18-05-2015
Im Focus
Automuseum Beijing: Im Reich der vier Räder
von Maike Schulte

Das Automuseum Beijing ist das größte seiner Art in China und hat einige echte Raritäten aufzuweisen. (Fotos: Maike Schulte)

Autoliebhaber, die in diesem Jahr nicht zur großen Autoshow nach Shanghai reisen konnten, haben auch in Beijing eine Möglichkeit, ihrer PS-Liebe zu frönen. Das Automuseum im Südwesten der Hauptstadt ist das größte seiner Art in China und erzählt auf rund 50.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche die Geschichte des Automobils und wie es auch in Zukunft die Welt verändern wird. Zu den Ausstellungsstücken zählen mehr als 80 Oldtimer, darunter chinesische und osteuropäische Modelle, die vor allem für westliche Besucher echte Raritäten sein dürften.

Von außen präsentiert sich das 2011 eröffnete Museum futuristisch. Aus der Vogelperspektive hat das von einem deutsch-kanadischen Architektenteam entworfene Gebäude die Form eines Auges. Die metallisch glänzende Fassade mit den lang geschwungenen Linien ist schon von weitem sichtbar und lässt an ein Auto aus einer fernen Zukunft denken.

Genauso modern geht es in der großen lichtdurchfluteten Innenhalle, dem Herzstück des Museums, weiter. Sie ist als offener Raum angelegt und ermöglicht den Besuchern einen Panoramablick auf die insgesamt fünf Ausstellungsebenen mit ihren rund 6000 Exponaten. Ein besonderes Schmankerl ist ein gläserner Autoaufzug, auf dem ähnlich wie bei einem Paternoster bis zu 20 Modelle rotieren können.

Überhaupt ist das Museum immer wieder für kleine atmosphärische Besonderheiten gut. So werden die Eintrittskarten (30 Yuan) vor dem Gebäude in einem historischen Eisenbahnwaggon aus dem 19. Jahrhundert verkauft, und mit dem Hinweis „Bei uns geht es ganz oben los!" wird man zum Start der Besichtigung sacht zum Aufzug bugsiert und im fünften Stock in der „Halle der Erfindungen" wieder ausgespuckt.

Dort veranschaulichen zahlreiche Exponate, allesamt auch in englischer Sprache beschriftet, die Geschichte des Autos, von der Erfindung des Rades vor rund 4000 Jahren, über Pferdekutschen bis hin zur Dampfmaschine und zum Verbrennungsmotor, der während der Industriellen Revolution in Europa entstand. Auch ein Nachbau des „ersten Mercedes" befindet sich im Museum. Das 1885 von Karl Benz erfundene dreirädrige Gefährt war das erste benzinbetriebene Fahrzeug und gilt als Urahn des modernen Automobils. Der Ford T, das erste Auto, das in Millionenstückzahl am Fließband hergestellt wurde, markiert einen weiteren historischen Meilenstein und ist ebenfalls in der Schau vertreten. Neben dieser bezahlbaren Massenware entstanden aber auch extravagante Luxusfahrzeuge für eine wohlhabende Klientel, von denen das Museum mit dem Lincoln V12 Phaeton und dem Bugatti Typ 3A einige herausragende Vertreter präsentiert.

1   2   >