04-07-2012
Im Focus
TV-Karriere für ein Ehepaar vom Lande: „Ein Häppchen China
von Chen Ran

 

Huang Guosheng (dritter von links) mit der Vize-Direktorin der Xibei-Restaurantkette Jia Guohui am 20. Juni bei der Unterzeichnung des Vertrags zur Bestellung des Ehepaares als Markensprecher für Xibei-Huangmomo.

 

Ernennung zum Markensprecher

Auch Jia Guolong, Chef der Restaurantkette Xibei, sitzt an diesem Abend vor der Mattscheibe.

Er erzählt von seiner spontanen Eingebung: „Alle Spezialitäten, die in der Sendung vorgestellt werden, scheinen mir überaus lecker zu sein. Ich würde gerne überall hinreisen, um sie vor Ort auszuprobieren. Dann ist mir der Einfall gekommen, dass man sie vielleicht gleich in Beijing herstellen kann!" 

Als Jia durch die Serie von der Geschichte des Ehepaares und seiner Huangmomo erfährt, fällt ihm auf, dass die beiden gar nicht weit von seinem Heimatort entfernt leben. Gerade mal eine Halbtagesreise mit dem Auto. Da Jia sich gerade auf Urlaub in seiner Heimat befand, nahm er sofort mit ihnen Kontakt auf.

Anfang Juni fuhr Jia Guolong mit ein paar Freunde aus der Stadt Baotou zu den Huangs. Er wollte mit ihnen besprechen, ob es möglich sei, ein paar seiner Leute zu ihnen zu schicken, damit sie von den Huangs in der Kunst der Zubereitung von Huangmomo unterwiesen würden.

Obwohl die Huangs beeindruckt waren von der Ernsthaftigkeit, mit der Jia sein Anliegen vortrug, wollten sie zunächst doch die Meinung ihrer Kinder einholen. Ihre 35-jährige Tochter Huang Yanxia betreibt in der Stadt Yulin ein Restaurant, hundert Kilometer von ihrem Heimatdorf entfernt. Ihr Sohn Huang Yanxiong, dreißig Jahre alt, lebt ebenfalls in Yulin, wo er als LKW-Fahrer arbeitet. Jia Guolong lud die ganze Familie Huang nach Beijing ein, damit sie einerseits ein wenig Sightseeing machen und andererseits einen unmittelbaren Eindruck von seinem Betrieb gewinnen konnten. 

Nach der Rückkehr in ihr Dorf hatten sie zehn Tage Bedenkzeit, um zu überlegen, ob sie mit Jia kooperieren wollten. Sie sagten zu und wurden schließlich für die Dauer von drei Jahren für 300 000 Yuan (37 516 Euro) als Markensprecher und technische Berater von „Xibei-Huangmomo" eingestellt. Das Ehepaar wird sich jedes Jahr einen Monat Zeit nehmen, um in den Restaurants und Cater-Betrieben der Xibei-Kette in Beijing, Shanghai, Guangzhou, Shenzhen und einigen weiteren Städten Lehrgänge für die Bäcker der Filialen zu veranstalten. 

 

Leidet der Geschmack der Huangmomo?

Vereinbarungsgemäß startet der Verkauf der Huangmomo im August 2012. Der Stückpreis soll drei Yuan (0,38 Euro) betragen. Viele Leute fragen sich schon jetzt, ob die Qualität der Huangmomo wohl durch den Umzug vom Land in die Stadt leiden wird.

Jia Guolong will die Bedenken zerstreuen und erklärt: „Wir werden die Zutaten auf dem lokalen Markt einkaufen, um so den authentischen Geschmack zu gewährleisten."

Cui Xiaoyan ist Chefbäckerin der Experimentierküche von Xibei und die erste Schülerin der Huangs. Mit ihrer mehr als 15-jährigen Erfahrung als Köchin ist sie recht zuversichtlich, die Herstellung von Huangmomo rasch in den Griff zu bekommen.

Cui Xiaoyan sieht ihre primäre Aufgabe darin, den Herstellungsprozess zu standardisieren. Erst auf dieser Grundlage könne man an die hundert Bäcker in der Kunst des Huangmomo-Machens unterweisen.   

Neben dem Sprecheramt und der Unterweisung beinhalte die Zusammenarbeit auch die Registrierung von Huangmomo als Markennamen, sagt Jia Guolong.

Nach Angaben von Huang Yanxiong werden seine Eltern mit dem Geld ein neues Haus in ihrer Heimat bauen. Er selbst will Ende des Jahres gemeinsam mit seiner Frau ein Ladengeschäft zum Verkauf von Huangmomo eröffnen, um seine Eltern zu entlasten.

„Wenn wir nicht zuhause sind, kümmert sich niemand um unsere vier Hektar Land, Esel, Hund und Katz. Unser Leben auf dem Land hängt vollkommen vom Regenfall ab. Kein Regen, keine Ernte. Beijing ist ja gut, uns aber ist unser Zuhause lieber. Einen alten Baum verpflanzt man nicht", sagt Wu Guizhen und lächelt verschmitzt.

   <   1   2