Gedämpfte Hirsebrötchen verändern das Leben einer Bauernfamilie aus Nordwestchina
Huangmomo: Vom Ehepaar Huang Guosheng und Wu Guizhen höchst persönlich handgemacht.
Am 20. Juni führt Wu Guizhen (Mitte) im Rahmen der Unterzeichnung des Beratervertrages die Herstellung von Huangmomo vor.
Bis zum Mai 2012 war die weiteste Reise, die Huang Guosheng und Wu Guizhen, ein Bauerpaar aus Chinas Nordwesten, jemals unternommen hatten, die von ihrem Dorf in die Hauptstadt ihrer Heimatprovinz Shaanxi gewesen. Seit acht Jahren machen die beiden in Kengjiagou im Kreis Suide gelbe gedämpfte Brötchen, genannt Huangmomo. Sie hätten nie gedacht, dass sie eines Tages im Fernsehen auftreten würden und bis ins ferne Beijing reisen könnten, um dort Markensprecher in Sachen Huangmomo zu werden!
Aber genauso ist es gekommen: am 20. Juni wurden Huang und seine Frau in Beijing vom Caterer und Restaurantbetreiber Xibei aus Nordwestchina unter Vertrag genommen. Die Weitergabe ihres Backrezepts an die Meister der Xibei-Kette ist Teil des Deals zwischen dem Großunternehmen und den braven Leuten aus einfachen Verhältnissen. Auf der Pressekonferenz zeigte das Ehepaar mit starkem Akzent und gewinnendem Lächeln keine Scheu vor den Medien. Mit ihrem ruhigen Vertrauen in die Kunst der Huangmomo-Herstellung und ihrer Hoffnung auf ein neues Leben, kam der Auftritt der Eheleute bei den Journalisten sogar ganz ausgezeichnet an.
Acht Minuten Ruhm
„Ein Häppchen China", dem das Paar seinen Ruhm verdankt, ist eine Dokumentarreihe in sieben Folgen. Seit 14. Mai läuft diese Serie auf CCTV. Rund um das Thema Lebensmittel und Kochkunst hat die Serie mit Beispielen aus ganz China die Besonderheiten der chinesischen Esskultur präsentiert und den Zuschauern dabei ungeahnte Küchengeheimnisse verraten.
Huangmomo werden aus Hirse gemacht – der wichtigsten Kulturpflanze der Lößebene, die sich über Chinas Nordwesten erstreckt. Als typische Spezialität der Provinz Shaanxi spielen sie eine wichtige Rolle in die zweite Folge, die unter dem Titel „Die Geschichte der Grundnahrungsmittel" lief. Ende 2011 war das Aufnahmeteam zu Besuch bei Huang Guosheng und seiner Frau Wu Guizhen. Fünf Tage lang begleiteten die Fernsehleute den gesamten Prozess von der Herstellung bis zum Verkauf handgemachter Huangmomo.
Wu Guizhen meint, dass man die Herstellung von Huangmomo „innerhalb von drei Tagen beherrscht", so einfach sei das Ganze. Weil alle drei Tage im Hause des Bauernpaares ein „Produktionszyklus" zum Abschluss kommt, fährt Huang Guosheng jeden dritten Tag eine halbe Stunde mit seinem Transportrad in die fünf Kilometer entfernte Kreisstadt, um dort die von seiner Frau gemachten 700 Huangmomo zu verkaufen. Pro Stück kosten sie einen Yuan (0,13 Euro). Innerhalb von zwei Monaten verkauft Huang insgesamt 15 000 Huangmomo. Nach Abzug der Kosten bleibt dem Paar ein Reingewinn von 8000 Yuan (1000 Euro).
Der Auftritt der Huangs in der Fernsehserie dauerte nur acht Minuten. Mit ihrem nordwestchinesischen Akzent, ihrem ehrlichen Lächeln, ihrem Stolz auf die selbstverfertigte Spezialität und dem fröhlichen Gesang bei der Arbeit haben die Huang die Herzen der Zuschauer erobert. Viele Unternehmen aus ganz China kontaktierten nach der Ausstrahlung der Sendung das Ehepaar in der Hoffnung auf Zusammenarbeit.
„Alle sprechen jetzt von meinem Fernsehauftritt, aber ich hätte überhaupt nicht damit gerechnet, zu einer kleinen Berühmtheit zu werden!", bekennt Huang vor Journalisten.
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