Der zweite Film wurde begeistert aufgenommen. Schon am ersten Tag, dem 6. Juni 2013, spielte er 3,5 Millionen Yuan ein, die gesamten Produktionskosten des ersten Films. Vor allem die Schüler zog es nach den Hochschulzulassungsprüfungen am 8. Juni in die Kinos.
Anstrengungen wurden belohnt
Während das Vasoon-Team daran arbeitete, eine packende Geschichte zusammenzubasteln, kämpften auch andere Animationsfilmstudios um ihre Position in der Filmwelt.
2006 veröffentlichte das Institute of Digital Media Technology Limited (IDMT), ein Computeranimationsstudio aus Shenzhen in der Provinz Guangdong, den 3D-Animationsfilm the Möbius Strip,der als „teuerster Animationsfilm eines chinesischen Unternehmens" gilt, um der Welt zu zeigen, dass China auch technisch hochwertige Animationsfilme produzieren kann.
Die Produzenten standen aber bald vor einem finanziellen Desaster: Die Produktion des Films kostete fast 130 Millionen Yuan, spielte brutto aber nur rund 3 Millionen Yuan ein. Die chinesischen Animationsfilmer hatten eine neue Richtung ausprobiert, waren aber dabei gescheitert.
Im selben Jahr schritt die Zentralregierung ein, um der noch jungen Branche unter die Arme zu greifen. In einem Rundbrief forderte sie die Bereitstellung von Mitteln für technologische Innovationen in kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie eine Vorzugspolitik bei Einkommen und Mehrwertsteuern. Das Kulturministerium übernahm Ende 2009 die Aufsicht über die Animationsfilm- und Comic-Branche.
Die Lokalregierungen reagierten auf die Entscheidungen der Zentralregierung von 2006 und 2009, indem sie Animationsfilmstudios mit Mietzuschüssen, Steuervergünstigungen und sofortigen Zahlungen für fertiggestellte Produkte zur Expansion ermutigten.
Zwischen 2006 und 2010 stieg der finanzielle Wert der Branche nach Angaben des Kulturministeriums jährlich im Durchschnitt um 30 Prozent. Bis 2010 waren Animationsfilm- und Comic-Branche zusammen mehr als 47 Milliarden Yuan wert.
Die Zeichentrickproduktion für das Fernsehen stieg laut Ministerium in dieser Zeit von 1300 auf 3700 Stunden, die Zahl der produzierten Animationsfilme erhöhte sich von 12 auf 46. Allein 2010 wurden fast 2200 Stunden Animationsfilme produziert. Ende 2010 waren landesweit mehr als 40 von der Regierung geförderte Animationsfilm-"Basen" in Betrieb.
Ohne die Regierungszuschüsse wäre dieses Wachstum unmöglich gewesen, sagt Wang. Auch heute gebe es „viele Unternehmen mit guten kreativen Fähigkeiten, die originelles Material produzieren und sich über Wasser halten", weil es die Zuschüsse gebe.
Es gibt viel zu tun: Die 1992 gegründete Vasoon Animation Co. Ltd. ist das lteste private Animationsstudio in China (CFP)
Eine Branche im Aufbau
Trotz all der Förderung ist der inländische Markt für Animationsfilme weiterhin wenig vielversprechend. 2008 war die Dreamworks-Produktion Kung Fu Panda der erste Animationsfilm, der mehr als 100 Millionen Yuan brutto in China einspielte. Der Film, der aus China nationalem Maskottchen einen globalen Kinohelden macht, war ein Weckruf für die hiesige Animationsbranche.
Obwohl die in China produzierten Filme Pleasant Goat und Big Big Wolf, inspiriert von erfolgreichen Fernsehserien, quasi als unbeschriebenes Blatt auf den Markt kamen, spielten sie allein während der Frühlingsferien 2010 127 Millionen Yuan ein.
2011 kam mit The Legend of Rabbit der erste 3D-Animationsfilm aus China in die Kinos. Auch wenn sich die Qualität der Animation und die Special Effects sichtbar verbessert hatten, war die Reaktion am Markt weniger gut. Der Film spielte bei Produktionskosten von rund 150 Millionen Yuan nur 20 Millionen Yuan ein.
"Es gibt sehr wenig Arbeiten aus diesen staatlich geförderten Produktionsstätten, die es verdienen, Animationsfilme genannt zu werden", erklärte Fu Yang, stellvertretender Direktor einer Agentur, die Unternehmen in Hangzhou, der Hauptstadt der Provinz Zhejiang, managt. "Die meisten Projekte fördern nur die Leistungsbewertung durch die Regierung. Sie horten Land im Namen der Animation und kommen in den Genuss von Zuschüssen und einer Vorzugspolitik."
Die Branche werde gleichzeitig von anderen Problemen geplagt, es gebe einen Mangel an privater Finanzierung und wirklichen Talenten, so Fu. Wang Lei, Geschäftsführer von Mister Cartoon Pictures in Shanghai, stimmt ihm zu. Die Branche habe auch zu kämpfen, weil talentierte Mitarbeiter fehlten. Es sei besonders schwer, originelle Produktionen zu realisieren, denn "es fehlen Leute, die eine Geschichte erzählen können."
Die Animationsfilmindustrie befinde sich daher in einer schwierigen Lage, so Wang. Spekulanten, nicht langfristig interessierte Investoren, seien auf der Jagd nach subventionierten Unternehmen und produzierten Filme von schlechter Qualität. Wegen der geringen Produktionsqualität sei es für die Industrie schwierig, Investoren und Profis anzulocken.
Vergleichen mit diesen Firmen hat Vasoon Glück. Hier haben sich talentierte Animationsfilmer mit Leidenschaft versammelt. Die Gründer, Wang Chuan und Wu Hanqing, verkauften sogar ihre Häuser und investierten das Geld in ihre Filme.
"Diese Leute sind Intellektuelle mit Leidenschaft, die beweisen wollen, dass nun China an der Reihe ist, nachdem Japan für lange Zeit der Branchenführer war", erklärt Stefanie Zhang, Managerin des Auslandsvertriebs von Vasoon. Sie kam 2010 in das Unternehmen, nachdem sie zuvor für das Taiwan International Animation Festival gearbeitet hatte.
Für Wang ist die freundliche Publikumsreaktion auf Kuiba ein positives Zeichen. „Wir hoffen, dass Vasson und die Kuiba-Serie den Weg für die jüngere Generation in Chinas Animationsfilm ebnen werden", sagt er. |