Die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft läuft auf Hochtouren, denn sie gilt als wichtiger Beitrag zur Regulierung der Wirtschaftsstruktur
Modell eines grünen Kraftwerks von China Huaneng auf der 6. Expo Central China im Jahr 2011
In einem Unternehmen im Circular Economy Industrial Park im Beijinger Stadtteil Chaoyang werden Küchenabfälle zu landwirtschaftlichen Düngemitteln und Tierfutter verwandelt.
Im April dieses Jahres wurde ein Projekt der China National BlueStar Co. Ltd, einem Tochterunternehmen des China National Chemical Corporation, in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Unternehmen für Spezialchemie Cabot Corporation in der Provinz Jiangxi ausgebaut. In diesem Projekt wird ein Beiprodukt aus der Produktion von BlueStar in ein neues Chemieprodukt recycelt, das an BlueStar geliefert und dort wieder in den Produktionslauf eingespeist wird. Das beim Prozess entstehende Methyltrichlorsilan wird in pyrogene Kieselsäure verwandelt, ein Rohmaterial zur Herstellung von Organosilicium.
Das recycelte Material ist im Vergleich zu Konkurrenzprodukten teurer und deshalb auf dem Markt schwerer absetzbar. Da es sich aber um ein Nebenprodukt handelt, das aufwändig entsorgt werden müsste, wenn man es nicht recyclen und damit einen Beitrag zum Umweltschutz leisten könnte, wurde das Projekt von der Provinzregierung Jiangxi gezielt gefördert und gilt heute als Vorzeigeprojekt.
Die chinesische Regierung wünscht mehr solche Projekte. Nach Angaben der Staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform (SKER) ist der „12. Fünfjahresplan für die Kreislaufwirtschaft" bereits beim Staatsrat eingereicht worden und soll schon bald veröffentlicht werden. Angeblich handelt es sich dabei weltweit um den ersten Plan zur Förderung der Kreislaufwirtschaft auf Staatsebene.
Experten sehen darin ein Stimulans für neues Wirtschaftswachstum. Schätzungen gehen von einem Umsatz der Kreislaufwirtschaft aus, der im Jahr 2015 bei 1,5 Billionen Yuan (192,15 Milliarden Euro) liegen wird. Die SKER rechnet vor, dass schon heute der jährliche Umsatz der Recyclingwirtschaft bei mehr als einer Billion Yuan (128,1 Milliarden Euro) liegt und rund 20 Millionen Arbeitsplätze von der Branche bereitgestellt werden.
Zustandsbeschreibung
Chinas Kreislaufwirtschaft steht noch in der Anfangsphase. Nach Bekanntgabe der Pläne für die beschleunigte Entwicklung der Kreislaufwirtschaft durch den Staatsrat im Jahr 2005 hat die SKER in Kooperation mit sechs Ministerien (darunter auch dem Umweltministerium) in mehr als 20 Provinzen und regierungsunmittelbaren Städten 178 Unternehmen in Industriezweigen wie Stahl, Chemie, Buntmetalle etc., die besonders umweltbelastend sind und viel Energie verbrauchen, für die Durchführung von Pilotprojekten ausgewählt. Erklärtes Ziel: die Suche nach einem praktikablen Modell für die Förderung der Kreislaufwirtschaft.
Zhou Hongchun, Forschungsrat in der Abteilung für gesellschaftliche Entwicklung beim Forschungszentrum für Entwicklung beim Staatsrat geht oft in verschiedene Betriebe, um dort Untersuchungen zu Recyclingmethoden durchzuführen. Nach seiner Einschätzung seien einige Unternehmen schon sehr versiert, während andere ihre Techniken noch deutlich verbessern müssten.
Zhou meint, dass sich das Problembewusstsein in den vergangenen sieben Jahren erhöht habe. Eine wachsende Zahl von Chinesen sei sich bewusst, dass Recycling eine vernünftige Sache ist. Viele Regionen wollen von sich aus die Kreislaufswirtschaft fördern. Der Staat habe verschiedene Fördermodelle erprobt. Bei der Umsetzung gebe es aber noch Probleme, da die Betriebsgrößen oft zu klein und das Niveau der Technologie zu niedrig seien. Auch die mit dem Betrieb einhergehende hohe Umweltbelastung sei eine weithin ungeklärte Frage.
„Die Unterstützung der Regierung spielt eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft. Das ist ein für China typisches Phänomen," meint Zhou. Die politische und finanzielle Unterstützung von Seiten des Staates liefert eine wichtige Antriebskraft für die Entwicklung der grünen Wirtschaft und führt dazu, dass sich auch lokale Regierungen an der Entwicklung der Kreislaufwirtschaft beteiligen.
Kernpunkte des Plans
In der gegenwärtig kritischen Phase der Urbanisierung und der Regulierung der Wirtschaftsstruktur muss China nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung beschleunigen, sondern auch die Herausforderungen von Ressourceneinsparung und Umweltschutz bewältigen. So sei gegenwärtig der geeignete Augenblick für die Ausarbeitung des „12. Fünfjahresplans für die Kreislaufwirtschaft".
Yang Chunping, Direktor des Forschungszentrums für Kreislaufwirtschaft des Economic Mechanism and Management Institute beim SKER, war an der Ausarbeitung des Planes beteiligt. Nach Yang soll die Kreislaufwirtschaft in China schrittweise entwickelt werden. Im Rahmen des 12. Fünfjahresplans werden die folgenden vier Aspekte berücksichtigt:
Erstens sollen nach der Veröffentlichung des Plans detaillierte Vorschläge zur Umsetzung durch die lokalen Regierungen auf der Grundlage ihrer regionalen Bedingungen formuliert werden. Schlüsselprojekte sollen festgelegt werden, um wirtschaftlich sachgerecht vorzugehen und Investitionsrisiken zu vermeiden.
Zweitens wird die Zentralregierung diesen Schlüsselprojekten weitere finanzielle Unterstützung gewähren, zum Beispiel durch direkte Subventionen, oder die Übernahme von Zinszahlungen bei der Aufnahme von Krediten.
Drittens wird die Regierung überflüssige Vorschriften abschaffen, die bislang die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft beschränkt haben, sowie industriepolitische Maßnahmen formulieren und Investitionen tätigen mit dem Ziel, die Branche zu begünstigen. Die Herstellung und der Vertrieb von Recycling-Produkten soll mit dem Ziel einer größeren Verbreitung und Akzeptanz unter den Verbrauchern gefördert werden.
Eng damit ist die vierte Maßnahme verbunden, die durch Preispolitik energie-, wasser- und rohstoffsparende Produkte bzw. recycelte Erzeugnisse für Konsumenten attraktiver machen sollen.
Laut Yang haben einige Industrieunternehmen aus den Branchen, deren Produktion sehr energieaufwändig und stark umweltbelastend ist, bereits positive Erfahrungen mit der Kreislaufwirtschaft gesammelt, während andere noch völlig unerfahren in diesem Bereich sind. Deshalb müsse noch stärkeres Gewicht auf den Erfahrungsaustausch mit dem Ziel gelegt werden, ein System der Kreislaufwirtschaft zu etablieren, das möglichst die gesamte Gesellschaft erfasst.
Der neue Plan berücksichtigt den gesamten Prozess: Produktion, Zirkulation und Konsum. Ein Beispiel ist die Schiffsbauindustrie. Im Ausland wird Stahl entsprechend der Anwendung produziert, so dass die Form des Schiffsrumpfes bereits bei der Produktion des Stahls berücksichtigt wird. Bei chinesischen Schiffsbauunternehmen hingegen wird Standardstahl erworben, der dann in einem viel energieaufwändigeren Verfahren zum Schiffskörper gestaltet wird.
„Die Vereinfachung in einer frühen Produktionsphase dient der Rationalisierung aufwändiger Verfahren in der Wertschöpfungskette", sagt Zhou.
Die SKER wird gemeinsam mit der Zentralbank Maßnahmen zur Finanzierung von Projekten der Kreislaufwirtschaft konzipieren. Ein konkreter Katalog, der auch Börsengänge und ausländische Direktinvestitionen berücksichtigen soll, wird noch ausgearbeitet. „Vom Pilotprojekt bis zur umfassenden Förderung wird es für die Kreislaufwirtschaft im 12. Fünfjahresplan ein Entwicklungsmodell chinesischer Prägung geben", verspricht Yang. |