30-10-2012
Im Focus
China erkundet verschiedene Wege, um Funktionäre auf diversen Gebieten zu schulen
von Yuan Yuan

 

Gespräch über die Schulungen: Zhong Ming, Steuerbeamter aus Chongqing im Südwesten Chinas, berichtet Journalisten am 21. September von seinen Schulungen an der CELAJ in Jinggangshan.

Eine moderne Seite

Im Vergleich zur CELAJ praktiziert die China Executive Leadership Academy Pudong (CELAP) in Shanghai eine andere Schulungsmethode. Als China größtes Wirtschaftszentrum hat Shanghai eine der schnellsten Wachstumsraten des Landes, seit China 1978 die Einführung der Politik der Reform und Öffnung begann. Schulungsteilnehmer kommen wegen der neuesten Kenntnisse in Spitzentechnologien hierhin, sie befassen sich mit diplomatischer Etikette, Notfall- und Krisenlösungen sowie der Kommunikation mit den Medien.

Die CELAP bietet eine ganze Reihe von Kursen für Regierungsfunktionäre der mittleren und höheren Ebene, Unternehmenschefs und andere leitende Fachkräfte aus dem In- und Ausland, sagt Feng Jun, geschäftsführender Vizepräsident der CELAP.

"Die CELAP hat ihren ganz eigenen Schulungsansatz entwickelt", erklärt Feng. "Der Ansatz setzt die wegweisenden Praktiken vom Yangtse-Delta in Sachen Reform und Öffnung sowie die Ressourcen von Shanghai als internationaler Metropole wirksam ein, verschafft Lehrgangsteilnehmern eine internationale Perspektive und verbessert durch die Schulungsprogramme ihre Führungskompetenzen.

Wang Shiquan, Direktor des Zentrums für Schulungsinnovation und Fallstudien am CELAP, ist für die Ausbildung der Funktionäre in der Kommunikation mit den Medien zuständig. „Das ist von entscheidender Bedeutung, denn Pressekanäle spielen heute in öffentlichen Angelegenheiten eine viel größere Rolle", so Wang. „Wir benutzen das Wort ,kommunizieren'", denn viele Funktionäre haben immer noch Vorurteile gegenüber den Medien und weigern sich in vielen Fällen, mit deren Vertretern zu sprechen, das gleiche gilt auch umgekehrt."

Da er vorher bei der englischsprachigen Zeitung Shanghai Daily gearbeitet hat, seien ihm die Bedürfnisse von beiden Seiten, Medien und Funktionären, bewusst, so Wang. Er stellte fest, dass einige Probleme viel besser gelöst werden könnten, wenn beide Seiten sich hinsetzen und miteinander reden könnten. Wang nutzt für seine Schulungen eine Simulationstechnik. Er verwandelt den Unterricht in eine Pressekonferenz, in der sich Funktionäre wie Journalisten verhalten, oder in eine Talk Show, in der sie Fragen des Moderators ohne Vorbereitung beantworten müssen. „Es funktioniert ziemlich gut", so Wang. „Einige Funktionäre riefen mich nach der Rückkehr auf ihre Posten an und berichteten mir von ihrem Erfolg bei der Kommunikation mit den Medien."

In den Kursen von Li Min, Lehrerin an der CELAP, verwandeln sich Funktionäre in aufmerksame Studenten und werden in kleine Gruppen aufgeteilt, um über Krisenmanagement zu diskutieren.

"Für China hat eine Ära begonnen, in der sich Notfälle häufen. Der Umgang mit Notsituationen ist wie die Lösung von Rechenaufgaben: Egal wie viele du gelöst hast, die nächste ist immer neu", sagt sie. „Die Fähigkeit zum Krisenmanagement zu erlernen, ist ein Muss für alle Funktionäre."

Professor Song Lei kam 2009 zur CELAP. „Mein Schwerpunkt ist der Unterricht über Smart Cities. Vor drei Jahren hatten viele Kader keine Ahnung davon, was eine Smart City ist, und glaubten nicht, dass es irgendetwas mit ihnen zu tun hätte", so Song. „Aber die Dinge haben sich sehr geändert. Die Teilnehmer zeigen große Lernbereitschaft und größeres Interesse, an diesem Thema zu arbeiten."

Während des Unterrichts führte Song die Funktionäre auch nach Changzhou (Provinz Jiangsu), eine mittelgroße Stadt, die sich durch den Aufbau eines Smart-City-Systems nach vorn entwickelt hat. „Ich will ihnen zeigen, dass Hightech und neue Technologien nicht so schwierig sind, wie sie dachten", sagt Huang. „Im Gegenteil, es ist viel einfacher, sie direkt mit der Realität zu konfrontieren. Das kann die Effizienz deutlich erhöhen."

Außer chinesischen Funktionären nehmen auch einige Regierungsfunktionäre aus dem Ausland an den Schulungen der CELAP teil.

"Wir haben mehr als 400 politische Führer, Unternehmensleiter und akademische Fachleute aus mehr als 30 Ländern eingeladen, darunter auch den ehemaligen britischen Premierminister Gordon Brown und den ehemaligen Präsidenten der Weltbank, Robert Zoellick. Wir haben mehr als 120 Schulungsprogramme für 3000 ausländische Teilnehmer erfolgreich abgehalten, darunter Kurse für ranghohe australische und russische Staatsbeamte und Vorsitzende der EU-Handelskammer", erklärte Chen bei einer Pressekonferenz am 24. September.

Tim Fraser, verantwortlicher Direktor des Ministeriums für Landesentwicklung der Regierung von Westaustralien, nahm mit mehreren Mitarbeitern im September an einem viertägigen Schulungsseminar der CELAP teil. "Die Schulung ist sehr nützlich und hilfreich für uns, da Australien und China recht ähnliche Probleme wie Umweltschutz und Gleichheit der Bildungschancen bewältigen müssen", so Fraser. "Wir können eine Menge von China lernen, das uns mit seiner großen Bevölkerung gutes Anschauungsmaterial bietet."

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