Neue Ziele
Die Tianzifang Art Zone ist mittlerweile eine bekannte Touristenattraktion in Shanghai. CFP
Tausende von Künstlern sind in die Songzhuang Art Zone geströmt, einige beklagen schon die Kommerzialisierung dieses neuen Zufluchtsorts für Kreative.
"Ich halte nicht viel von Songzhuang. Es ist zu weit vom Zentrum entfernt. Nach dem Umzug hierhin wurden einige Künstler unproduktiv, ihre Arbeiten weniger lebendig", meint Li Xianteng, Kunstkritiker aus Beijing. Nachdem er sieben Jahre in einer Künstlerkommune in der Nähe des Alten Sommerpalastes im Norden Beijings gelebt hat, kam er 1995 nach Songzhuang.
Wang Xiaojun und seine Ehefrau zogen nach sieben Jahren in Songzhuang im November 2012 weg. Um sich weiterzuentwickeln, beschlossen die beiden Künstler, in ihre Heimatstadt in der Provinz Shandong zurückzukehren.
"Es gibt hier immer weniger Chancen, während in kleineren Städten der Kunstmarkt noch im Aufbau ist. Wir glauben, dass wir dort deshalb mehr Chancen haben", sagt Wang, und fügt hinzu, dass die Lokalregierung seiner Heimatstadt junge Künstler großzügig fördert. „Obwohl ich in den letzten sieben Jahren in Beijing gelebt habe, habe ich die meisten meiner Arbeiten in meiner Heimatstadt verkauft."
Als Wang 2005 nach Songzhuang kam, erlebte der Ort gerade seinen Höhepunkt als ein Sammelbecken für moderne Kunst. Selbst Gemüseverkäufer machten in Malerei. 2007 zogen die meisten dann aber wieder weg, weil der Markt übersättigt war.
"Der Preis für ein Bild eines modernen Künstlers schoss in diesen Jahren in erstaunliche Höhen, jeder wollte einen Teil des Kuchens", sagt der Künstler Qi Wenzhang. "Aber die Blase platzte bald, und es mussten Leute gehen, weil sie hier kein Geld mehr verdienen konnten. "
Dennoch stiegen die Mieten weiter. Qi kam 2003 nach Songzhuang. Damals kostete die Miete für ein Grundstück mit einem kleinen Haus nur 1000 Yuan (123 Euro). 2008 kletterte der Preis auf 9500 Yuan (1170) und jetzt liegt er bei 20.000 Yuan (2463 Euro).
Bei seiner Ankunft gab es nur ein einziges Restaurant, erzählt Qi. Jetzt wird in unzähligen vollen Restaurants mehr über Geld als über Kunst gesprochen. Die Einheimischen sind immer noch nicht zufrieden, trotz des hübschen Einkommens, das ihnen die Vermietung bringt. An den Gebäuden aus der Sowjet-Ära wurde bis jetzt dennoch wenig getan, die Leute heizen im Winter immer noch mit Kohle.
"Am Ende werden auch wir wegziehen müssen, genau wie die Künstler im 798 Art District", sagt Wang Liang. „Der so genannte Geist von Songzhuang ist nur ein Trick, um Geld zu machen."
Für den Künstler Li Ping wären die schäbigen Gebäude kein Problem, wenn die Stadt den Künstlern eine offene Plattform bieten würde. „Hier finden aber viele Veranstaltungen in kleinem Kreise statt, für unabhängige Künstler ist es fast unmöglich, da hinein zu kommen", sagt Li. Selbst für das jährliche Songzhuang Art Festival, an dem eigentlich jeder Künstler des Dorfs teilnehmen soll, hat er noch nie eine Einladung erhalten.
In Li Pings Augen gleicht Songzhuang zurzeit einer Baustelle. Viele Häuser sind abgerissen worden oder befinden sich im Bau. Mit ihm als Künstler hat all das nichts zu tun. |