02-12-2014
Im Focus
Schutz des weltweiten Klimas
von Deng Yaqing

Im Rahmen der  UN-Konferenz zum Klimawandel in Lima zeigt sich China entschlossen, zusammen mit anderen Ländern den Kampf gegen die Erderwärmung anzugehen.

 

Chinas Beschluss: Xie Zhenhua stellt Chinas Aktionsplan zum Klimawandel (2014-2020) auf einer Pressekonferenz am 19. September vor.

 

Bald wieder blauer Himmel: Eine Statue steht vor einem Waermekraftwerk des Unternehmens Huaneng in Beijing. Sie ermahnt dazu, Energie zu sparen und Emissionen zu senken.

 

 

Lima, Perus größte Stadt und zugleich Landeshauptstadt, lädt diesen Dezember Staatsoberhäupter, Wissenschaftler sowie Repräsentanten aus Wirtschafts- und NGO-Kreisen aus über 200 Ländern ein. In der südamerikanischen Stadt wird vom 1.-12. Dezember die UN-Konferenz zum Klimawandel abgehalten - ein Wortgefecht, das den Weg für die 2015 in Paris stattfindende Konferenz ebnen soll, wo ein Übereinkommen der internationalen Gemeinschaft erzielt werden und die Bemühungen verstärkt werden sollen, dem Klimawandel nach 2020 entgegenzuwirken.

„Menschen beeinflussen nachweislich das Klima und die heutzutage vom Menschen erzeugten Emissionen sind die höchsten in der Geschichte" geht aus einem Lagebericht der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) hervor, der am 2. November veröffentlich wurde. „In den letzten drei Jahrzehnten war die Erdoberfläche so warm wie nie seit 1850. Der Zeitraum von 1983 bis 2012 waren vermutlich die wärmsten 30 Jahre in der nördlichen Hemisphäre seit 1.400 Jahren.", so die IPCC. Bei seinem Treffen mit U.S. Außenminister John Kerry im Februar betonte Staatspräsident Xi Jinping erneut, dass China dem nationalen Klimaschutz und der Senkung der Emissionen größte Aufmerksamkeit schenke. „In diesem Punkt hat uns keiner gebeten, dies zu tun, sondern wir ergreifen die Initiative selber", sagte Xi.

„China spielt nun eine aktive Rolle bei der Lösungsfindung für den Klimawandel. Wir haben unsere Bemühungen verstärkt, indem wir Ziele festgesetzt, Maßnahmen ergriffen und unsere Effizienz verbessert haben.", so Xie Zhenhua, Vizeleiter der Staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform (NDRC). Laut der Statistiken der NDRC sind das Kohlenstoffdioxid Emissionen pro Einheit des Pro-Kopf-Bruttoinlandsproduktes zwischen 2005 bis 2013 um 28,56% gesenkt worden. Darüber hinaus verminderte sich in den ersten drei Vierteln diesen Jahres Chinas Energie- und Kohlenstoffverbrauch um 4,6% und wird wohl jedes Jahr um jeweils weitere 5% sinken. In 2013 wurden 91,5 Mio. m2 Wald und insgesamt 2,52 Mrd. Bäume gepflanzt, sogar mehr als für dieses Jahr vorgesehen war. Um das angestrebte Ziel einer Kohlenstoffreduzierung von 40 bis 45% bis 2020 zu erreichen, wurden sogar in den Jahren 2009 und 2010 Maßnahmen wie Stromrationierung in manchen Gegenden Chinas ergriffen, so Xie, der die chinesische Delegation in Lima anführt.  

Rechnungen der Weltbank zufolge liegt Chinas Anteil an eingesparter Energie bei 58% der weltweiten Energieeffizienz zwischen 1990 und 2010. Darüber hinaus beträgt Chinas installierte Leistung an erneuerbaren Energien 24% vom weltweiten Gesamtbetrag und die neu installierte Leistung erneuerbarer Energien verläuft sich auf 37% der globalen Leistung, so die NDRC.

„Obwohl Chinas Errungenschaften im Bereich Energiesparen und Verminderung von Emissionen ganz deutlich sind, liegt der Wert der Pro-Kopf Kohlenstoff-Emission noch immer 40% über dem weltweiten Durchschnitt." sagte Xie und merkte an, dass China immer noch ein Entwicklungsland sei, dass im Wandel begriffen sei und eine unausgeglichene wirtschaftliche Struktur besäße. Noch immer leben in China 200 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze von $1,5 am Tag.

Daher müssen die Verhandlungen bei der Konferenz in Lima sowie das Übereinkommen, das 2015 in Paris erzielt werden soll, auf den Prinzipien des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (engl. UNFCCC) basieren, so Xie. Besonders wichtig seien dabei der Gleichbehandlungsgrundsatz und das Prinzip der gemeinsamen, jedoch differenzierten Verantwortung und entsprechenden Leistungen.

Da China inzwischen der größte Kohlenstofferzeuger weltweit und zugleich die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt ist, wird das Land von ausländischen Experten und den Medien als Industrieland eingestuft. China wird somit gezwungen, genauso viel Verantwortung im Klimaschutz zu schultern wie die großen Staaten der entwickelten Welt.

"Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass China noch immer ein Entwicklungsland ist, das zeigt sich deutlich in jedem Aspekt des Alltags der Menschen. Zum Beispiel beträgt der Fleischkonsum pro Kopf in China ungefähr 60 kg im Jahr, weit weniger als die 120 kg in entwickelten Ländern. Das spiegelt die schwache Landwirtschaft und niedrige Produktionseffizienz des Landes wider." sagt Gao Feng, Sonderbeauftragter für die Verhandlungen zum Klimawandel. Er ist der Meinung, dass entwickelte Länder stets eine starke Landwirtschaft besitzen.

„Zur Zeit ist die Lücke zwischen den Industriestaaten und Entwicklungsländern noch recht groß und Wirtschaftswachstum, soziale Entwicklung und Armutsbekämpfung sind noch immer die Hauptprobleme der Entwicklungsländer. Auch im Jahr 2020 werden die Entwicklungsländer noch weit in Sachen politische Struktur, Entwicklungsstatus und tatsächliche Tatkraft hinterherhinken," sagt Su Wei, Leiterin der Abteilung für Klimawandel der NDRC, als sie die Bedeutung des Prinzips der gemeinsamen, jedoch differenzierten Verantwortung erläutert.

Tatsache ist, dass China noch weit davon entfernt war, der weltgrößte Umweltsünder zu sein, als die meisten Industriestaaten ihren Höhepunkt an Kohlenstoffemissionen erreichten, meint Gao. Er deutet damit an, dass das heutige Problem des Klimawandels hauptsächlich auf die in der Vergangenheit ungebremsten Emissionen der Industriestaaten zurückzuführen ist. Laut der UNFCCC sollen Industrieländer dementsprechend ihrer Verpflichtung nachkommen und Entwicklungsländern genügend Geldmittel zur Verfügung stellen, um den Klimawandel bewältigen zu können. Dennoch haben die Verhandlungen über finanzielle und technische Unterstützung in den letzten 20 Jahren nur wenig Fortschritt gezeigt. Bei der Konferenz in Kopenhagen im Jahr 2009 einigten sich die Industrieländer darauf, bis zum Jahr 2020 die Entwicklungsländer jährlich mit 100 Mrd. Dollar zu unterstützen. Bisher hat der Green Climate Fund unter der UNFCCC nur ein wenig mehr als $9 Mrd. eingenommen.

 

Ein wesentlicher Beitrag

Im Rahmen des APEC-Gipfels in Beijing im November, gaben die USA und China eine gemeinsame Erklärung zum Klimawandel ab, um Treibhausgasemissionen zu vermindern. In der Erklärung heißt es, die USA hätten sich das Ziel gesetzt, bis 2025 ihre Emissionen um 26-28% der Werte von 2005 zu senken, während China verspricht, sein Maximum an Kohlenstoffdioxid-Emissionen im Jahr 2030 erreicht zu haben. Außerdem soll der Anteil nicht-fossiler Brennstoffe für den Primärenergieverbrauch bis dahin um 20% angehoben werden.

UN Generalsekretär Ban Ki-moon äußerte sich zu dem Abkommen und nannte es "einen wichtigen Beitrag" für ein mögliches Abkommen auf der UN- Klimakonferenz in Paris kommendes Jahr. Gemäß des Übereinkommens der Warschauer Konferenz im November 2013, sollen alle Länder ihre gesteckten Ziele zum Klimaschutz bis zum ersten Quartal 2015 vorlegen. „China und die USA, die beiden größten Produzenten von Treibhausgasen, haben ihre Vorhaben bereits veröffentlicht. Das zeigt eindeutig Chinas Einsatz für eine gemeinsame Zusammenarbeit in diesem Punkt." sagt Xie Zhenhua.

Da China und die USA sich auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen befinden, sind ihre Ziele verschieden: China zielt auf eine relative Verminderung seiner Emissionen ab, während die USA ihre absoluten Werte senken müssen. Laut Xie ist es entsprechend der Erfahrung vieler Industrieländer wahrscheinlich, dass China einige Jahre auf demselben Stand bleiben wird, nachdem es seinen Höhepunkt an Kohlenstoffemissionen erreicht hat.

Bei der UN-Klimakonferenz im September präsentierte Vize-Ministerpräsident Zhao Gaoli als Sondergesandter von Staatspräsident Xi Jinping Chinas Aktionsplan für Umweltschutz nach 2020: Reduzierung der Kohlenstoffintensität, Erhöhung des Anteils an nicht-fossilen Brennstoffen, Waldbepflanzung und ein frühestmögliches Erreichen des Höhepunktes an Kohlenstoffemissionen. Darüber hinaus kündigte Zhang an, China werde seine Investitionen in den Süd-Süd-Kooperationsfonds verdoppeln.

Seit 2011 hat China insgesamt 270 Mio. Yuan (ca. 43,99 Mio. US Dollar) darin investiert, Entwicklungsländer in ihrem Vorgehen gegen den Klimawandel zu unterstützen und hat fast 2000 Experten und Beamte für Umweltschutz aus Entwicklungsländern ausgebildet, das geht aus den Statistiken der NDRC hervor.

Abgesehen von der Reduktion von Emissionen ist die Entwicklung grüner Energien ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Am Ende des Jahres 2013 lag der Anteil der Erzeugungskapazität von nicht-fossilen Energien bei 30,9% der gesamten Energie-Erzeugungskapazität, spricht 4% mehr als im Vorjahr.

Auf der dritten Plenarsitzung des 18. Zentralkomitees der KP Chinas im November 2013 wurde die zentrale Rolle des Marktes bei der  Ressourcenallokation betont und ein System zum Handel mit Emissionsrechten auf die Agenda gesetzt. Inzwischen nehmen schon sieben Städte und Provinzen an einem Pilotprojekt zum Handel mit Kohlenstoffemissionen teil. Bis zum Oktober 2014 sind bereits 13,75 Mio. Tonnen Kohlenstoffdioxid im Wert von mehr als 500 Mio. Yuan (81,47 Mio. US Dollar) gehandelt worden.

Gao Yun, stellvertretender Leiter der Abteilung für Wissenschaft, Technologie und Klimawandel bei Chinas Zentralanstalt für Meteorologie, sagt, dass China sich der ökologisch nachhaltigen Entwicklung der Menschheit verschrieben hat und auch andere Länder ihre Ernsthaftigkeit zu diesem Thema zeigen sollten. „Die Industrieländer sollten sich an die vereinbarten Forderungen der Klimakonferenz in Bali 2007 halten und aktive Schritte unternehmen, um den Klimawandel zu bekämpfen", so Gao.

 

 

Nicht-Fossile Energien in China

-          Wasserkraft

Installierte Leistung: 260 Mio. KW

Erzeugte Energie: 911,6 Mrd kWh

 

-Atomenergie

Installierte Leistung: 17,94 Mio. KW

Erzeugte Energie: 110,6 Mrd kWh

 

- Windenergie

Installierte Leistung: 81,23 Mio. KW

Erzeugte Energie: 131,1 Mrd kWh

 

- Solarenergie

Installierte Kapazität: 14,79 Mio. KW

Erzeugte Energie: 7 Mrd kWh

  

Quelle: China's Policies and Actions on Climate Change (2014)