Der Konkurs von Wuxi Suntech verstärkt die Unsicherheit in der Branche
Dr. Shi Zhengrong, Gründer und amtierender Vorstandschef von Suntech Power Holdings C. Ltd.
Das Mittlere Volksgericht von Wuxi (Provinz Jiangsu) hat am 20. März entschieden, dass die größte Tochtergesellschaft von Suntech Power Holdings Co. Ltd., einem der weltgrößten Hersteller von Solarmodulen, im Rahmen eines Konkursverfahrens umstrukturiert wird.
Neun Handelsbanken hatten eine Petition eingereicht und gefordert, dass Wuxi Suntech Power Co. Ltd. für insolvent erklärt werden solle, da das Unternehmen nicht in der Lage sei, einen Rückzahlungsplan für seine Schulden in Höhe von 7,1 Milliarden Yuan (874,3 Millionen Euro) aufzustellen.
In einer Branche, die bereits mit einem Überangebot und Zollabgaben zu kämpfen hat, gießen die Probleme von Suntech weiteres Öl ins Feuer.
Suntech Power Holdings Co. Ltd. wurde im Januar 2001 von Shi Zhengrong gegründet und entwickelte sich zu einem der führenden Unternehmen der Branche. 2005 wurde es an der New Yorker Börse notiert. 2011 war Suntech der weltgrößte Hersteller von Solarmodulen und verfügte über eine Produktionskapazität von 2,4 Gigawatt. Das Unternehmen besaß weltweit Niederlassungen in über zehn Ländern und beschäftigte 11.000 Mitarbeiter.
Gründe für den Konkurs
1991 promovierte Shi an der Universität von New South Wales. Dort studierte er bei Professor Martin Green, auch bekannt als „Vater der globalen Solarenergie". 1993 nahm er die australische Staatsbürgerschaft an, im Jahr 2000 kehrte er nach China zurück. Die Solarindustrie war zu dieser Zeit einer der Industriezweige, deren Förderung sich die chinesische Regierung auf die Fahnen geschrieben hatte. Das und die Unterstützung durch die Stadtverwaltung von Wuxi spornte Shi zur Gründung von Suntech an.
In den folgenden Jahren wuchs Suntech mit bemerkenswerter Geschwindigkeit weiter. 2006 kletterte der Aktienkurs auf 40 Dollar, Shi wurde mit einem Vermögen von 2,3 Milliarden Dollar zum reichsten Mann Chinas. Dabei betonte er immer wieder, dass Suntech sich ohne die Unterstützung der Stadtverwaltung von Wuxi niemals zu einem solchen Giganten entwickelt hätte.
Im vergangenen Jahrzehnt entwickelten sich Solarindustrie und Neue Energien jedoch schnell weiter. Ende 2011 gab es in China bereits mehr als 500 Photovoltaik-Unternehmen, die 80 Prozent der weltweiten Produktionskapazität besaßen. In der Hoffnung, aus der boomenden Branche Kapital schlagen zu können, investierten Bauträger, Bekleidung und sogar Futtermittelindustrie in Solarunternehmen.
Diese unstrukturierte Entwicklung wurde von einigen Regionalregierungen noch gefördert und führte am Ende zu Überkapazitäten und einem ungeordneten Wettbewerb. Um ihre Marktanteile zu erhöhen, griffen viele Photovoltaik-Produzenten zu drastischen Preissenkungen und senkten damit ihre Gewinne.
Schon bald tauchten noch schwerwiegendere Probleme auf. Zhang Shuguang, Forscher im Professorsrang am Wirtschaftsinstitut der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, berichtet, dass einige lokale Regierungen Solarunternehmen günstige Grundstücke und Kredite zu Sonderkonditionen angeboten hätten und so das Überangebot am Markt weiter aufblähten. In vielen Unternehmen stieg die Verschuldungsquote schnell, was dann zur Krise der gesamten Branche führte.
Zudem waren Chinas Solarprodukte auf den Export zugeschnitten und vom amerikanischen und europäischen Markt abhängig. Ab 2011 leiteten die USA und die EU Anti-Dumping- und Ausgleichszoll-Verfahren gegen chinesische Solarprodukte ein. Das versetzte der Branche einen harten Schlag und trug zum Überangebot in China bei.
Da die meisten Investitionen mit öffentlich geförderten Krediten erfolgten, brach die Schuldenkrise nach einer weiteren Zunahme des Überangebots und sinkender Unternehmensrentabilität aus. Das ist der Hauptgrund für die Pleite von Wuxi Suntech.
Am 24. März schloss der Aktienkurs bei 0,422 Dollar. Die US-Investmentfirma Maxim setzte sogar eine Zielvorgabe von 0 Dollar für Suntech-Aktien.
Am 13. März kündigte Suntech an, seine Produktionsstätte in Goodyear (US-Bundesstaat Arizona) zum 3. April zu schließen.
Wird Wuxi Suntech während der Umstrukturierung von der Stadtverwaltung von Wuxi übernommen? Ein Mitarbeiter von Wuxi Suntech, der nicht namentlich genannt werden wollte, erklärte gegenüber der Beijing Review, dass das Unternehmen weder einen Kommentar abgeben noch einem Interview zustimmen würde, aber „die Arbeit weitergehe wie immer".
Wuxi Suntech hat jetzt zwei Möglichkeiten. Erstens, die örtliche Regierung und die Entwicklungsbank können versuchen, die Firma mit einer Kapitalspritze zu retten. Shi müsste dann allerdings unbegrenzt mit seinem persönlichen Vermögen haften; zweitens, Suntech zieht seine Börsennotierung zurück und wird ein staatseigenes Unternehmen. Über beide Modelle wird zurzeit verhandelt.
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