26-11-2014
Im Focus
Gute Wirtschaftsperspektiven für die Seidenstraße
von Wang Jun

Die Öl- und Gaspipelines zwischen China und Zentralasien werden den Aufbau des Wirtschaftsgürtels an der Seidenstraße erleichtern und Milliardeneinnahmen sowie tausende von Jobmöglichkeiten für die Anrainerstaaten schaffen.

Gas für China: Einweihungszeremonie für die neue Gaspipeline zwischen China und Zentralasien auf dem Gasfeld von Samantepe in Turkmenistan. Die Pipeline führt von Turkmenistan durch die Nachbarländer Usbekistan und Kasachstan und in das Uigurische Autonome Gebiet Xinjiang (Alexander Tumanov)

Immer weiter: Ein Abschnitt der Gaspipeline überquert den Ili-Fluss in Kasachstan. Zum ersten Mal realisiert das China Petroleum Pipeline Bureau, das zur CNPC gehört, Projekte, die durch Flüsse in Kasachstan verlaufen (Jin Tian) nitt der Gaspipeline

Am 13. November, 22.55 Uhr, zeigte der Bildschirm im Kontrollzentrum der China National Petroleum Corp. (CNPC) an, dass die Erdgaspipeline zwischen China und Zentralasien seit 1796 Tagen störungsfrei in Betrieb war und insgesamt 100 Milliarden Kubikmeter Erdgas nach China transportiert hatte – ein Meilenstein.

Am Tag darauf verkündete Qu Guangxue, Sprecher der CNPC, dass die Pipeline zwischen China und Kasachstan seit ihrer Inbetriebnahme im Jahr 2006 mehr als 70 Millionen Tonnen Rohöl nach China transportiert hatte.

Die Energiekooperation zwischen China und Zentralasien ist ein starker Antrieb für die Entwicklung des Wirtschaftsgürtels an der Seidenstraße.

Während seiner zwei Besuche in Zentralasien und Südostasien im Jahr 2013 präsentierte Chinas Staatspräsident Xi Jinping die beiden Initiativen zum Aufbau des Wirtschaftsgürtels an der Seidenstraße und der Maritimen Seidenstraße des 21. Jahrhunderts. Ziel ist die Wiederbelebung der historischen Handelsrouten durch die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen China und anderen asiatischen Ländern.

Anlässlich eines politischen Dialogs über die Verstärkung der Konnektivität und Verbesserung der Kooperation mit den Nachbarländern, der im November in Beijing stattfand, erklärte Xi, dass China mit 40 Milliarden Dollar zur Einrichtung eines Seidenstraßenfonds beitragen werde.

"Die CNPC hat die Öl- und Gaskooperation in Zentralasien beschleunigt, denn sie ist ein wichtiger Faktor für den Aufbau des Wirtschaftsgürtels an der Seidenstraße", erklärte Qu. „Die Öl- und Gaspipelines zwischen China und Zentralasien verbinden Turkmenistan, Usbekistan und Kasachstan mit China und anderen asiatischen Ländern und sind wie ein helles Licht, das den Wirtschaftsgürtel an der Seidenstraße erhellt", erklärte er.

Wechselseitiger Nutzen

Die Energiekooperation zwischen China und den zentralasiatischen Ländern, die sich im Hinblick auf wirtschaftliche Strukturen und Ressourcen gut ergänzen, wird den gemeinsamen Wohlstand fördern und allen Ländern nutzen.

Zentralasien ist eine Region mit reichhaltigen Öl- und Gasvorräten. Die gesamten Erdgasvorräte in Turkmenistan, Usbekistan und Kasachstan machen Qus Angaben zufolge ein Siebtel der Weltvorräte aus. Turkmenistan alleine hat nachweislich Gasreserven von 17,5 Billionen Kubikmetern, ein Neuntel der Weltreserven. Kasachstan steht im Hinblick auf Öl- und Gasvorräte an elfter Position, hier befinden sich 3,3 Prozent der weltweiten Rohölreserven. Als größter Energiekonsument der Welt ist China ein riesiger Markt für die Öl- und Gasexporte aus Zentralasien.

Die Öl- und Gaskooperation ist für China von großer Bedeutung. Nach Angaben von Qu decken die Gasimporte aus Zentralasien den Verbrauch von 25 chinesischen Provinzen, Städten und autonomen Gebieten sowie Hongkong ab, mehr als 500 Millionen Menschen profitieren davon.

Die 100 Milliarden Kubikmeter Erdgas, die durch die Pipeline zwischen China und Zentralasien geliefert werden, könnten den Verbrauch von 133 Millionen Tonnen Kohle ersetzen, die Emissionen von Kohlenstoffdioxid um 142 Millionen Tonnen und von Schwefeldioxid um 2,2 Millionen Tonnen senken.

"Die zentralasiatischen Länder profitieren dabei stärker von der Kooperation mit China", betonte Qu. Durch die Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen seien zentralasiatische Staaten an Mittel und Technologien zur schnelleren Entwicklung ihrer Ölindustrie gelangt, so Qu. Die CNPC hat durch die Kooperation mit zentralasiatischen Unternehmen mehr als 30 Milliarden Dollar Steuern an die rohstoffreichen Länder gezahlt und 34.000 Jobmöglichkeiten für die Einheimischen geschaffen. Der Konzern hat außerdem mehr als 200 Millionen Dollar für die Verbesserung der Sozialfürsorge der Anwohner ausgegeben.

Breite Perspektiven

„Gegenwärtig umfassen die Öl- und Gaspipelineprojekte von CNPC drei Gaspipelines -- Pipeline A, B und C -- sowie eine Ölpipeline zwischen China und Kasachstan", erkärte Wu Junli, Sprecher der China National Oil and Gas Exploration and Development Corp., einer Tochterfirma von CNPC. Der Bau der Gasleitung D ist bereits in Arbeit und die Ausweitung der China-Kasachstan-Ölpipeline schreitet ebenfalls voran. „Die Energiekooperation zwischen China und Zentralasien wird weiter verstärkt", erklärte Wu.

Nach Angaben von Cao Yaming, Geschäftsführer der CNPC Trans-Asia Gas Pipeline Co. Ltd., verläuft die Pipeline D durch Turkmenistan, Usbekistan und Kasachstan und endet im chinesischen Xinjiang. Sie ist insgesamt 1000 Kilometer lang, 840 Kilometer verlaufen außerhalb Chinas. Mit einer erwarteten Lieferkapazität von 30 Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich und geplanten Investitionen von 6,7 Milliarden Dollar soll die Leitung Ende 2020 fertiggestellt werden.

"Genau wie die Pipelines A, B und C ist die Pipeline D ein Projekt, das den rohstoffreichen Ländern, den Anrainerstaaten der Pipeline und den energieverbrauchenden Ländern zugutekommt. Aber im Unterschied zu den anderen drei Pipelines trifft diese Pipeline im Süden Xinjiangs auf chinesisches Gebiet. Das durch diese Pipeline importierte Gas wird daher hauptsächlich auf den nordchinesischen Markt gelangen", erklärte Cao. Die Pipeline sei von enormer Bedeutung, um Chinas Energiesicherheit zu gewährleisten, die wirtschaftliche Entwicklung im Süden Xinjiangs zu stärken und die Luftverschmutzung in Nordchina zu kontrollieren.

Bei den Investitionen in den Anrainerstaaten der Pipeline D handelt es sich grundsätzlich um Großprojekte. Im vorgesehenen Betriebszeitraum von 30 Jahren sollen so tausende von Jobmöglichkeiten und Einnahmen in Milliardenhöhe entstehen.

Die Pipeline D sei die erste Pipeline, die durch Tadschikistan und Kirgisistan verlaufen werde, so Cao. Zusammen mit den Pipelines A, B und C, die durch Turkmenistan, Usbekistan und Kasachstan führen, werden alle fünf zentralasiatischen Länder durch die chinesisch-zentralasiatischen Gaspipelines verbunden werden.

Wenn die Pipeline 2020 in Betrieb geht, wird sie eine Gesamtlieferkapazität von 85 Milliardenkubikmetern pro Jahr haben und zusammen mit den Ölpipelines werden das jährliche Öläquivalent und die Gaslieferkapazität 90 Millionen Tonnen pro Jahr erreichen.

Nach Wus Angaben hat die CNPC vor 17 Jahren die ersten Schritte auf dem Energiemarkt Zentralasiens unternommen. Das Unternehmen hat komplette Verarbeitungsketten in der petrochemischen Industrie eingerichtet, einschließlich Förderung, Pipelinetransport, Ölraffinerien und Verkauf, und ist beispielgebend für unternehmerische Auslandsaktivitäten. „Zentralasien wird für die Auslandsgeschäfte der CNPC von strategischer Bedeutung sein", erklärte Wu.