Künftig soll die neue Stadt Sansha die Verwaltungshoheit über die Inselgruppen Xisha, Zhongsha und Nansha sowie über die sie umgebenden Gewässer des Südchinesischen Meeres ausüben. Die Stadt soll der Region Auftrieb verleihen. Doch mit den neuen Entwicklungen gehen auch große Herausforderungen einher.
Fischereiverwaltung: Schiff Nr. 311 der Staatlichen Fischereiverwaltung beim Verlassen des Hafens von Guangzhou mit Kurs auf die Xisha-Inseln am 10. März 2009.
Die Wacht am Meer: Grenzwächter frischen am 24. August 2009 ein Denkmal auf den Xisha-Inseln auf.
In China gibt es derzeit fast 300 bezirksfreie Städte. Am 21. Juni fügte die Regierung 21 neue Städte der Liste hinzu. Sansha ist die kleinste Stadt Chinas – und wohl eine der widersprüchlichsten. Mitten im politisch brisanten Südchinesischen Meer gelegen, machen die umliegenden Staaten immer wieder Ansprüche auf das Gebiet geltend.
Nach einer Erklärung des Innenministeriums vom 21. Juni soll die Stadt nun für die Xisha- (Paracel-), Zhongsha- und Nansha (Spratly)-Inseln und die sie umgebenden Gewässer zuständig sein. Die Bezirksregierung von Sansha wird ihren Sitz auf der Insel Yongxing haben, welche zur Xisha-Inselgruppe gehört. Ihr Zuständigkeitsbereich erstreckt sich über eine Fläche von zwei Millionen Quadratkilometern, die hauptsächlich von Wasser eingenommen werden.
Eine Strategie von ganz oben
Die Einrichtung der Stadt Sansha sei Teil des chinesischen Regierungsplans und der langfristigen Strategie zur Lösung der Fragen um das Südchinesische Meer, erklärt Li Guoqiang, stellvertretender Direktor der Abteilung für Geschichte und Geographie der chinesischen Grenzgebiete an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften.
Im November 2007 genehmigte der Staatsrat die Pläne für Sansha, die von der Provinzregierung Hainans vorgelegt worden waren. Hainan war bis dato für die Region zuständig gewesen.
China ist das erste Land, das die Inselgruppen und die sie umgebenden Gewässer entdeckte und ihnen die Namen gab sowie die Souveränität darüber ausübt. Die Volksrepublik China richtete ein Verwaltungsbüro auf Bezirksebene ein, dass seit 1959 die Regierungsgewalt vollzog. 1988 wurde das Büro der neugegründeten Provinz Hainan unterstellt.
Am 21. Juni erklärte ein Sprecher des Innenministeriums nun, die Einrichtung der Stadt Sansha solle dazu beitragen, Chinas lokale Verwaltungstätigkeiten zu verbessern, die Entwicklung der Region auch in Zukunft voranzutreiben und die Gewässer des Südchinesischen Meers zu schützen.
In seiner mehr als 50-jährigen Geschichte habe das Verwaltungsbüro stets seine Aufgaben erfüllt, lobt Li Guoqiang. Gegenwärtig aber haben sich die sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so weit verändert, dass eine neue Verwaltungsstruktur geschaffen werden müsse.
Qu Xing, Direktor des Instituts für Internationale Studien, meint, dass die Anerkennung von Sansha als bezirksfreie Stadt nicht nur Chinas Herrschaft über die Inseln im Südchinesischen Meer stärken werde, auch die Souveränität und die maritimen Rechte und Interessen Chinas in der Region würden auf diese Weise geschützt.
Zu Sanshas Routineaufgaben werde der Umweltschutz, die Forschung und die Erschließung von Ressourcen gehören. Sowohl die Zentralregierung als auch die Provinzregierung von Hainan werden der Stadt dafür die erforderlichen Geldmittel zur Verfügung stellen.
Qu ist der Meinung, dass die chinesische Regierung mit diesen Maßnahmen von ihrer rechtmäßigen Zuständigkeit für die Inseln im Südchinesischen Meer Gebrauch macht. Sansha wird sich künftig auch mit Fischereistreitigkeiten im Südchinesischen Meer auseinandersetzen, und die Fischer und deren Eigentum schützen.
Große Investitionsmöglichkeiten
Wie andere Städte brenne auch Sansha darauf, Investitionen anzulocken, so Li. Dies trage dazu bei, die eigene Wirtschaft aufzuwerten, die Lebensbedingungen der Einwohner zu verbessern, den Bau öffentlicher Einrichtungen zu fördern und den Wohlstand zu mehren.
„Ausländischen Firmen bietet sich die einzigartige Gelegenheit, in dieser Region zu investieren", meint Li. Die Unternehmen aus dem Ausland könnten bei der Regierung von Sansha die Erlaubnis zum Bau von Fabriken einholen, oder andere Investitionsformen durchführen und so die lokalen Ressourcen im Rahmen der Gesetze und Richtlinien des Landes zu erschließen.
Das Südchinesische Meer bietet enorme Öl- und Gaslagerstätten. Zahlen des Ministeriums für Land und Ressourcen belegen, dass es in der Region an mehr als 200 Stellen Gesteinsstrukturen gibt, die Öl oder Gas führen. Dazu kommen rund 180 Öl- und Gasfelder. Insgesamt werden die Ölreserven auf 55 Billionen Tonnen geschätzt, die Gasreserven auf rund 20 Billionen Kubikmeter.
Nach Lis Einschätzung verfügt Sansha über großes Potential, Unternehmen anzulocken, die die Öl- und Gasressourcen ausbeuten wollen – im Falle von ausländischen Unternehmen, indem sie Joint Ventures mit chinesischen Partnern eingehen.
Technologische Durchbrüche bei Offshore-Bohrinseln und die jüngsten Erfolge des Unterseeboots „Jiaolong" haben Chinas Stärke als Seemacht eindrucksvoll demonstriert und gezeigt, dass es in der Lage ist, Rohstofferforschung und -förderung sowohl in Küstennähe als auch in der Tiefsee durchzuführen.
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