem zum Anfassen, Ausprobieren und Experimentieren ein. Lernen geschieht hier nicht nur durch den Kopf, sondern durch alle Sinne.

„Erforschen und entdecken" heißt der erste Ausstellungsbereich, der das Interesse für wissenschaftliche Ideen wecken will. Da geht es beispielsweise um den „Reiz der Mathematik". Besucher können versuchen, in einem Kubus Reihen aus vier gleichfarbigen Kugeln zu bilden, oder an Musikinstrumenten etwas über den Zusammenhang von Frequenz und Tonhöhe erfahren. Im Kapitel „Geheimnisse des Lebens" zeigen beleuchtete Displays auf Knopfdruck den Einfluss von Hormonen auf das Wachstum an, der Aufbau einer menschlichen Zelle wird anhand eines begehbaren Modells erklärt.

„Technik und Leben" ist der zweite große Themenkomplex betitelt, er befasst sich mit dem Einfluss moderner Technologien auf unseren Alltag. Da ist beispielsweise eine Reihe von Waschmaschinen aus unterschiedlichen Epochen aufgereiht, in einem großen Glaskasten kann man beobachten, wie Roboter komplexe Arbeitsprozesse verrichten. Auf besonders große Faszination bei den Besuchern stößt das Roboter-Ballett, jeder will mit seinem Handy filmen, wie drei Roboter eindrucksvoll synchron zu klassischer Musik tanzen. Dass moderne Technik auch zu einem gesunden Lebensstil verhilft, zeigt ein Spinning-Rad, das die verbrauchten Kalorien zählt, während man in die Pedale tritt und von mehreren Schülerinnen eifrig getestet wird.

Das dritte Themengebiet der Ausstellung, „Herausforderungen und Zukunft", widmet sich dem Beitrag, den technologische Innovationen für eine nachhaltige Entwicklung leisten können. Neue Energien, neue Materialien, die Gentechnik und die Erkundung des Weltraums sind einige der Unterthemen, die auf anschauliche Weise präsentiert werden. Da gibt es ein Modell des Shanghaier Maglev-Hochgeschwindigkeitszugs, bei dem man aus nächster Nähe sehen kann, wie das supraleitende Magnetsystem funktioniert. Ein Computerdisplay des menschlichen Genoms zeigt bei einem Klick auf die einzelnen Gene an, welche Krankheiten ihre Beschädigung verursacht. Begehbare Modelle einer internationalen Raumstation, inklusive Weltraum-Toilette, und der Shenzhou, des ersten bemannten chinesischen Raumschiffes, laden ebenso zur Erkundung ein. Besucher können außerdem selbst Übungen aus dem Astronautentraining absolvieren und beispielsweise auf einem in alle Richtungen rotierenden Stuhl die Empfindlichkeit ihres Gleichgewichtsorgans testen.

Eine eigene Halle mit rund 250 Exponaten befasst sich außerdem mit den wissenschaftlichen Erfolgen des chinesischen Altertums. Präsentiert werden die vier großen Erfindungen des antiken China (Papier, Buchdruck, Schwarzpulver und Kompass), aber auch Nachbauten von einem hydraulischen Spinnrad aus der Song-Dynastie, einer 12 Meter hohen wasserbetriebenen astronomischen Uhr oder eines Schiffes aus der Ming-Dynastie, das sich durch überflutungssichere Kabinen auszeichnete.

Wer mit kleinen Kindern das Museum besucht, sollte sich auf keinen Fall das „Wissenschaftsparadies" (Eintrittspreis: 10 Yuan) im Erdgeschoss entgehen lassen. Es orientiert sich speziell an den Interessen von Drei- bis Zehnjährigen. Sie können sich beispielsweise im Melken üben, um einen Bezug zum Ursprung von Lebensmitteln zu erhalten. Zu den weiteren interaktiven Themenbereichen gehören ein Krankenhaus mit einem Röntgen-Simulator und eine Musikwand, an der jeder Teil einem anderen Ton entspricht.

 

 

Infos:

Chinesisches Museum für Wissenschaft und Technik

Adresse: Beisanhuan Zhonglu 1, Bezirk Chaoyang, 100006 Beijing

Öffnungszeiten: 9 bis 17 Uhr (montags geschlossen)

Eintrittspreise: Erwachsene 30 Yuan / Kinder 20 Yuan

Anfahrt: Linienbus 300 bis Bushaltestelle Kejiguan, U-Bahnlinie 8 bis South Gate of Forest Park, dann 15 Minuten Fußweg

Internet: http://www.cstm.org.cn (nur Chinesisch)