02-10-2013
Im Focus
Vertrauensvolle Zusammenarbeit vereinbart
von Ding Ying

China und die EU wollen ihre gemeinsamen Bemühungen zur Überwindung der wirtschaftlichen Herausforderungen verstärken.

Der 15. China-EU-Gipfel in Brüssel am 20. September  

 

Der 15. China-EU-Gipfel fand Mitte September in Brüssel zu einem Zeitpunkt statt, da beide Seiten mit den gegenwärtig trüben Aussichten der Weltkonjunktur zu ringen haben.  

Vor dem Hintergrund einer "umfassenden strategischen Partnerschaft", die sich auf weitgehender gegenseitiger wirtschaftlicher Abhängigkeit und gegenseitigem Respekt gründet, heben Beobachter die Dringlichkeit der Beilegung von Streitigkeiten hervor.

 

Handelsbeziehungen stabilisieren

Im Jahre 2003 vereinbarten China und die EU eine umfassende strategische Partnerschaft, die vor allem auf Wirtschafts- und Handelsbeziehungen beruht. Aufgrund der Eurokrise in Europa und der Rezession der Weltwirtschaft stehen beide Seiten vor Problemen. In solchen Zeiten ist die Stabilisierung der Beziehungen durch Konsultationen auf höchster Ebene von wachsender Bedeutung.

"China und die EU sind mehr Partner als Mitbewerber", meint Cai Fangbo, der am China Institute of International Studies forscht. Er weist darauf hin, dass die Beziehungen seit 2003 große Fortschritte gemacht haben. Es seien mehr als sechzig Dialogmechanismen geschaffen worden, die die Themenfelder Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und neue Energien umfassen. Ganz zu schweigen von den Treffen der Regierungschefs. Im Rahmen der Europareise von Ministerpräsident Wen Jiabao wurden eine gemeinsame Erklärung abgegeben und zahlreiche Kooperationsvereinbarungen unterzeichnet, die in den Bereichen Naturwissenschaft und Technologie, Antimonopole, Treibhausgase und nachhaltige Entwicklung angesiedelt sind. Die gemeinsame Erklärung führte Dutzende von Übereinkünften auf, die fünf Schlüsselbereiche abdeckten: umfassende strategische Partnerschaft, Handel, Wirtschaft und Investitionen, bilaterale Zusammenarbeit, Frieden und Sicherheit und andere Fragen von weltweiter Bedeutung. 

"Handelsfragen und Wirtschaftsbeziehungen nehmen in den sino-europäischen Beziehungen den größten Raum ein. Der jüngste Besuch von Ministerpräsident Wen Jiabao war sehr hilfreich im Hinblick auf eine bessere Koordinierung geeigneter Maßnahmen und die Stabilisierung der bilateralen Beziehungen. Ein schwächelnder Handel und nachlassende Wirtschaftsbeziehungen würden beiden Partnern schaden", sagt Liu Mingli, Experte auf dem Gebiet der Europastudien, in einem Interview mit der Beijing Rundschau.

Die EU ist mittlerweile Chinas wichtigster Handelspartner und größter Exportmarkt. Im letzten Jahr war das Handelsvolumen der beiden Partner mit 567,2 Milliarden US-Dollar viermal größer als vor zehn Jahren. Zwischen Januar und Juli wurden Waren im Wert von 315,75 Milliarden US-Dollar getauscht. „Handel und wirtschaftliche Kooperation vertiefen die wechselseitige Abhängigkeit zwischen China und der EU", sagt Liu.

Der Besuch fand in einem entscheidenden Moment statt, wobei ein deutlich anderer Ton angeschlagen wurde als auf vorangegangenen Gipfeltreffen. Die europäische Schuldenkrise verschärft sich und beeinträchtigt die dritt- und viertgrößte Volkswirtschaft der EU, Spanien und Italien. Verglichen mit den deutlich kleineren Volkswirtschaften Portugals und Griechenlands, sind Spanien und Italien in der Eurozone nicht nur einflussreicher, sondern stehen vor ungleich größeren Herausforderungen, meint Liu. Nach seiner Einschätzung wird das Bruttoinandsprodukt der Eurozone im laufenden Jahr um 0,4 Prozent schrumpfen.

 Auch China leidet unter Europas Schuldenkrise. Die EU sieht in einer staatlichen Austeritätspolitik einen möglichen Ausweg aus der Krise. Einige Länder haben bereits zu protektionistischen Maßnahmen gegriffen. „Chinas Exporte nach Europa sind deutlich zurückgegangen", sagt Li. „Der Besuch von Wen Jiabao diente einer besseren Koordination der Wirtschaftspolitik auf Regierungsebene."

Die Fortdauer des Schuldenproblems ist eine große Gefahr für die wirtschaftliche Erholung Europas und gefährdet sogar das Weltwirtschaftswachstum. Erneut bekräftigte Wen Jiabao die Bereitschaft der chinesischen Regierung, zur Rettung der Eurozone beizutragen. 

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