16-02-2013
Im Focus
Eisskulptur- und Laternenfestival in Longqingxia: Glitzerpracht aus Eis
von Maike Schulte

 

  

 

Bereits zum 26. Mal findet in diesem Winter das Eisskulpturen- und Laternenfestival in Longqingxia statt. (Fotos: Maike Schulte)

 

Keine Frage, das Eisskulpturenfestival in Harbin ist einzigartig. Doch für den Hauptstädter hat es durchaus ein paar kleine Minuspunkte aufzuweisen: Es ist sehr weit weg und es ist sehr, sehr kalt. Wer es bequemer haben und trotzdem spektakuläre Kunst aus Eis bewundern will, kann sich diesen Wunsch auch mit einem Tagesausflug erfüllen. 80 Kilometer nördlich von Beijing meißeln Eiskünstler aus China und dem Rest der Welt jeden Winter mal monumentale, mal filigrane Skulpturen aus gigantischen Eisblöcken. In diesem Jahr glitzern mehr als 400 von innen illuminierte Kunstwerke in einem Farben- und Lichterrausch um die Wette.

Longqingxia, die Schlucht des feiernden Drachen, heißt der Schauplatz des Eisskulptur- und Laternenfestivals, zu dem jedes Jahr ab Mitte Januar rund 800.000 Besucher pilgern. So abenteuerlich-poetisch wie der Name klingt, mutet auch die Landschaft an. Bis zu 70 Meter hohe steil aufragende Felswände umklammern hier den Gucheng-Fluss, der durch den größten Damm im Norden des Landes zu einem sich dahin schlängelnden See aufgestaut wird. „Guilin des Nordens" wird das beliebte Naherholungsgebiet wegen seiner Schönheit gern genannt. 

Die schroffe Gebirgslandschaft wird im Winter zu einer von weitem sichtbaren leuchtenden Kulisse für die Eisskulpturen. Rote Lichterketten auf den Bergkuppen formen die Umrisse der Großen Mauer nach. Das ist nur der Vorgeschmack auf eine knallbunte Lichtershow. „Dieses Jahr werden zum ersten Mal LED-Lampen im Inneren der Eisobjekte eingesetzt, das ergibt mehr Farben und Lichteffekte", erklärt Tourguide Andrew.

 

 

Las Vegas lässt grüßen

 

 

 

Alles so schön bunt hier: In Longqingxia leuchtet und glitzert (fast) alles

 

In der Tat, Longqingxia erinnert ein wenig an Las Vegas bei Nacht. Alles leuchtet. alles blinkt. Die Besucher spazieren zunächst durch einen kleinen Park, wandeln vorbei an quietschbunten Laternen und kleinen Eisskulpturen, die vor allem die Kinder nicht müde werden, staunend zu berühren.

Ob Blumen, Vögel, Masken, Drachen oder andere Fabel- und Fantasiewesen, es glitzert in allen nur denkbaren Farben, ob Brückengeländer, Bäume oder Häuserfassaden, kein Platz, an dem sich nicht Kaskaden grellbunter Lichterketten ergießen. Es ist ein wahrer Lichterrausch.

 

 

Die Eispaläste lassen sich auch von innen erkunden.

 

Der eigentliche Höhepunkt aber ist eine riesige Halle, deren Luft vor Kälte dampft. Hier haben sich die Eiskünstler ausgetobt und eine ganze Stadt erschaffen, durch deren meterhohe transparente Mauern es Rosa, Gelb, Grün und Blau schimmert. Die Eispaläste lassen sich nicht nur von außen erkunden, viele Besucher lassen es sich nicht nehmen, auch durch das Innere zu schlittern.

Wer sich das ganze Spektakel aus Licht und Eis von oben ansehen will, fährt mit dem „Drachen-Aufzug" 258 Meter bis hoch zum Schluchtendamm. „Es ist der längste Aufzug der Welt, oder Chinas", ganz sicher ist sich Guide Andrew bei all den chinesischen Superlativen da auch nicht. Zumindest hat es für die Rolltreppe, die sich wie ein Drachen den Berg hoch schlängelt, für einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde gereicht. Oben angekommen, weht ein wirklich eisiges Lüftchen, dafür entschädigt der Anblick des blinkenden und glitzernden Tals.

Aufwärmen kann man sich dann bei einem Spaziergang durch die „Höhle der 100 Blumen", einen Felsengang, der wieder abwärts führt. In dem kurvigen Tunnel ist es zwar angenehm warm, aber einen botanischen Garten darf man nicht erwarten. Pflanzen, Blumen und Vögel sind Fake, allesamt aus Plastik. Die meisten Chinesen stört's nicht, sie nutzen die blumige Kulisse begeistert für Fotos.

 

 

Info:

 

Eigene Anreise von Beijing nach Longqingxia: 

Bus: Deshengmen Jianlou, Bus 919 bis Yanqing, weiter mit Bus 920 bis zur Schlucht.

Zug: Vom Nordbahnhof bis Yanqing Südbahnhof

 

Eintritt: 70 Yuan

Zahlreiche Anbieter haben organisierte Touren im Programm. Empfehlenswert: Die Tagestouren des China Culture Center für 280 RMB an. Internet: www.chinaculturecenter.org

 

 

Im Lichterwald von Longqingxia

 

 

Auch Gebäude kommen nicht ohne Lichterketten aus