06-08-2012
Im Focus
Little Flower: Ein Babyheim voll kleiner Buddhas
von Judith Hagenhofer

"Das Geld hält alles am Laufen"

Freiwillige, die ins Babyheim kommen, um mit den Kindern zu spielen, werden gerne gesehen.

 

Liebevoll kümmern sich die Nannys um die Babys. In den staatlichen Waisenhäusern fehlt es oft an Zeit und Ressourcen für hinreichende Zuwendung.

Verantwortliche Direktorin des Babyheimes, Malaika Hahne (l.)

 

Als eines der Hauptprobleme der Wohltätigkeitsorganisation nennt Hahne die Finanzierung: „Da wir uns leider nur zu einem gewissen Teil selbst finanzieren können, ist das Einwerben von Mitteln die größte Arbeit." Geld werde vor allem für die Bezahlung der Nannys, medizinische Kosten, Transport und Reparaturarbeiten benötigt.
Spenden bekommt Little Flower hauptsächlich von Sponsoren. Deutsche Firmen wie Lohmann & Rauscher oder Schröder & Mann unterstützen das Projekt mit Sachspenden wie Verbandsmaterial und Pflegeprodukten. Ein paar Firmen spenden auch Geld, so zum Beispiel der Onlineshop Light in the Box, der dem Heim monatlich Prozente aus dem Erlös seiner Aktivitäten überweist. Auch die Einnahmen des Onlineshops von Serena Johnson gehen an das Projekt. Dort kann man unter anderem die farbenfrohen Stoffwindeln kaufen, die im Heim selbst genäht und auch verwendet werden. Wohltätige Veranstaltungen verschiedener Botschaften oder Privatpersonen, wie etwa Chi Fan for Charity (Essen für einen guten Zweck), tragen auch zum Erhalt des Projektes bei.
Jana Schmidt ist eine deutsche Freiwillige, die Little Flower organisatorisch unterstützt.
Sie war auf der Suche nach einem Projekt, um chinesischen Kindern zu helfen, als ihr eine Freundin von Little Flower erzählte. „Ich kam mit Malaika Hahne in Kontakt und sie beantwortete geduldig alle meine Fragen. Daraufhin beschloss ich, dass ich dieses Projekt unterstützen wollte. Dauerhaft und auf Lebenszeit", erklärt sie bestimmt. Sie verbringt täglich ein bis zwei Stunden damit, Kontakte zu Sponsoren herzustellen und aufrechtzuerhalten, sowie das Projekt in Deutschland bekannter zu machen. Überdies organisiert sie die Spendentransfers von Deutschland nach China.

 

Unerwartete Spendenfreudigkeit der Chinesen

Mittlerweile findet man Little Flower auch auf Facebook und Weibo, einem chinesischen Blog. „Ich dachte, vielleicht geben Chinesen nicht so viel, weil wohltätige Organisationen hier in China noch etwas Neues sind. Aber durch Weibo hat sich gezeigt: Chinesen wollen helfen, sie wissen nur nicht wo", erzählt Hahne begeistert. Wenn Little Flower auf dem Blog nach konkreten Sachspenden fragt, würden diese fast immer gegeben. Hahne ist sich des schlechten Rufs bewusst, den Wohltätigkeitsorganisationen gerade in China haben. Sie betont der Beijing Rundschau gegenüber immer wieder, wofür genau die Spendengelder eingesetzt werden und dass etwa das Haus von einem Sponsor zur Verfügung gestellt wurde. Fehlende Transparenz und Verdacht auf Korruption in karitativen Organisationen haben Chinas Bürger skeptisch gemacht. „Die Leute wollen helfen, aber sie müssen auch wissen, dass das Geld nicht in falsche Hände gerät. Wenn wir zum Beispiel eine neue Waschmaschine brauchen, dann geben sie gerne 5000 Yuan dafür, aber nicht in Bargeld", so Hahne.

Die nahe gelegenen internationalen Schulen helfen auch oft aus. Manchmal kommen Schülergruppen, um mit den Kindern zu spielen, oder sie organisieren Spendenaktionen. Was Hahne besonders freut, ist, dass auch chinesische Schüler ins Babyheim kommen. In die Wege geleitet wurde dies von Peter Petite, der an der Beijing No. 2 Middle School Englisch unterrichtet. „Die Anfahrt ist zwar ganz schön lang, aber es lohnt sich wirklich. Meine Schüler hätten sonst womöglich nie die Möglichkeit, mit Waisenkindern in Kontakt zu treten", schwärmt Petite. Ob man gerne mit Kleinkindern spielt oder nicht, die Beijing Rundschau befindet: das Babyheim ist auf jeden Fall einen Besuch wert!

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