Handschlag zwischen Italien und China: Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi (vordere Reihe, 3.v.re.) und Liu Zhenya (vordere Reihe, 2.v.li.), Vorsitzender der chinesischen State Grid Corp., besiegeln am 1. August in Rom den Vertrag zur Übernahme eines 35-prozentigen Anteils am italienischen Stromversorger CDP Reti Srl fr 2,81 Milliarden Dollar (XU NIZHI)
Nach Angaben des Handelsministeriums erreichten Chinas Direktinvestitionen ins Ausland im finanzexternen Sektor 2014 102,9 Milliarden US-Dollar, 14,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Vergleich dazu fiel die Steigerung ausländischer Direktinvestitionen nach China (insgesamt 119,6 Milliarden US-Dollar) mit 1,7 Prozent deutlich schwächer aus. Schließt man die Reinvestitionen chinesischer Unternehmensdividenden und Investitionen durch Dritte mit ein, so erhöhte sich das Gesamtvolumen von Chinas Auslandsinvestitionen auf 140 Milliarden US-Dollar. Sie übertrafen damit erstmals die Kapitalzuflüsse.
China hat sich seit der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik Ende der 1970er Jahre von einem Investitionsempfänger zu einem wichtigen globalen Investor gewandelt. Länder und Regionen, die ausländisches Kapital zur Ankurbelung ihres Wachstums benötigen, haben nun eine verlässliche neue Quelle für Investitionen gefunden, auf die sie bauen können. Denn Chinas Kapital ist vor allem eins: vertrauenswürdig.
Die Motive für Chinas Auslandsinvestitionen sind eher wirtschaftlicher als politischer Natur. Anders als manche Industrieländer, die Unternehmensinvestitionen in bestimmte Entwicklungsländer aus politischen Gründen beschränken oder verbieten, strebt China bei seinen Auslandsinvestitionen nach Resultaten, die allen Beteiligten nutzen. Aus der Sicht chinesischer Unternehmer sollte jedes Land das Recht haben, Auslandsinvestitionen als Instrument der eigenen Weiterentwicklung zu nutzen, ungeachtet des politischen Systems.
Da Chinas Auslandsinvestitionen hauptsächlich in ressourcenbasierte Industrien flossen, wurde es von einigen Ländern beschuldigt, im Grunde Ressourcen zu stehlen. Fakt ist jedoch, dass die Kapitalabwanderung stets marktorientiert und die Entscheidung für Investitionen in ressourcenbasierte Industrien durch Angebot und Nachfrage bestimmt war. Zurzeit verlagern sich Chinas Investitionen in den Schiffbau, den Bau von Hochgeschwindigkeitszügen und die Herstellung von Elektronik- und Telekommunikationsgeräten, Bereiche, in denen das Land über fortgeschrittene Technologien verfügt. Investitionsprogramme in diesen Bereichen werden es den Empfängerländern ermöglichen, sowohl von Chinas finanzieller Unterstützung als auch von seinen technologischen Fähigkeiten zu profitieren.
Gegenwärtig diversifiziert China die Quellen für Auslandsinvestitionen, sie umfassen sowohl Staats- als auch Privatunternehmen. Geschäftsleute können selbständig entscheiden, wohin sie investieren. Einige Länder haben Investitionsprogramme jedoch unter politischen Vorwänden behindert, daher gehen Chinas Auslandsinvestitionen vor allem in unterentwickelte Länder und Regionen.
China ist zurzeit die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt und besitzt große Mengen von Devisenreserven. Die Früchte seines Erfolges werden in Zukunft möglicherweise eine wachsende Rolle für die Ankurbelung des Wachstums in der ganzen Welt spielen.
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