Chinas Wirtschaftswachstum ist im ersten Quartal auf 7.4 Prozent gesunken, was zu Beunruhigung am Markt geführt hat. Die Sorge ist groß, dass die Verlangsamung des Wachstums Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, die sich noch nicht ganz aus dem Schatten der Finanzkrise gelöst hat, haben wird. Einige Wirtschaftsexperten fordern die Einführung eines angemessenen Konjunkturprogramms wie das 4-Billionen-Yuan-Anreizpaket aus dem Jahr 2008.
China erlebt zurzeit einen entscheidenden Moment bei der Regulierung seiner Wirtschaftsstruktur und der Änderung seines Wachstumsmodells. Bevor die Abschwächung der Konjunktur noch größere Auswirkungen auf Chinas Wirtschaft hat, ist es wichtiger, Strukturen zu regulieren und für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung sicherzustellen, als ein neues Anreizpaket einzuführen.
Noch stärker sorgt sich das Ausland über die Verlangsamung des Wachstums. Das ist zwar verständlich, sollte aber die Stimmung am Markt nicht beeinflussen. Die Abschwächung im ersten Quartal bedeutet nicht unbedingt, dass Chinas Wirtschaft Probleme hat, sondern zeigt möglicherweise auch, dass die Qualität des Wachstums höher als zuvor ist.
Erstens übertraf der Anteil der Wertschöpfung im Dienstleistungssektor am Gesamtwirtschaftswachstum ab 2013 zum ersten Mal die sekundäre Industrie. Dieser Impuls setzte sich weiter im ersten Quartal dieses Jahres fort und entspricht dem Ziel der Regulierung der Wirtschaftsstruktur Chinas. Außerdem nimmt der Anteil der Produktion in Mittel- und Westchina am BIP ständig zu, was eine besser koordinierte Entwicklung verschiedener Regionen in China bedeutet. Wichtige Indikatoren für die reale Leistung wie Stromverbrauch und Frachtvolumen entsprechen dem Tempo des Wirtschaftswachstums. All das zeigt, dass die Wirtschaftsregulierung in China schon reale Auswirkungen hat.
Noch aussagekräftiger sind die Beschäftigungszahlen. Statistiken zeigen, dass die registrierte Arbeitslosigkeit in Städten und Gemeinden auf einem relativ niedrigen Niveau von 4,1 Prozent gehalten wurde. Klein- und Kleinstunternehmen sind am aktivsten bei der Schaffung von Arbeitsplätzen. Mittelständische Unternehmen mit weniger als 500 Angestellten zeigen eine größte Nachfrage nach neuen Mitarbeitern, höher als im landesweiten Durchschnitt. Die Nachfrage der Klein- und Kleinstunternehmen mit weniger als 20 Angestellten ist um ungewöhnliche 35 Prozent im Jahresvergleich gestiegen.
Die wirtschaftliche Abschwächung geht auf die aktive Strukturregulierung der chinesischen Regierung, nicht auf Probleme in der Wirtschaft zurück. Das gute Beschäftigungsniveau ist ein Zeichen für die gesunde Entwicklung der chinesischen Wirtschaft. Neben der Priorität für die Entwicklung aufstrebender Industrien wie der Informationsindustrie, der Produktion von Hightech-Materialien, umfasst die Wirtschaftsregulierung auch die Reduzierung von Investitionen sowie des Kreditumfangs und die Eliminierung rückständiger Industriekapazitäten.
Laut Staatlichem Statistikbüro wuchsen die Gesamtinvestitionen für Anlagevermögen 2009 um 30 Prozent, im ersten Quartal dieses Jahres waren es nur 17,6 Prozent. Ende 2009 stieg der Geldumlauf (M2) um 27,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Ende März dieses Jahres erhöhte sich der M2 nur um 12,1 Prozent im Vorjahresvergleich. Im gesamten Jahr 2013 wurden in China kleine thermische Energieerzeugungseinheiten mit einer Leistung von 4,47 Millionen Kilowatt geschlossen, 1874 rückständige Kohlebergwerke mit einer Kapazität von 200 Millionen Tonnen stillgelegt. Das Land sonderte außerdem rückständige Produktionskapazitäten von 2,63 Millionen Tonnen in der Eisenproduktion, 7,81 Millionen Tonnen in der Stahlproduktion, 73,45 Millionen Tonnen in der Zementproduktion und 273.000 Tonnen bei der Produktion von Aluminium-Elektrolytkondensatoren aus. In diesem Jahr sollen rückständige Produktionskapazitäten von 27 Millionen Tonnen in der Eisen- und Stahlgewinnung, von 42 Millionen Tonnen bei der Zementproduktion und 35 Millionen Standardkisten bei der Flachglasproduktion ausgesondert werden. All das ist Bestandteil der Realwirtschaft und direkte Ursache für die wirtschaftliche Abschwächung.
Chinas Regierung sah bereits Anfang des Jahres die Verlangsamung seines Wachstums voraus und legte das Wachstumsziel in diesem Jahr auf rund 7,5 Prozent fest. Dabei bleibt ein Spielraum für kleine Schwankungen. Die Regierung wird nicht kurzfristig starke Konjunkturmaßnahmen aufgrund vorübergehender wirtschaftlicher Schwankungen erlassen, sondern versuchen, ein Wirtschaftswachstum mit einer übermäßigen Kreditexpansion und übergroßen Abhängigkeit von Investitionen sowie überschüssigen Kapazitäten zu vermeiden. Die vorrübergehende Abschwächung wird sicher langfristig zu einer gesunden und nachhaltigen Entwicklung führen. |