22-10-2014
Im Focus
Reisenotizen aus Hangzhou
von Denis Green

 
Hangzhous Hauptattraktion – der Westsee

Wenn man an China denkt, fallen einem meist sofort Beijing, Shanghai, die Große Mauer oder der Bund ein. Zweifellos Orte von zeitloser Geschichte und traditionsreicher Kultur, doch kann es genauso schön sein, abseits der bekannten Sehenswürdigkeiten auf Entdeckungsreise zu gehen und eine andere Seite Chinas zu erkunden. Wenn Ihre Chinesisch-Kenntnisse nicht ausreichen, um aufs Land zu reisen, und Sie eine Mischung aus Moderne und Tradition suchen, dann ist Hangzhou genau richtig.

Marco Polo kam 1290 nach Hangzhou und war so von der Schönheit des Westsees überwältigt, dass er das berühmte chinesische Sprichwort "Shang you tiantang, xia you Suhang" (Im Himmel ist das Paradies, auf der Erde sind Suzhou und Hangzhou) übernahm.

Die Hauptstadt der Provinz Zhejiang war und ist eine der berühmtesten Kulturstädte Chinas. Abgesehen von Wolkenkratzern, die wie überall in den Himmel wachsen, und der funkelnagelneuen U-Bahn, die als Antwort auf das zunehmende Wirtschaftswachstum entstand, ist Hangzhou immer noch eine stille Schönheit und ihre Erkundung ein Genuss. Mit ihrer bezaubernden natürlichen Schönheit und ihrem reichen Kulturerbe ist die Stadt der „Himmel auf Erden" und eine der größten Touristenattraktionen Chinas. Sie hat viele Namen, „Paradies auf Erden", „Kulturstadt", „Heimat der Seide", „Hauptstadt des Tees" und „Fisch- und Reisstadt".

Kulinarische Erkundungen gehören zu einer Reise nach Hangzhou unbedingt dazu, und mit Sicherheit ist für jeden Geschmack etwas dabei. Hangzhous Küche ist für ihre anspruchsvollen Zutaten, die raffinierte Zubereitung und ihren frischen Geschmack bekannt. Wenn Sie die regionale Esskultur kennenlernen und einige ganz besondere Spezialitäten probieren wollen, dann sind Sie hier richtig. Die Hefiang Jie mit ihren Imbissbuden in Hülle und Fülle ist ein idealer Ort, um sich die vielen Geschmackrichtungen der chinesischen Küche auf der Zunge zergehen zu lassen. Nebenbei können Sie sich auch das eine oder das andere Souvenir wie Gemälde, Kaligraphien oder Schmuck gönnen.

Für alle, die doch ein wenig ängstlich sind, die Spezialitäten der Stadt zu testen, gibt es in Hangzhou eine ganze Reihe renommierter, internationaler Restaurants und Bars. Angesichts des exzellenten Rufs und der zunehmenden Geschäftsmöglichkeiten haben sich in den letzten Jahren Spitzenköche und Gastronomen die Klinke in die Hand gegeben.  

Hangzhou ist eine sehr sichere und freundliche Stadt und egal, woher Sie kommen, Sie werden sich schnell zu Hause fühlen. Seit einigen Jahrzehnten leben zahlreiche Ausländer hier. In Gruppen radeln sie um den See oder treffen sich bei Starbucks, ein Anblick, der zur Normalität geworden ist. Wenn man im Ausland lebt, kann es manchmal schwierig sein, Dinge aus der Heimat zu bekommen, die man vermisst. In Hangzhou ist das selten der Fall, alles, was man braucht, ist normalerweise nur einen kurzen Fußweg oder eine kurze Taxifahrt entfernt.

Es ist leicht, von Hangzhou aus die Umgegend zu erkunden. Die Stadt liegt im Osten Chinas und ist in das Hochgeschwindigkeitszugnetz eingebunden ist, Shanghai, Nanjing, Suzhou, Shaoxing und Ningbo sind nur eine kurze Bahnfahrt entfernt. Man kann früh aufstehen, einen Zug nach Shanghai nehmen, dort den ganzen Tag verbringen und abends wieder zurück in Hangzhou sein. Auch der öffentliche Nahverkehr ist ein Pluspunkt. Die Stadt hat nicht nur ein günstiges, sondern auch das bestbewertete Fahrradverleihsystem in China. Auch die neue U-Bahn und Unmengen von Taxis machen die Fortbewegung kinderleicht.  

 

Hangzhous beste  Bar – die Eudora Station

Nach einem langen Sightseeing-Tag gibt es kaum einen besseren Ort, um einen Drink zu genießen und etwas zu essen, als diese Bar an der Nanshan Road am Westsee. Sie liegt gegenüber der Chinesischen Kunstakademie und wenige hundert Meter nördlich des Westsee-Museums. Zur Eudora Station gehört eine Sportbar im Keller, ein Restaurant/Café im zweiten Stock und eine Dachterrasse, von der aus man im Frühling und Sommer entspannt die Aussicht auf den See genießen kann. Hier treffen sich Einheimische genauso wie Ausländer, vor allem in der Happy Hour von 17 bis 20 Uhr ist es meistens rappelvoll. Serviert wird westliche Küche (amerikanisch, britisch, mexikanisch und italienisch), die Getränkekarte ist  lang und die Drinks günstig genug, um die ganze Nacht hier zu verbringen. Die Eudora Station ist mehr als eine Eintagsfliege, sie ist seit Jahren für ihren guten Service und ihr Ambiente bekannt, bei Expats ist sie ein Dauerbrenner. Fast jeden Abend spielt eine Live-Band, aber halten Sie ein wenig Abstand, wenn Sie sich in Ruhe unterhalten wollen.

 

Hangzhous Hauptattraktion – der Westsee

Der Westsee gehört zum Weltkulturerbe und ist einer der berühmtesten Seen der Welt. Schon seit dem 9. Jahrhundert inspiriert er Dichter, Gelehrte und Künstler, zahlreiche Tempel, Pagoden, Pavillons, Gärten und Zierbäume gehören dazu genauso wie Dämme und künstliche Inseln. Es ist eigentlich unmöglich, Hangzhou zu besuchen, ohne einen Blick auf die beeindruckende Seenlandschaft zu werfen. An einem warmen Frühlings-, Sommer- oder Herbsttag lohnt es sich, mit einem Leihrad den See zu umrunden und die wunderschönen Aussichten zu genießen. Wer ausreichend Zeit hat, sollte den See zu Fuß umlaufen. Das dauert rund drei Stunden, aber es lohnt sich, um dem hektischen Gewühl der Stadt zu entfliehen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees gibt es zahlreiche Parks und ruhige Fleckchen, um sich zu entspannen und seine müden Füße zu erholen. Jeden Abend um 7 Uhr kann man am See sitzen und zu chinesischer Musik das Ballett der Wasserfontänen betrachten. Wer einen Sitzplatz will, sollte dafür allerdings ein wenig früher kommen. Außerdem kann man sich Boote leihen und für eine Stunde um den See segeln. Dieses Vergnügen kostet 60 bis 100 Yuan. Das hängt ganz davon ab, wie geschickt Sie beim Verhandeln sind.