17-07-2012
Im Focus
Sind Chinas Renten sicher?
von Huang Tao

Zhang Chewei erläutert den großen Unterschied zwischen dem staatlichen Rentensystem und dem betrieblichen Rentensystem in China. Während im staatlichen Rentensystem de facto die Regierung die Zahlung der Renten übernimmt, sieht die betriebliche Altersversorgung eine Aufteilung der Beitragszahlungen durch Arbeitnehmer und Arbeitgeber vor. Diese Benachteiligung von Beziehern betrieblicher Renten wird derzeit vor allem deshalb heftig diskutiert, weil Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes sowie Personen in einem vergleichbaren Beschäftigungsverhältnis in der Regel 90 Prozent ihres letzten Gehalts als Rentenzahlung erhalten, während Arbeiter und Angestellte von Unternehmen nur mit einer Rentenzahlung in Höhe von 50 Prozent ihrer letzten Bezüge rechnen können. 

Eine Reform scheint also auch in dieser Hinsicht unaufschiebbar. Nach Meinung einiger sollte das staatliche Rentensystem dem betrieblichen Rentensystem angepasst werden. Aber ein geeignter Plan liegt dazu noch nicht vor.

Erhöhte Lebenserwartung für Alterung verantwortlich

Nach Zhang Chewei sei die Familienplanungspolitik keine unabänderbare Politik. Schrittweise werde sie gelockert. Aber Familienplanung spiele nur eine unerhebliche Rolle im demographischen Wandel der Gesellschaft. Gravierender sei die rasant gestiegene durchschnittliche Lebenserwartung der Bevölkerung.

Zwar beeinflusse die Erhöhung der Lebensarbeitszeit die Beschäftigung von Universitätsabsolventen. Aber der Einfluss sei begrenzt, denn es gebe keine direkte Konkurrenz um Arbeitsplätze zwischen Senioren und der akademischen Jugend.

Zhang Chewei meint, dass es in China noch viel Spielraum für eine Lösung der Rentenproblematik gebe. Chinas Rentenzahlungen stammen einerseits aus den Beiträgen der Versicherten und der Arbeitgeber, andererseits aus den Einnahmen der Regierung. China befinde sich nach wie vor in einer Phase hoher Steuereinnahmen, die Devisenbestände der Nation wüchsen. Dies biete Vorteile auch für die Finanzierung des Rentenaufkommens.

Noch immer gibt es in China eine große Zahl von Staatsunternehmen mit hohem Betriebskapital und Rücklagen, aber leider würden deren Gewinne zum großen Teil von den Unternehmen selbst genutzt werden. Zhang hält dies für unvernünftig. Der Staat solle stattdessen Gewinne aus Staatsbetrieben zum Teil in die Rentenkasse fließen lassen.

Zhang sieht als Begleiterscheinung einer wachsenden Lebenserwartung einen wachsenden Markt für Pflegedienstleistungen und die medizinische Versorgung von Senioren. Der Umfang dieses Marktes habe allerdings mit der Leistungsfähigkeit des Renetensystems zu tun. Wenn eine Mehrheit der Bevölkerung aber nach wie vor ohne Rentensicherheit bleibt, droht Altersarmut. Dann könne von einem entwickelten Markt für Dienstleistungen zugunsten der Senioren keine Rede sein. Eine finanziell gut gestellte Bevölkerungsgruppe ist auch im Alter eine attraktive Komsumentengruppe für Güter aller Art inklusive Finanzmarktprodukte.

 

   <   1   2