Durch direkte Verrechnung mit dem Yen im bilateralen Handel setzt China einen Schritt in Richtung Internationalisierung des Renminbi. Leitwährung aber bleibt der Dollar.
Direkter Devisenhandel: Eine Bankangestellte in Tancheng, Provinz Shandong zählt, Yen-Noten. Zhang Chunlei
Shanghai Hyron Software Co. ist gut auf dem japanischen Markt aufgestellt. Das zahlt sich nun aus: Das Interesse der Investoren wächst am Unternehmen, denn der Handel mit Japan ist seit dem 1. Juni so kostengünstig wie nie zuvor. An diesem Tag trat der direkte Handel von Yuan zu Yen in Kraft, ohne den Umweg über die Verrechnung mit dem US-Dollar zu nehmen. Damit ist die japanische Währung die zweite nach dem US-Dollar, von der direkt in den Yuan getauscht werden kann. Das senkt die Handlungskosten im Im- und Exportgeschäft und erleichtert den Zahlungsverkehr zwischen Banken.
Das Beispiel von Hyron Software liefert ein eindrucksvolles Rechenexempel: 2011 erzielte das Unternehmen auf dem japanischen Markt einen Umsatz von 312 Millionen Yuan (38,8 Millionen Euro), was fast 80 Prozent seines gesamten Umsatzes ausmachte. Der Gewinn im Kerngeschäft stammt sogar zu 90 Prozent aus dem Handel mit Japan. Die direkte Verrechnung senkt in bedeutendem Umfang die Transaktionskosten des Unternehmens.
Die Zentralbank Chinas erwartet von diesem wichtigen währungspolitischen Schritt eine Belebung im bilateralen Handel und beim Kapitalverkehr. Das China-Japan-Geschäft wird unter diesen günstigen Bedingungen weiter ausgebaut werden.
Günstige Entwicklung
Auf der Mikroebene sind Firmen wie Hyron Software die größten Gewinner, weil der direkte Handel zwischen Yuan und Yen die Währungskosten im chinesisch-japanischen Handel deutlich reduziert.
Japan ist Chinas viertwichtigster Handelspartner, für Japan ist China sogar der wichtigste Handelspartner. Im vergangenen Jahr belief sich das bilaterale Handelsvolumen auf knapp 345 Milliarden US-Dollar. Durch das neue Yen-Yuan-Wechselkurssystem sollen bis zu drei Milliarden US-Dollar an Transaktionskosten gespart werden.
"Auf der Makroebene wird der direkte Handel zur Stärkung beider Währungen und zur Belebung des Finanzplatzes Tokyo beitragen", meint Ding Zhijie, Professor an der University of International Business and Economics in Beijing.
Für beide Seiten ist die neue Regelung nicht nur eine weitere Marke auf dem Weg zum Wandel des Weltwährungssystems, sondern auch ein Mittel zur Förderung der bilateralen Beziehungen und zur Angleichung der Wechselkurse. Nach Ding kann das direkte Yen-Yuan-Wechselkurssystem der Welt zeigen, dass sich die Region zutraut, eine Freihandelszone zu bilden, die aus China, Japan und Südkorea besteht.
Auf dem 5. Ostasien-Dreiergipfel in Beijing am 13. Mai vereinbarten Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao, der südkoreanische Präsident Lee Myung-bak und der japanische Ministerpräsident Noda Yoshihiko die Aufnahme von Gesprächen zur China-Südkorea-Japan-Freihandelszone (FTA) noch im Jahr 2012. Mit einer Bevölkerung von 1,5 Milliarden Menschen, einem Anteil von 20 Prozent an der Weltwirtschaft und satten 70 Prozent an der gesamten Wirtschaft Asiens, wird die geplante FTA nach Nordamerika und der EU der weltweit drittgrößte Wirtschaftsraum sein.
Kooperation im Finanzwesen ist eine wichtige Bedingung zur Schaffung einer Freihandelszone, während die direkte Konvertibilität der Währungen eine unverzichtbare Voraussetzung dafür ist. Die Möglichkeit des direkten Tauschs von Yen in Yuan wird die Gespräche für eine Freihandelszone ohne Zweifel beflügeln.
Ein direkter Umtausch zwischen der chinesischen und der südkoreanischen Währung findet bereits in einem Probelauf statt. Ziel ist es auch hier, schließlich generell zu einer freien Konvertierbarkeit zwischen Yuan und Won zu kommen.
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