27-07-2012
Im Focus
Der Wille der Partei geschehe
von Yin Pumin

In Vorbereitung des anstehenden Nationalen Parteitags gab es innerparteiliche Abstimmungen

Leuchtendes Vorbild: Wu Juping, die einen Säugling auffing, der aus dem Fenster eines hohen Hauses fiel, nimmt am 7. Juni am Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas auf Provinzebene in Zhejiang teil.

 

Mit dem Abschluss des 11. Beijinger Stadtparteitages der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) am 3. Juli kam die Neuordnung der Parteiführung auf Provinz- beziehungsweise Stadtebene zum Abschluss.

Von den 31 Provinzen, autonomen Regionen und regierungsunmittelbaren Städten Chinas ist die Hauptstadt Beijing die letzte, die ihre kommunalen Parteikomitees neu aufstellte, nachdem das Parteikomitee der Provinz Liaoning im Oktober letzten Jahres den Anfang gemacht hatte.

Letztes Jahr wurde in China damit begonnen, die Sekretäre und Mitglieder der Parteikomitees auf Gemeinde-, Landkreis-, Stadt- und Provinzebene umzubesetzen.

Zusammen mit der Umbesetzung der lokalen Parteikomitees werden die Delegierten gewählt, die am 18. Nationalen Parteitag der KPCh teilnehmen, der noch in diesem Jahr stattfindet. Vierundsechzig Delegierte wurden allein während des 11. Beijinger Stadtparteitages der KPCh gewählt.

Zuvor hatten 28 der 40 Wahleinheiten für den nationalen Parteitag diese Wahlen abgeschlossen, darunter 24 auf Provinz- und vier auf regierungsunmittelbarer Ebene.

Insgesamt 2 270 Delegierte - 50 mehr als noch beim 17. Parteitag vor fünf Jahren - werden aus den Reihen der 82,4 Millionen Mitglieder der KPCh von 40 Wahleinheiten im ganzen Land gewählt.

Nach Angaben des Zentralkomitees der KP Chinas müssen die Delegierten Parteimitglieder mit herausragenden politischen Leistungen sein und enge Beziehungen zur Gesellschaft unterhalten.

 

Hohes Bildungsniveau

Am 30. Juni veröffentlichte die Organisationsabteilung des ZK der KP Chinas eine Mitteilung, worin es heißt, dass die Zahl der Parteimitglieder 82,6 Millionen im Jahr 2011 übertraf, 2,9 Prozent mehr als 2010.

Im Jahr 2011 wurden rund 3,16 Millionen von 21,6 Millionen Bewerbern akzeptiert.

"Die Partei hat mehr Mitglieder aus der Arbeits- und Produktionsfront rekrutiert, und die Leistungen der Parteimitglieder verbessern sich," so die Erklärung.

Nach offiziellen Angaben beträgt die Zahl der weiblichen Parteimitglieder 19,25 Millionen, was einem Anteil von 23,3 Prozent entspricht. Angehörige ethnischer Minderheiten machen 5,56 Millionen oder 6,7 Prozent der Parteimitglieder aus.

Unter allen Mitgliedern haben 38,6 Prozent mindestens einen Oberschulabschluss oder einen höheren Bildungsgang vorzuweisen. Erstaunlich ist der hohe Anteil junger Menschen: 25 Prozent der Parteimitglieder sind unter 35 Jahre alt. Studenten und Regierungsangestellte sind zwei wesentliche Personengruppen, die zum Wachstum der Mitgliederzahlen beitragen, sagt Lin Zhe, Professor an der Parteischule des ZK der KP Chinas in Beijing.

"Die meisten Colleges und Universitäten empfehlen ihren Studierenden, sich für die Parteimitgliedschaft zu bewerben, während die Gründe dafür, dass mehr Studenten der Partei beitreten wollen, variieren. Einige sind überzeugte Kommunisten und stolz auf das Wirken der Partei, während andere sich in der Hoffnung bewerben, dass die Parteimitgliedschaft ihre Karriere beschleunigen kann", erläutert Lin.

Es gibt insgesamt 2,77 Millionen Studierende unter den Parteimitgliedern. Eine große Anzahl von gut ausgebildeten jungen Leuten dränge in die Partei. Personen aus verschiedenen Berufen, vor allem Arbeiternehmer und private Unternehmer, zeigen heute eine größere Bereitschaft, der Partei beizutreten als dies früher der Fall gewesen sei, sagt Lin.

"Parteimitglieder spielen eine führende Rolle in allen Lebensbereichen. Viele von ihnen haben sich als Meinungsführer in der Öffentlichkeit bewiesen, weshalb sie die Fähigkeit haben, zu öffentlicher Unterstützung bei großen Ereignissen aufzurufen, wie etwa, wenn es um Hilfsmaßnahmen bei Katastrophen geht," behauptet Lin und fügt hinzu, mehr und mehr vom Ausland finanzierte Unternehmen hätten verstanden, welch positiven Einfluss Mitarbeiter, die zugleich Parteimitglieder sind, auf den Geschäftsgang in China nehmen können. Viele ausländische Unternehmen in China haben auch ihre eigenen KPCh-Organisationen etabliert.

Nach eigenen Angaben betrug die Zahl der KPCh-Organisationen auf Basisebene im Jahr 2011 rund vier Millionen, etwa 3,5 Prozent mehr als 2010. Parteiorganisationen deckten 2011 fast alle Staatsbetriebe und alle Arbeitseinheiten des öffentlichen Dienstes ab, und 983 000 Nicht-Staatsbetriebe und mehr als 200 000 "gesellschaftliche Gruppen" hatten im gleichen Jahr ihre eigenen KPCh-Organisationen gegründet.

Etwa 44 Prozent der nicht staatseigenen Unternehmen in Beijing, darunter Joint Ventures mit ausländischer Beteiligung und Unternehmen in Privatbesitz, hatten bis zum Jahr 2012 ihre eigenen Parteiorganisationen etabliert. Laut einem Bericht von China News Weekly ist dies eine drastische Steigerung gegenüber den nur 5,26 Prozent im Jahr 2006.

 

Auftakt zum Parteitag

Mit den jüngsten personellen Veränderungen, in deren Gefolge 404 Mitglieder in die Ständigen Komitees der KPCh in 31 Provinzen, regierungsunmittelbaren Städten und autonomen Regionen auf dem chinesischen Festland berufen wurden, kamen viele jüngere und besser ausgebildete Funktionäre an Bord.

Laut einem Bericht der People 's Daily wurden unter den ausgewählten Parteikomiteemitgliedern insgesamt 118 in den 1960er Jahren geboren, was einem Anteil von 29,28 Prozent entspricht. "Die Altersverteilung steht im Einklang mit dem Kaderförderungssystem unserer Landes, wonach Funktionäre auf Provinzebene rund 50 Jahre alt sein sollten", sagt Gong Weibin, Professor an der Akademie für Regierungsführung.

Die Ständigen Ausschüsse der Partei in den autonomen Gebieten Xinjiang und Tibet weisen mit jeweils sieben die größte Anzahl von Parteiführern auf, die in den 1960er Jahren geboren wurden. Normalerweise besteht ein Ständiger Ausschuss auf Provinzebene aus zwölf oder dreizehn führenden Funktionären.

Zhang Xin, außerordentlicher Professor für Öffentliche Verwaltung an der Renmin-Universität, meint, dass es unter einer jüngeren Führung viel mehr Wettbewerb gibt, wenn es um die Bewältigung künftiger Herausforderungen geht.

"Jüngere Beamte werden schnell dazulernen und sich an das sich schnell verändernde Umfeld anpassen. Das ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal für die Förderung der Reformbemühungen des Landes. In dieser Hinsicht erwartet man von ihnen, dass sie zu Bahnbrechern innovativer Programme werden", so Zhang.

Liang Yanhui, ein anderer Professor an der Parteischule des ZK der KP Chinas, sagte, die steigende Zahl von in den 1960er Jahren geborenen Parteiführern könne unter Umständen eine Zunahme von innovativen Ideen bedeuten.

Etwa 74,4 Prozent der 404 Parteikomiteemitglieder auf Provinzebene sind im Besitz von Masterabschlüssen und 24 Prozent haben Bachelorabschlüsse.

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