30-04-2014
Im Focus
Neue Bevölkerungspolitik: Mehr Freiräume bei der Familienplanung
von Zhang Zhiping

 

Chinas Einführung einer neuen Familienpolitik ist eine wichtige Änderung mit strategischer Bedeutung. Sie kann zu einer langfristigen und ausgewogenen Entwicklung der Bevölkerung sowie einer gesunden, harmonischen und stabilen Gesellschaft beitragen. 

Die neue Politik erlaubt, dass ein Ehepaar ein zweites Kind haben kann, wenn entweder der Vater oder die Mutter ein Einzelkind war. Vorher konnte ein Ehepaar nur dann ein zweites Kind bekommen, wenn beide Eltern Einzelkinder waren.

Die neue Politik wurde im November letzten Jahres bekannt gegeben und wird jetzt bereits in Beijing, Shanghai und der wohlhabenden Provinz Guangdong umgesetzt. 2015 soll sie landesweit eingeführt werden. 

Seit den 1970er Jahren bestand die Familienplanungspolitik in China im Kern aus der Ein-Kind-Politik. Diese Politik hat dem Staat dabei geholfen, den Druck, den das schnelle Bevölkerungswachstum auf eine noch unterentwickelte Wirtschaft ausübte, zu senken. Negative Auswirkungen waren die zunehmende Alterung der Gesellschaft und ein Mangel an Arbeitskräften. Laut Statistik macht der Anteil der über 60-Jährigen schon 14,3 Prozent der Bevölkerung in China aus. Ende 2013 erreichte der Anteil der Senioren 200 Millionen, bis 2025 und 2030 wird die Zahl auf 300 Millionen bzw. 400 Millionen steigen.  

Ohne eine Reform der Familienplanungspolitik würde China in wenigen Jahrzehnten einen starken Mangel an Arbeitskräften erleben. Der wirtschaftliche Schwung und die internationale Konkurrenzfähigkeit Chinas würden sicherlich leiden. Vor diesem Hintergrund wurde die Lockerung der Familienplanungspolitik zu einem allgemeinen Anliegen.

Die neue Politik hat positiv auf Wünsche aus der Bevölkerung reagiert und bedeutet eine Verbesserung der bestehenden Familienplanungspolitik. Sie bedeutet ein Ende davon, dass Einzelkinder ohne Geschwister aufwachsen. Darüber hinaus kann die Politik das Geschlechterverhältnis bei den Geburten auf ein ausgeglichenes Niveau bringen, sie kann möglicherweise helfen, falls ein Kind zu Tode kommt und zu einer verbesserten Pflege älterer Menschen beitragen. Auf der anderen Seite dient die Politik der Stabilisierung einer gemäßigten Geburtenrate, so dass sich der starke Bevölkerungsrückgang verlangsamt, nachdem die Bevölkerungszahl ihren historischen Gipfel erreicht hatte. Zusätzlich kann man eine gesunde Struktur und Gesamtzahl der Arbeitskräfte aufrechterhalten und die Alterung der Gesellschaft verlangsamen.

Die Angst vor einem neuen Babyboom haben Soziologen entkräftet. Es mag einen moderaten Anstieg der Bevölkerung geben, aber keinen Babyboom. Denn die Anzahl der Familien, die ein zweites Kind bekommen dürfen, ist weniger hoch als erwartet. In den letzten drei Jahrzehnten wurde die Ein-Kind-Politik tatsächlich eher in den Städten streng durchgesetzt. In den ländlichen Gebieten durften die Eltern ein zweites Kind haben, wenn das erste Kind ein Mädchen war.