08-07-2012
Im Focus
Armee im Untergrund
von Bai Shi

Neue Funde: Archäologen haben zum ersten Mal einen buntbemalten Schild bei einer Grabung auf dem Gelände des Museums der Terrakotta-Armee des ersten chinesischen Kaisers entdeckt.

Showbiz vor 2200 Jahren: Über 20 Statuen von Akrobaten und Schauspielern wurden bei der jüngsten Grabung freigelegt.

Die beiden freigelegten Streitwägen enthalten Bauteile aus Ulmen-, Maulbeer- und Eichenholz. Die Altvorderen verwandten große Sorgfalt auf die Auswahl geeigneten Materials für die Konstruktion robuster Streitwägen, sagt Yuan.

Zu den weiteren Funden zählen Kampfbogen und Armbruste sowie 10 Lanzen des Typs Bi. Historiker gehen davon aus, dass die Qin-Armee über die besten Armbruste der damaligen Zeit hinsichtlich Reichweite und Zielgenauigkeit verfügten.

Das Rätsel um die Aufstellung der Figuren in Kampfformation bewegt die Archäologen nach wie vor. Auf der Grabungsstätte blicken die meisten Figuren nach Osten, lediglich die Soldaten an der Außenlinie sind nach Norden orientiert.

"Früher wurde lediglich darüber spekuliert, dass die Qin-Armee über einen Seitenflügel verfügte, um einen Angriff abzuwehren, der über die Flanken erfolgt. Die Ausgrabung hat diese Auffassung nun bestätigt", sagt Yuan.

Die Qin-Dynastie war bei all ihrer Kurzlebigkeit eine der machtvollsten der chinesischen Geschichte. Die ausgegrabene Armee aus Ton enthüllt eine Epoche einzigartiger militärischer Schlagkraft.

 

Kaiserliche Unterhaltung

In einer benachbarten Kammer wurden eine Reihe von Schauspielern oder Akrobaten aus Ton gefunden. Die Figuren haben einen Farbüberzug aus Rosa mit roten, violetten und schwarzen Mustern. Der größte Akrobat misst 2,50 Meter, seine Füße sind 32 Zentimeter lang. 

"Aus der Kammer in der südöstlichen Ecke des Mausoleums haben wir 41 Figuren geborgen, die sich deutlich von den Kriegern unterscheiden. Ihren Gesten nach zu urteilen befinden sie sich gerade inmitten einer theatralischen oder tänzerischen Darbietung", sagt Grabungsleiter Shen Maosheng. Er ist der Auffassung, dass die übertriebene Gestik dieser lebensgroßen Figuren einen Hinweis auf ihre Identität als Darsteller in einer Lustbarkeit im Kaiserpalast liefert.

 

Hinweis auf eine Brandkatastrophe

Einige der ausgegrabenen Artefakte weisen Brandspuren auf. Aus unbekannten Gründen waren die Figuren Feuer ausgesetzt. Lange Zeit gab es dazu zwei konkurrierende Erklärungsmodelle: die eine ging von spontaner Entzündung durch Fäulnisgase aus, die bei der Zersetzung von Holz und anderen organischen Stoffen in den Kamnmern freigesetzt wurden. Die andere nahm an, dass es sich um vorsätzliche Brandstiftung gehandelt habe.

Funde von verkohlten Resten organischen Materials und rote Erde liefern Hinweise auf ein ausgedehntes Feuer in der Kammer. Tonfiguren in Nähe der Gänge und der Tore der Kammer weisen den höchsten Grad der Beschädigung auf. Es ist denkbar, dass hier das Feuer dank Luftzufuhr am heftigsten wütete.

„Heute wird darüber spekuliert, dass das Feuer von Xiang Yu (232-202 v.Chr.) gelegt worden sein könnte. Er war einer der großen Gegenspieler des Kaisers und ein Anführer des Aufstandes gegen die Dynastie. Seine Soldaten legten möglicherweise Feuer in der Absicht, das Mausoleum zu zerstören", sagt Shen.

Motive gab es reichlich: Xiang hasste den Kaiser, denn sein Staat war von Qin Shihuang erobert und seine Familie auf dessen Befehl ermordet worden. Als Xiang die Hauptstadt Qins, Xianyang (das heutige Xi'an), im Jahre 206 v. Chr., vier Jahre nach dem Tode des Kaisers, eroberte, könnte er es auf die Zerstörung der Grabanlage abgesehen haben. Die chinesische Geschichtsschreibung nimmt Bezug auf ein entsprechendes Ereignis, das nun durch die Grabung bestätigt scheint", so Yuan.

Nach Angaben des Grabungsteams wird die aktuelle Ausgrabung in zwei bis drei Jahren abgeschlossen sein. In den kommenden Jahren wollen die Wissenschaftler ihre Aufmerksamkeit darauf konzentrieren, die kostbaren Funde zu schützen und die ursprüngliche Farbgebung zu rekonstruieren.

 

 

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