27-08-2014
Im Focus
Warum die Theorie von „Chinas Zusammenbruch" unhaltbar ist
von Wang Wen

Seit Ausbruch der internationalen Finanzkrise im Jahr 2008 werden oft düstere Prognosen zur künftigen Wirtschaftsentwicklung in China abgegeben. Nach Ansicht des Autors haben sich jedoch viele der Einschätzungen, die in den letzten 20 Jahren über wirtschaftliche Entwicklungstrends geäußert wurden, als falsch erwiesen, insbesondere die Theorie über "Chinas Zusammenbruch".

Erstmals wurde China 1989 eine negative Prognose ausgestellt. Durch den Zerfall der Sowjetunion und die Umwälzungen in vielen osteuropäischen Ländern glaubten viele Länder im Westen, dass China als nächstes zusammenbrechen würde. Zwanzig Jahre sind nun vergangen, und China hat wider Erwarten seinen Weg gefunden. Das nominelle Bruttoinlandsprodukt wuchs von 1978 bis 2013 um das 154-fache, China stieg zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt auf.

Die zweite Welle negativer Vorhersagen geht auf die Finanzkrise in Asien im Jahr 1997 zurück. Auch damals prognostizierten viele den wirtschaftlichen Zusammenbruch. In seinem 2001 veröffentlichten Buch "The Coming Collapse of China " behauptet Gordon Chang, dass sich Chinas Wirtschaftssystem noch maximal fünf Jahre halten könne, die Wirtschaft sich in einer Rezession befinde und kurz vor dem Kollaps stünde. Das endgültige Aus erwarteten viele spätestens vor den Olympischen Spielen 2008. Die Fakten sprechen jedoch eine andere Sprache. China hat der Krise standgehalten und gleichzeitig die Wirtschaft Asiens stabilisiert.

Von 2003 bis 2013 verzeichnete China ein Wachstum von jährlich 10,5 Prozent, die durchschnittliche, jährliche Inflationsrate blieb auf niedrigen 3 Prozent.

Die chinesische Regierung hatte aufgrund der Krise darauf bestanden, den Renminbi nicht abzuwerten, eine Entscheidung, die von vielen südostasiatischen Nachbarländern gelobt wurde.

Die dritte Hiobsbotschaft für Chinas Wirtschaft wurde nach Beginn der internationalen Finanzkrise im Jahr 2008 verkündet. Trotz des immensen Drucks und der pessimistischen Stimmung hielt China durch und schaffte es, sein Wachstum aufrecht zu erhalten und sogar die Rolle eines globalen Finanzstabilisators einzunehmen.

Der im In- und Ausland weit verbreitete Pessimismus im Hinblick auf die wirtschaftlichen und politischen Perspektiven Chinas ist auf den damaligen Konjunkturrückgang und die Anhäufung von Kapitalrisiken zurückzuführen.

Theorien zum Zusammenbruch des chinesischen Finanzwesens existieren nach wie vor. Die Konjunkturverlangsamung in den Jahren 2012 und 2013 sowie die Anhäufung von Kapitalrisiken löste eine wahre Welle düsterer Prognosen aus. Vor allem die Rezession am Immobilienmarkt und die Verschuldung der Lokalregierungen waren Auslöser dafür.

Es gilt herauszufinden, wie die negativen Behauptungen über die chinesische Wirtschaft entstanden.

Es gibt verschiedene Gründe für eine Konjunkturabschwächung. Zum einen hat sich das Wachstum durch Strukturreformen verlangsamt. Auch fallende Wirtschafts- und Finanzindexe schüren den Pessimismus am Markt. Gründe dafür waren die Entwicklung am Immobilienmarkt, Schulden und die Schattenbanken; drittens wird die internationale Lage immer komplexer. Nach dem Ausbruch der internationalen Finanzkrise vertrauten Japan, die USA und Europa währungspolitisch auf eine quantitative Lockerung. Infolgedessen wurden die Währungen der Industrieländer zu Wettbewerbszwecken abgewertet, der internationale Wechselkurs unterlag großen Schwankungen. Vor kurzem haben die USA erneut quantitative Lockerungsmaßnahmen eingeführt, die eine neue Welle des Kapitalabflusses herbeigeführt haben. Überdies steht China vor neuen finanziellen Risiken und die USA versuchen verstärkt, China vom internationalen Handel  auszuschließen, die wirtschaftlichen Konflikte zwischen beiden Ländern haben sich verschärft.

Es müssen Maßnahmen gegen die momentane, vorübergehende Rezession getroffen werden. Damit die Wirtschaft an Fahrt gewinnt, ist zum einen eine Reform notwendig, die ein langfristiges und stabiles Wachstum fördert. Außerdem sind eine Reihe von Innovationen für wirtschaftliche Umstrukturierungen und strategische Änderungen erforderlich.

Da in den nächsten Jahren mit einer Abwanderung von etwa 300 Millionen Landbewohnern in die Städte zu rechnen ist, muss der Urbanisierungsprozess ebenfalls vorangetrieben werden. Um das Wirtschaftswachstum zu fördern, muss sich China weiter öffnen. Die Errichtung von weiteren Freihandelszonen wäre beispielsweise ein richtiger strategischer Schritt in diese Richtung.

Vom Zusammenbrauch der chinesischen Wirtschaft kann also keinesfalls die Rede sein. Vielmehr befindet sie sich gerade in einer schmerzhaften Phase der Umstrukturierung, auf die mit Sicherheit der nächste Aufschwung folgt.

 

 

(Quelle: german.org.cn)