Berichten des Wall Street Journal zufolge warnte ein Beamter des US-Finanzministeriums vor der jüngsten Abwertung des Renminbis. Falls die Abwertung ein Signal dafür wäre, dass sich die chinesische Regierung von ihrer Politik eines markt-orientierten Wechselkurses abwende, würde dies „ernsthafte Bedenken" nach sich ziehen.
Diese „Bedenken" erscheinen mir ein wenig obskur. Es bleibt unklar, ob er sich aus politischen Gründen so äußerte, oder China absichtlich grundlos kritisieren wollte. Zumindest zeigen seine „Bedenken", dass der RMB-Wechselkurs in seinen Augen nicht auf marktwirtschaftlichen Regeln basiert.
Um sich der wirtschaftlichen Globalisierung und der Marktwirtschaft anzupassen, startete China im Juli 2005 die zweite Runde der Wechselkursreform. Der Yuan wurde nicht mehr an den US-Dollar gekoppelt, sondern an ein ganzes Währungspaket.
Während die Wechselkursreform voranschritt, wurde der Yuan einseitig aufgewertet. Von Juli 2005 bis Ende 2013 stieg der Kurs gegenüber dem US-Dollar um 35,7 Prozent. Als die USA mit einer Politik der quantitativen Lockerung auf die globale Finanzkrise 2008 reagierten, wurde der Yuan nochmals aufgewertet, während andere Währungen gegenüber dem US-Dollar in großem Umfang an Wert verloren.
Vor der Wechselkursreform griff die US-Regierung in den Wechselkurs des RMB ein, um eine Aufwertung zu erreichen. Als der Yuan nach der Wechselkursreform einseitig aufgewertet wurde, gab es von amerikanischer Seite viel Anerkennung und Lob.
Die einseitige Aufwertung des Yuan setzt Chinas Wirtschaft jedoch unter großen Druck. Eine Währungsaufwertung beeinträchtigt in der Regel die Wettbewerbsfähigkeit der exportorientierten Unternehmen, viele erlebten 2013 dramatische Gewinneinbußen und mussten ihre Produktion aussetzen oder in Konkurs gehen. Die Exportnachfrage auf dem internationalen Markt erholte sich 2013 nach und nach, dies trug infolge der Aufwertung des Yuan negativ zum Wirtschaftswachstum bei. Aufgrund von Spekulationen über die Yuan-Aufwertung floss darüber hinaus eine riesige Menge heißen Geldes ins Land, trieb die Vermögenspreise nach oben und verursachte eine importierte Inflation.
Nach den Regeln der Marktwirtschaft ist der Wechselkurs einer Landeswährung eng an die Wirtschaftslage gebunden. Das gilt auch für den Renminbi. Nach den Wachstumsschwankungen der letzten Jahre ist der internationale Markt beunruhigt über den Abwärtstrend in der chinesischen Wirtschaft. Da die US-Regierung ihre quantitativen Lockerungsmaßnahmen auslaufen lässt und mit einem Anstieg der Dollar-Zinssätze zu rechnen ist, endete auch die einseitige Aufwertung des Yuan in diesem Jahr.
Wechselkurse steigen und fallen. Das ist eine Marktregel, an der nicht viel auszusetzen ist. Nach der jüngsten Abwertung des Yuan äußerte der US-Beamte seine „Sorge" allerdings so schnell, dass man an seiner Absicht zweifeln könnte. Er erklärte auch, dass die USA nicht wirklich davon überzeugt seien, dass China staatliche Interventionen in Devisenmärkten reduzieren wolle. Genau solche Interventionen wolle Washington jedoch nicht mehr sehen.
Nach dieser Logik ist die Aufwertung des Yuan ein marktorientiertes Verhalten, während seine Abwertung eine Folge staatlicher Intervention ist, eine sehr irrationale Position.
Wenn man die nationale und internationale Situation analysiert, entspricht die Abwertung des Yuan den Erwartungen. Nach Statistiken der Chinesischen Zentralbank vom Februar sind die ausstehenden Mittel für Devisen im Januar von 437,3 Milliarden Yuan auf 128,2 Milliarden Yuan gesunken. Es ist offensichtlich, dass das internationale Kapital die Flucht ergriff, um dem Risiko durch einen möglichen wirtschaftlichen Abschwung aus dem Weg zu gehen, einer der Hauptgründe für die jüngste Abwertung des Yuan. Falls Chinas Wirtschaftslage sich verbessert, würde der Yuan aufgewertet. Das Gerücht, die Abwertung sei auf eine „umfangreiche Intervention" der Regierung zurückzuführen, würde sich in nichts auflösen.
Auf der anderen Seite hat die Zentralbank jedes Schwellenlandes laut Internationalem Währungsfonds das Interventionsrecht auf seinem Devisenmarkt. Auch die USA intervenieren auf dem ausländischen Devisenmarkt und arbeiten dazu sogar manchmal mit anderen Ländern zusammen, um Währungsinterventionen durchzuführen.
Im März hat Chinas Zentralbank das Handelsband des Yuan erweitert, ein Zeichen für Chinas Entschlossenheit zur Freigabe der Zinssätze. Das Land muss aber auch gegen Spekulanten, die auf die Aufwertung des Renminibi setzen, vorgehen. Solche Interventionen entsprechen der Nachfrage am Markt.
Ein flexibler Wechselkurs des Yuan ist für China ein wichtiges Ziel bei der Reform des Finanzwesens. Die Zentralregierung hat versprochen, dem Markt bei der Ressourcenallo¬kation die entscheidende Rolle zu verleihen. Der Wechselkurs ist einer der entscheidenden Faktoren bei der Zuteilung von nationalen und internationalen Ressourcen. Mit dem Fortschreiten der marktorientierten Reform wird der Wechselkurs des Yuan in der Zukunft hauptsächlich von Angebot und Nachfrage entschieden werden. Dabei wird Chinas Zentralbank eine immer kleinere Rolle spielen. Wie andere internationale Währungen auch wird der Yuan in beide Richtungen schwanken.
Daher sollten alle Marktteilnehmer die Wechselkursschwankungen des Renminbi gelassener betrachten. |