19-06-2012
Im Focus
Yen und Yuan bald unzertrennlich?
von Lan Xinzhen

Blickfang Japan: Aussteller aus dem Reich der aufgehenden Sonne auf der 2010 Shanghai International Gift Show.  Liu Ying

Yuan als Weltwährung?

"Beim neuen Währungsregime handelt es sich um einen wichtigen Schritt in Richtung einer Internationalisierung des Yuan", so die Einschätzung von Zhang Bin, Forschungsrat am Institut für Weltwirtschaft und Politik an der  Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften.

Um sich zu einer internationalen Währung zu mausern, muss der Yuan durch Handel in die Rolle einer Leitwährung hineinwachsen. Neben dem US-Dollar und Euro ist der Yen die wichtigste Leitwährung. Bislang dient der Yuan allerdings nur der Welt zweitgrößten Volkswirtschaft als Leitwährung. Durch die direkte Konvertierbarkeit in den Yen wird sich die Akzeptanz des Yuan auf dem internationalen Finanzmarkt erhöhen, denn nicht umsonst ist Tokyo einer der belebtesten Finanzplätze der Welt.

Seit dem Ausbruch der weltweiten Finanzkrise hat China die Initiative zur Internationalisierung des Yuan ergriffen. Das geschah vor allem durch eine Ausweitung der direkten Verrechnung im grenzüberschreitenden Handel und bei Auslandsinvestitionen. Darüber hinaus hat China mit 19 Ländern Währungsswap-Abkommen im Gesamtumfang von mehr als 1,9 Billionen Yuan (236 Milliarden Euro) geschlossen. 

Nichtsdestotrotz war der Wechselkurs des Yuan viele Jahre lang ausschließlich an den Dollar gekoppelt. Der Wechselkurs gegenüber anderen Währungen ergab sich aus der Berechnung von Cross Rates, bei der die Leitwährung US-Dollar jedoch immer eine wichtige Rolle spielte, was zu Verwerfungen bei der Berechnungen der Wechselkurse führte. So gehen Experten davon aus, das der direkte Handel von Yen und Yuan die Transparenz, Autonomie und realen Wert des Yuan besser zur Geltung bringen und nicht nur die Transaktionskosten senkt, sondern auch die Internationalisierung der chinesischen Währung voranbringen wird.  

Ding meint, dass der direkte Handel auf dem Devisenmarkt in Tokyo die Konvertierbarkeit des Yuan erhöht und die Abhängigkeit vom Dollar beim Geldtausch von Yuan in Yen reduziert, was wiederum zu einem ausgeglicheneren internationalen Währungssystem beiträgt.

Der direkte Devisenhandel gibt die Marschrichtung für die künftige Reform des Yuan-Wechselkursregimes vor, die vermutlich auf zwei Säulen ruhen wird: der allmähliche Abschied von der Festlegung des Wechselkurses zu einem freien Wechselkurs, der sich aus dem Spiel von Angebot und Nachfrage auf den internationalen Finanzmärkten ergibt. Hinzu kommt eine stärkere Berücksichtigung der Kapitalbilanz. Allerdings wird allenthalben zu einer vorsichtigen Implementierung der Reform geraten. 

Dollar unbeeinträchtigt

Als ein Zeichen für die schwindende Bedeutung des US-Dollars als Reservewährung werten Medienberichte die Tatsache, dass mit dem direkten Yen-Yuan-Handel die Währungen zweier Länder enger miteinander verbunden werden, deren Volkwirtschaften auf Platz zwei und drei der Welt stehen.

Tan Yaling, Direktor des China Foreign Exchange Investment Research Institute, sieht jedoch keine Schwächung der zentralen Rolle des US-Dollars im internationalen Währungsgefüge: "Der Dollar ist und bleibt der Bezugspunkt für die Währungen der Welt. Auch wenn es nun den Handel des Yuan und des Yen ohne den Umweg über die Verrechnung mit dem Dollar gibt, bleiben beide Währungen doch an den Dollar gebunden." Der Forscher erläutert die Verhältnisse so: „In der Vergangenheit wurde der Wechselkurs des Yuan gegenüber dem Yen unter Berücksichtigung des Dollarkurses gegenüber beiden Währungen berechnet. Von nun an wird er auf der Grundlage der Kursnotierung der Marktteilnehmer festgesetzt. Aber für die Marktteilnehmer wird es weiterhin unerlässlich sein, die Schwankungen des Yen gegenüber dem Dollar bei der Berechnung des Yen-Yuan-Wechselkurses zu berücksichtigen."

"Weder die chinesische Notenbank noch sonst irgendeine Bank kann den Wechselkurs zwischen Yen und Yuan berechnen und dabei den Wert des Dollars außer Acht lassen", sagt Zhao Qingming, Analyst der China Construction Bank.

Da die Devisenmärkte rund um die Uhr arbeiten, wechseln die Geschäftsbanken laufend Devisenbestände aus den "kleinen" Währungen Yuan und Yen in die Leitwährung US-Dollar, um dadurch Wechselkursrisiken entgegenzuwirken. Für Zhao ist die Sache klar: „Selbst wenn das Handelsvolumen stark anwächst, die Geschäftsbanken Chinas und Japans können dennoch nicht auf den Dollar als Ankerwährung verzichten."

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