01-11-2012
Im Focus
„Deutsche Qualität, unterrichtet in englischer Sprache“
von Xu Bei

Noch immer gilt vielen Chinesen die deutsche Sprach als größte Barriere, wenn es um die Entscheidung für ein Auslandsstudium in Deutschland geht. Auf der „China Education Expo 2012" warben deutsche Hochschulen für den Studienort Deutschland, auch wenn Studienangebote in Englisch noch immer die Ausnahme bilden. Ein gemeinsames Sprachenjahr soll die Sprachbarriere weiter abbauen.

 

Auf der Unterzeichnungszeremonie (Foto: Geothe-Institut China)

Neben einem gemeinsamen Stand als Repräsentant des Ehrengastes Deutschland sind alle teilnehmenden deutschen Hochschulen und Universitäten zudem mit einem eigenen Stand im deutschen Hochschul-Pavillon vertreten. (Foto: Xu Bei)

 

Wir schreiben den 20. Oktober 2012, den ersten Tag der Internationalen Bildungsmesse „China Education Expo 2012" (kurz: CEE). Vor dem deutschen Stand verteilt Ulrike Nieter, Vertreterin der Hochschule Rhein-Waal in Beijing, fleißig Flyer an die vorbeischlendernden Besucher. Deutschland ist im Jubiläumsjahr der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen mit China Ehrengast auf der CEE. Auf den Prospekten, die Nieter den Messebesuchern in die Hand drückt, sticht als erstes ein Slogan in chinesischer Schrift ins Auge: „Deutsche Qualität, unterrichtet in englischer Sprache". Mit dem Flyer stellt sich die Hochschule Rhein-Waal dem chinesischen Publikum vor. „Mittlerweile gibt es viele deutsche Universitäten, die Programme auf Englisch anbieten, aber meist erst ab dem Master. Wir sind eine der ersten Universitäten, an der schon vom Bachelor an komplett auf Englisch studiert werden kann", erzählt uns Nieter. Das sei eine gute Chance für chinesische Studenten, die Englisch gelernt hätten und trotzdem in Deutschland studieren wollten, wirbt sie.

In diesem Jahr feiern China und Deutschland das vierzigjährige Jubiläum der Aufnahme ihrer diplomatischen Beziehungen. Neben einem gemeinsamen Stand als Repräsentant des Ehrengastes Deutschland sind alle teilnehmenden deutschen Hochschulen und Universitäten zudem mit einem eigenen Stand im deutschen Hochschul-Pavillon vertreten.

Ulrike Nieter ist eine von insgesamt 40 deutschen Vertretern deutscher Hochschulen mit eigener Messepräsenz. „Wir sehen die Messe als Chance, unser neues englischsprachiges Angebot möglichst vielen Menschen hier in China vorzustellen", erklärt sie. Die Hochschule Rhein-Waal hat ihren Stand dabei geschickt positioniert, nämlich an der Grenze zwischen dem deutschen und dem internationalen Pavillon. „Viele Studierende, die sich für Deutschland interessieren, denken, dass man in Deutschland nur auf Deutsch studieren kann", sagt Nieter. „Diejenigen, die vielleicht nur Englisch können, sind sich oft gar nicht darüber bewusst, dass es auch hier im deutschen Pavillon interessante Angebote für sie gibt."

 

Deutsch landesweit in China verbreiten

Bisher ist die Zahl der deutschen Universitäten und Hochschulen, die Unterricht auf Englisch anbieten, überschaubar. Wer zum Studium nach Deutschland möchte, für den führt meist noch immer kein Weg an der deutschen Sprache vorbei. Die Bundesregierung legt deshalb großen Wert darauf, Deutsch als Fremdsprache an chinesischen Bildungseinrichtungen noch stärker zu verbreiten.

„Ich weiß, dass die Sprache für viele junge Leute, die nach Deutschland wollen, noch immer die größte Hürde darstellt", sagt auch Michael Schaefer, der deutsche Botschafter in der VR China, auf der Pressekonferenz des Ehrengasts Deutschland auf der CEE. „In China ist Englisch die erste Fremdsprache. Aus diesem Grund haben die Regierungen unserer beiden Länder in diesem Sommer beschlossen, ein Jahr der deutschen Sprache in China und ein Jahr der chinesischen Sprache in Deutschland durchzuführen. Wir glauben, dass wir damit einen weiteren wichtigen Impuls setzen können, um junge Menschen für die deutsche Sprache und damit auch für deutsche Universitäten und unseren gesamten Bildungs- und Arbeitsmarkt zu begeistern", so Schaefer.

Die Idee für das Sprachenjahr war in diesem Sommer bei einem Treffen zwischen dem chinesischen Vize-Bildungsminister Hao Ping und Staatsministerin und Bildungsexpertin Cornelia Pieper entstanden. Im Rahmen der Regierungskonsultation beider Länder beim Besuch von Bundeskanzlerin Merkel Ende August wurde die Idee zum Bestandteil der Vereinbarung beider Länder gemacht.

Auch das Goethe-Institut verstärkt sein Engagement zur Verbreitung der deutschen Sprache in China. Im Rahmen der Bildungsmesse unterzeichneten der Länderdirektor des Goethe-Instituts China, Peter Anders, und Xiong Xiaomei, Vizepräsidentin der Northeastern University, am 20. Oktober anlässlich der geplanten Kooperation zur Gründung des Goethe-Sprachlernzentrums an der Northeastern University in Shenyang zudem ein „Memorandum of Understanding" – ein weiteres wichtiges Signal zur Förderung des gegenseitigen sprachlichen Austausches.