18-05-2015
Im Focus
Automuseum Beijing: Im Reich der vier Räder
von Maike Schulte

Li.: So sah der erste „Mercedes" aus dem Jahr 1886 aus: Dieses von Karl Benz erfundene dreirädrige Gefährt war das erste benzinbetriebene Fahrzeug der Geschichte. Re.: Der Ford T war das erste am Fließband produzierte Auto.

Modelle aus der chinesischen Autoproduktion der 1950er Jahre.

Ein paar Schritte weiter trifft man auf liebgewonnene alte Bekannte, ihr Anblick lässt die Ausstellung für den einen oder anderen nicht mehr ganz jungen Besucher aus dem Westen mit Sicherheit zu einem nostalgischen Erlebnis werden. In einer Reihe präsentieren sich die „Ente" von Citroen, der Fiat Bambino und der VW Käfer. Die millionenfach verkauften Kleinwagen ohne großen Schnickschnack symbolisieren die Wandlung des Autos zu einem Statussymbol für Jedermann und stehen für einen neuen Lebensstil im Nachkriegseuropa.

Parallel dazu erfährt man so einiges über Chinas Beitrag zur automobilen Geschichte. Man staunt  über Fuhrwerke aus vorchristlicher Zeit oder Fahrzeuge, die die zurückgelegte Distanz messen konnten oder sich wie ein Kompass automatisch nach Süden ausrichteten. Einen Einblick in die Autoindustrie, die sich im kriegsgebeutelten China erst nach Gründung der Volksrepublik 1949 entwickelte, geben die Autos der Changchun First Automobile Works. 1958 produzierte sie mit dem Modell Dongfeng (Ostwind) den ersten Mittelklassewagen des Landes und kurz darauf kam die wuchtige Funktionärslimousine Hongqi (Rote Fahne) auf den Markt, zu deren berühmtesten Insassen Richard Nixon und Mao Zedong zählten. Beide Modelle werden außerdem zusammen mit dem Wagen der Kaiserinwitwe Cixi und Oldtimern aus der ehemaligen Sowjetunion und Osteuropa, mit denen China zu jener Zeit engen politischen Kontakt pflegte, in einer Sonderausstellung  präsentiert.

Aus der Vergangenheit wird der Besucher dann direkt in die Zukunft des Autos mit ihren gehobenen Ansprüchen an Umweltschutz, Komfort, Funktionalität und Design katapultiert. Eine ganze Etage des Museums widmet sich der Frage, wie sich Fahrzeuge und Verkehr nachhaltiger gestalten lassen. Zur Sprache kommen Trends wie intelligente Verkehrssysteme, Autorecycling sowie die Nutzung neuer Materialien und Energien. Exponate wie Elektro- und Hybridfahrzeuge sowie Autos aus umweltfreundlichen Materialien dienen der Veranschaulichung. Konzeptautos und kreative Designs verraten, wie die Mobilität auf vier Rädern in Zukunft aussehen könnte.

Der Besuch des Museums lohnt aber nicht nur für passionierte Autofans. Dafür sorgt nicht nur die breite und bunte Themenpalette, die die Rolle des Autos im Kino genauso umfasst wie die Entwicklung des Motorrennsports, sondern auch die kreative Auswahl der Ausstellungsobjekte, darunter ein in seine Einzelteile zerlegter Wagen und eine komplette Produktionsstraße, die Futter für Augen und Hirn bieten. Ein weiterer Spaßfaktor sind die zahlreichen interaktiven Elemente für Groß und Klein. So können Kinder am Computer ein Auto designen oder in eine virtuelle Fahrschule gehen, für autobegeisterte Eltern stehen ein Windtunnel oder ein Fahrsimulator zur Verfügung. Kurzum: ein absolut familientaugliches Museum, in dem sich niemand langweilen wird.

PS: Zum Internationalen Museumstag am 18. Mai, der diesmal unter dem Motto „Nachhaltige Gesellschaft" steht, finden ab dem 16. Mai Sonderausstellungen und Veranstaltungen zum Thema alternative Autos statt.  Am 19. Mai ist außerdem der Eintritt für Besucher frei.

 

 

Info:

Automuseum Beijing

Adresse: 126, South 4th Ring Road West, Bezirk Fengtai, Beijing

Öffnungszeiten:  9 bis 17 Uhr, Ticketausgabe bis 15.30 Uhr (montags geschlossen)

Eintritt: 30 Yuan

Anfahrt: U-Bahn Linie 9 bis Station Keyilu, Ausgang C, rund zehn Minuten Fußweg bis zum Museum

Internet: http://automuseum.bjft.gov.cn/automuseum/index.html (Chinesisch und Englisch)

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