10-08-2014
Im Focus
Das Zhongyuan-Fest

Nach dem traditionellen Bauernkalender wird am 15. Tag des ersten Monats das Shangyuan-Fest (Fest des Ersten Vollmonds) gefeiert, am 15. Tag des siebten Monats das Zhongyuan-Fest( Fest des Mittleren Vollmonds) und am 15. Tag des zehnten Monats das Xiayuan-Fest (Fest des Letzten Vollmonds). Zhongyuan ist ein buddhistischer Feiertag.

Es gibt mehrere Erklärungen über den Ursprung dieses Festes. Einer zufolge soll dies der Tag sein, an dem Buddha Sakyamuni in Lumbini des Landes Kapilavastu von seiner Mutter Mahamaya geboren wurde. Einer anderen Erklärung zufolge sollte an diesem Tag der Herr der Erde die Führungen der verstorbenen Menschen erkunden. Nur mit Rezitation taoistischer Schriften könnten ihre Sünden eingelöst werden, so dass sie den schwersten Strafen entkommen. Die am weitesten verbreitete Erklärung für dieses Fest aber geht auf eine buddhistische Erzählung zurück: Eine Frau wurde verdammt und fiel nach ihrem Tod in die Hölle. Jedesmal wenn sie essen wollte, brandte das Essen in ihrem Mund. Ihr Sohn, Mahamaudgalyayana, eine Schüler Buddhas, erfuhr davon und suchte seine Mutter von der Qual zu befreien. Der Buddha brachte ihm die Schrifte Ullambana bei, die er am 15. Tag des siebten Monats rezitieren sollte, um seine Mutter zu retten.

Dank dieser Geschichte galt es später reichen Leuten, die fromme Buddhisten waren, zur Zeit des 15. Tags des siebten Monats Mönche und Nonnen, um Rezitation heiliger Schriften für Wohl ihrer verstorbenen Vorfahren zu bitten. Für die Rezitation als Elternliebe musste alles aufwendig gestaltet werden. Man stellte Altäre auf, zündete Weihrauch an und opferte dem Buddha Wein und Speisen. Dabei wurde meistens die Schrift Ullambana rezitiert, in Erinnerung an verstorbenen Eltern. Die Rezitation galt manchmal für Vorfahren von sieben Generationen. Man gab den Möchen und Nonnen Almosen als Zeichen, dass man für die gute Erziehung durch die Eltern dankte; als frommen Buddhisten ist es wichtig, Armen zu spenden und Wohltaten zu leisten. Ähnlich wie am Qingming-Fest ist es auch an diesem Tag üblich, Famileingräber zu säubern. Man verbrannte dort „Totengeld" und aus Papier imitierte Silberbarren, um seine Trauer zu bekunden. Außerdem wurden an diesem Tag spezielle Schriften gelesen, um hungrige Geister und einsame Seelen zu beschwichtigen. So ist dieses Fest auch als „Totenfest" bekannt.

Aus der Rezitation der Ullambana hatte sich das Fest der Ullambana entwickelt. Tagsüber wurde die Ullambana rezitiert, und nach dem Einbruch der Dunkelheit wurden schwimmende Laternen im Fluss ausgesetzt. In der Ming-Zeit (1368-1644) war es in Südchina üblich, nachts 36 Lämpchen in den Fluss auszusetzen, Dugu (Erlösung einsamer Seelen) nannte man dies. Man wollte damit erreichen, dass die Sünden der Verstorbenen vergeben würden. In der Provinz Yunnan z. B. fertigt jede Familie um den 15. Tag des siebten Monats zahlreiche Laternen an, die an den Straßenrand oder in den Fluss gesetzt werden. Die Lichter, die im Fluss untergehen, werden von Seelen genommen, glaubt man. Die Laternen haben unterschiedliche Formen wie die einer Wildente, Wildgans, Schildkröte oder eines Fisches. Es ist gar nicht wichtig, ob es tatsächlich Seelen auf der Welt gibt. Es ist auf jeden Fall schön, im Mondschein die schwimmenden Lichter im Fluss zu bewundern.

In der Provinz Shaanxi und auch an anderen Orten kommen die Bauern zusammen und trinken Wein, Guachu (Abstellen der Hacken) wird dies genannt; oder aber man wählt ein Feld, auf dem eine gute Ernte erzielt worden ist, und stellt dort bunte Fahnen auf, Tianfan (Fahne der Erde) wird dieser Brauch genannt, der eine reiche Ernte symbolisieren soll. In der Provinz Jiangsu schneidet man bunte Blüten aus farbigem Papier und klebt sie in eine Schale, in deren Mitte ein Öllämpchen brennt, als Dicangzhu (versteckte Kerzen) bekannt. In Chao'an in der Provinz Guangdong wird an diesem Tag den armen Seelen geopfert. Es habe, so heißt es, einst einen Grundherrn namens Xu gegeben; er hatte die Bauern so unterdrückt, dass sich diese schließlich zum Aufstand entschlossen. Sie verabredeten sich heimlich, sich am Abend des 15. Tages des siebten Monats zur Zeit der Lesung der Ullambana zu erheben. In neun Gruppen marschierten sie los und töteten viele lokale Grundherren. Jedoch wurde der Aufstand später grausam niedergeschlagen; zur Erinnerung an die Opfer wird am 15. Tag des siebten Monats eine Gedenkfeier veranstaltet.